news

Zwerger ganz groß: Durchbruch des ÖEHV-Cracks

Vor eineinhalb Jahren die große Unbekannte, jetzt Stütze bei Ambri und ÖEHV.

Zwerger ganz groß: Durchbruch des ÖEHV-Cracks Foto: © GEPA

presented by

Noch hat der Kader von Eishockey-Teamchef Roger Bader nicht jene Gestalt, die er haben soll und muss, sobald das ÖEHV-Nationalteam die Mission "erneuter Klassenerhalt" bei der A-Weltmeisterschaft in Bratislava (10. bis 26. Mai) angeht.

Österreich steht mitten in einer intensiven Vorbereitung mit Top-Testspielen gegen Tschechien, Slowakei, Deutschland, Dänemark und Kanada. Die Teamspieler aus der EBEL-Finalisten spusu Vienna Capitals und KAC fehlen natürlich noch.

Mit Dominic Zwerger ist aber eine heiße Aktie schon längst zum Team eingerückt und bewies bei den beiden Partien gegen Tschechien, dass er seinen steilen Aufstieg beim Verein Ambri-Piotta auch im Nationalteam fortsetzen will.

Bei der 4:5-Penalty-Niederlage gegen den sechsfachen Weltmeister steuerte Zwerger zwei Tore bei - auch den späten Ausgleich knappe zehn Sekunden vor dem Ende, bei dem er seine technischen Fähigkeiten unter Beweis stellte.

Beim zweiten Test gegen die Slowakei am Tag nach dem 1:5 in Salzburg (ab 17:30 Uhr in Innsbruck - LIVE auf LAOLA1.tv) hat der Vorarlberger die Gelegenheit, weiter zu unterstreichen, warum er vor kurzem zum "ÖEHV-Spieler des Jahres 2018" gewählt worden ist.

 

VIDEO - Zwergers schöner Ausgleich gegen Tschechien:

Besagter steiler Aufstieg ist bestimmt keine Übertreibung, sieht man sich den Fakt an, dass sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gerade einmal vom 9. November 2017 datiert, als er in Innsbruck gegen Norwegen auch gleich den Führungstreffer erzielte. In knapp eineinhalb Jahren hat sich Zwerger also zur absoluten Stütze in der Offensive entwickelt.

Auf 22 Länderspiele ist sein A-Team-Konto seither angewachsen, alle sieben Spiele bei der letzten A-WM 2018 in Dänemark eingerechnet. Acht Tore und zwei Assists stehen dabei zu Buche.

Der Linksflügel lässt sich also getrost als "Stammspieler" bezeichnen, auf dessen Performance Österreich im Kampf gegen den Abstieg angewiesen sein wird.

Nächstes Jahr auf den großen Bühnen

Nicht nur die Leistungen im ÖEHV-Trikot waren es, die Zwerger die Auszeichnung zum Eishockey-Spieler des Jahres einbrachten.

Mit 19 Toren und 28 Assists für das Überraschungsteam Ambri-Piotta spielte er sich in die Top Ten der National-League-Scorerwertung und bestätigte den Titel "Newcomer des Jahres", den er in der Schweiz schon in der Saison zuvor mit ähnlichen Zahlen einheimste.

Damit hatte der Offensivmann durchaus seinen Anteil am erstmaligen Playoff-Einzug der Tessiner seit 2006, das Aus im Viertelfinale gegen Biel-Bienne war keine Schande – und zur Belohnung gab es die Qualifikation für die Champions Hockey League und die Einladung zum 93. Spengler Cup in Davos zum Ausklang des Jahres 2019.

Der Schweizer Weg

Zwerger kehrte erst im Sommer 2017 von einem vierjährigen Abenteuer in den USA, wo er bei den Spokane Chiefs und Everett Silvertips in der Nachwuchs-Liga "Western Hockey League" agierte, zurück zu den Eidgenossen.

Seine Nachwuchs-Zeit verbrachte der gebürtige Dornbirner nämlich auf der westlichen Seite der Grenze bei Rheintal, Herisau und Davos, wodurch er eine Schweizer Lizenz besitzt und in der National League nicht als Ausländer gilt.

"Wenn du als Schweizer Spieler giltst, bekommst du mehr Eiszeit, kannst dich als Spieler besser entwickeln und mehr Selbstvertrauen aufbauen", sagt Zwerger im Gespräch mit LAOLA1.

Übersee gewagt und gewonnen

Der Vorarlberger nutzte die Gelegenheit des kurzen Weges, um in die attraktiven Ausbildungswege in der Schweiz zu kommen: "Das Spiel ist dort ein bisschen schneller als in Österreich, genau das wollte ich lernen – dass ich im Kopf schneller sein muss und die Scheibe schneller weiterleite."

Schließlich öffnete sich eine Tür, nach der sich die meisten Nachwuchs-Spieler sehnen: Jene nach Nordamerika.

"Für mich hat es gar keinen speziellen Grund dafür gegeben – ich habe den Anruf bekommen und meine Familie meinte nur: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Zurückkommen kannst du immer noch – und zum Glück habe ich diesen Schritt gewagt."

In Übersee lernte Zwerger die nächste Stufe des Spiels kennen: "Das Spiel ist schneller und härter, alle Spieler auf dem Eis noch einmal besser."

Und dazu kam ein weiterer Eishockey-Kulturschock für den damals 17-Jährigen: "In der Schweiz hatten wir vielleicht 50 Zuschauer, in den USA waren schon bei den ersten Tests 2.000 bis 3.000 Leute. Da schaust du schon einmal. Es ist eben quasi die Junioren-NHL."

Ambri-Piotta, eine langfristige Familie

Mit den neuen Erfahrungen im Gepäck kehrte Zwerger schließlich in die Schweiz zurück. Nicht zum HC Davos, von wo er den Absprung schaffte, sondern eben zu Underdog Ambri-Piotta.

"Es hätte auch andere Optionen in der Schweiz gegeben, aber ich habe gute Chancen auf Eiszeit und Potenzial gesehen. Sie wollen etwas aufbauen – viele junge Spieler, eine neue Eishalle... und es ist für mich schon jetzt ein Zuhause, eine Familie", sagt Zwerger euphorisch.

Eine Familie, an die er sich lange gebunden hat: Sein Vertrag ist bereits vorzeitig bis 2022 verlängert worden.

"Sie haben mir Vertrauen geschenkt, ich habe es zurückgegeben. Der Verein hat nachgezogen, jetzt bin ich wieder dran", lächelt der Stürmer.

Nur der Ruf einer erneuten Übersee-Aufgabe würde im Vertrag ab 2020 berücksichtigt sein. "Das wäre immer noch mein Traum, aber ich schaue von Aufgabe zu Aufgabe, verkopfe mich deswegen nicht zu sehr."

Schmutziger spielen!

Die nächste Aufgabe wird sein, das Nationalteam in der obersten Klasse zu halten. Dabei will Zwerger Tugenden mitnehmen, die in Ambri-Piotta einen zentralen Stellenwert besitzen – mannschaftlicher Zusammenhalt.

"Es ist kein Geheimnis, dass wir gegen Nationen wie Schweden über schönes Eishockey keine Punkte gewinnen werden. Da müssen wir einfach, hart und direkt spielen, die Chancen ergreifen, die sie uns geben."

Und Zwerger weiß um die individuellen Qualitäten, die er in den Abstiegskampf reinwerfen kann: "Ich hatte immer schon eine gute Größe und Masse. Das hat meinem Spielstil immer geholfen, ich kann mit Körper spielen. Mittlerweile habe ich auch eine gute Übersicht, kann Pässe spielen und Tore schießen. Vielleicht könnte ich in den Ecken noch etwas schmutziger zu Werke gehen", lacht Zwerger.

Der Klassenerhalt mit der ÖEHV-Auswahl würde seine Saison aber absolut astrein machen.

 

>>> Österreich - Slowakei, Samstag ab 17:30 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv <<<

VIDEO - Highlights vom 4:5 gegen Tschechien:

Kommentare