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ÖEHV: Wie Tolvanen das Torhüter-Problem vorerst lösen kann

Kurzfristig geht es nur über eine Einbürgerung. Atte Tolvanen könnte schon für die Olympia-Quali einsatzberechtigt sein. Wie darüber hinaus geplant wird.

ÖEHV: Wie Tolvanen das Torhüter-Problem vorerst lösen kann Foto: © GEPA

Nach der Eishockey-Weltmeisterschaft ist vor der Olympia-Qualifikation.

In rund drei Monaten spielt Österreich in Bratislava um ein Ticket für die Olympischen Winterspiele 2026. Dabei trifft die ÖEHV-Auswahl neben Gastgeber Slowakei auf Kasachstan und A-WM-Aufsteiger Ungarn. Nur der Sieger qualifiziert sich für das Turnier in Mailand.

2014 war die Eishockey-Equipe zuletzt bei Olympia vertreten, die Winterspiele in Sotschi nahmen bekanntermaßen ein unrühmliches Ende. Pyeongchang 2018 und Peking 2022 wurden deutlich verpasst.

Bei der WM wurde unter anderem mit dem zehnten Platz Selbstvertrauen für die nächste Aufgabe gesammelt. "Wir wissen, wir haben dort starke Slowaken, aber wir wissen auch, wenn wir optimal spielen, dass wir sie an einem guten Tag schlagen können", sagte Teamchef Roger Bader.

"Laufendes Verfahren"

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Der Schweizer könnte dabei unerwartete Verstärkung erhalten. Am Tag des historischen Sieges über Olympiasieger Finnland wurde publik, dass der ÖEHV offenbar an der Einbürgerung von Red Bull Salzburgs Meister-Torhüter Atte Tolvanen arbeiten würde.

ÖEHV-Präsident Klaus Hartmann bestätigte während der WM im Rahmen eines Mediengesprächs: "Es gibt ein laufendes Verfahren." Die Hoffnung besteht, dass der ICE-Playoff-MVP der Spielzeiten 2021/22 und 2022/23 bis Ende August den österreichischen Pass besitzt.

Der 29-jährige Keeper sei ein "Spitzen-Tormann", schwärmte Hartmann. Im Zuge von Evaluierungs-Gesprächen mit Salzburg wurde bei Tolvanen vorgefühlt, ob der Finne denn überhaupt interessiert sei, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Der Tormann zeigte sich nicht abgeneigt. "Wenn er Österreicher werden will, dann wäre das für uns nicht ganz unglücklich. Wir hätten einen zusätzlichen starken Torhüter", wusste der Präsident.

Unglücklicher Zeitpunkt

Das Vorhaben ist durchaus zu verstehen, einzig der Zeitpunkt wirkt unglücklich.

Allen voran David Kickert hat im Laufe der WM bewiesen, dass er in Bernhard Starkbaums Fußstapfen steigen könnte, wenn ihm auch in Salzburg das notwendige Vertrauen entgegengebracht würde.

Was es für ihn bedeuten würde, wenn Tolvanen eingebürgt wird? "Das besprechen wir, wenn es so weit ist", gab sich der Keeper, der neben Marco Rossi und Clemens Unterweger zu den drei besten ÖEHV-Spielern gewählt wurde, wortkarg.

"Kurzfristig gibt es eine einzige Lösung, das ist die Einbürgerung."

ÖEHV-Präsident Klaus Hartmann

Der ÖEHV ist bestrebt, das herrschende Torhüter-Problem zu lösen. "Es ist nach wie vor eine Baustelle, weil die Torhüter in der Liga nicht das Vertrauen und die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen würden", betonte Hartmann. Der Verband könne dies jedoch nur beschränkt beeinflussen.

Torhüter-Gipfel brachte Lösungsansätze

Nichtsdestotrotz will man Schritte setzen, um die Torhüter künftig mehr zu fördern.

Deshalb wurden bei einem Torhüter-Gipfel im Februar 2023, bei dem neben Teamchef und Sportdirektor Roger Bader unter anderem die Torwart-Trainer Markus Kerschbaumer und Reinhard Divis ebenfalls anwesend waren, auch Lösungsansätze erarbeitet.

"Uns war klar, dass sich in den nächsten vier, fünf Jahren nichts ändern wird. Kurzfristig gibt es eine einzige Lösung, das ist die Einbürgerung", erklärte der Präsident und schätzte sich glücklich, mit Tolvanen nun einen Kandidaten zu haben.

Mittelfristig soll im Verband ein "Head of Goalkeeper Development" implementiert werden, dessen Schwerpunkte auf der Torhüter-Ausbildung und -Entwicklung liegen werden. Dazu sind eigene Torhüter-Camps geplant.

Import-Goalie soll für zwei zählen

Als weitere Maßnahme wünscht sich Hartmann, dass ein ausländischer Torhüter in der win2day ICE Hockey League für zwei zählt. Auch wenn er nicht glaubt, dass sich dies umsetzen lassen wird.

"Es kann nicht sein, dass der Backup nur spielen darf, wenn der Einser vom Blitz getroffen wird."

Daher wurde überlegt, über das AKES (Ausbildungskosten-Entschädigungssystem) Anreize für die Vereine zu schaffen, vermehrt auf einheimische Tormänner zu setzen.

Dem ÖEHV-Boss stößt vor allem die Verteilung der Einsatzzeiten sauer auf. "Es kann nicht sein, dass der Backup nur spielen darf, wenn der Einser vom Blitz getroffen wird", ärgert sich der 64-Jährige und blickt dabei auf die Kärntner Klubs oder den HC Innsbruck.

Ein Ende ist allerdings genauso wenig in Sicht wie ein aufstrebendes Talent.



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