Eine Eishockey-WM im August?
Corona macht es möglich: Die im letzten Dezember abgebrochene U20-WM wird vom 9. bis 20. August neu ausgespielt.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller blickt auf das ÖEHV-Team:
Wer hätte gedacht, dass der Sieg Österreichs in der B-Gruppe in Minsk im Dezember 2019 für (mindestens) vier Teilnahmen in der Elitedivision reichen würde? Schon bei der WM 2020 war der Aufstieg ausgesetzt, ähnliches hätte im letzten Dezember gegolten.
Auch beim heurigen Sommerturnier werden keine Absteiger ausgespielt, das ändert sich erst im nächsten Dezember und Jänner in Halifax.
Österreich kann dem Turnier daher relativ beruhigt entgegensehen, obwohl ein Antreten auf diesem Niveau nie eine Selbstverständlichkeit werden wird.
Nach Roger Bader und dem zweimal verhinderten Marco Pewal steht jetzt Philipp Pinter hinter der Bande, ehe im Dezember Pewal wieder übernehmen soll. Mit Patrick Harand und Mathias Lange stehen auch zwei bekannte Ex-Spieler als Assistant-Coaches parat.
Kasper und Rohrer die großen Abwesenden
Wie im Dezember ist auch jetzt noch der 2002-Jahrgang spielberechtigt, obwohl dieser für die Scouts schon lange ein alter Hut ist. Für sie sind in Edmonton vor allem die Spieler aus dem Jahrgang 2005 interessant, die sich jetzt allerdings gegen drei Jahre ältere Cracks messen müssen.
Österreich hat mit dem Ex-Villacher Ian Scherzer (jetzt beim Kasper-Klub Rögle) einen Stürmer dieses Jahrgangs aufgeboten. Ebenfalls interessant: Der späte 04er-Verteidiger David Reinbacher (Kloten), der zuletzt mit dem U18-Team in Asiago unterging.
Von der letzten WM fehlen vor allem Marco Kasper und Vinzenz Rohrer, die Absage von Rohrer fand beim ÖEHV weniger Verständnis als die von Kasper, dessen Saison erst mit der A-WM zu Ende ging.
Weiters aus Leistungs-, Verletzungs- oder Krankheitsgründen nicht mehr dabei: Goalie Lukas Moser (VSV), Defender Luca Erne (Pioneers Vorarlberg) sowie die Stürmer Kilian Rappold (Linz), Mathias Böhm (Vienna Capitals) und Johannes Tschurnig (VSV).
Neu zusammengestoppelte Linien
Neu gegenüber Dezember: Goalie Thomas Pfarrmaier (Salzburg), Defender Maximilian Preiml (KAC) sowie die Stürmer Jonas Dobnig (New Jersey Rockets), Nico Kramer (KAC), Moritz Lackner (Stanstead College), Janick Wernicke (Nordic Academy Ferlach) sowie Scherzer.
Nicht beim Camp in Ferlach dabei (Bundesheer): Defender Martin Urbanek (VSV) und Flügel Maximilian Hengelmüller (Salzburg), sie stoßen erst beim Abflug am 3. August zum Team.
Natürlich fehlen auch bei anderen Teams einige Leistungsträger, so bei den ÖEHV-Gruppengegnern Schweiz (Lian Bichsel) und Deutschland (Tim Stützle, Lukas Reichel, J. J. Peterka) alle Erstrundenpicks.
Doch Österreichs ohnehin überschaubare Offensive ist ohne Kasper und Rohrer weiter ausgedünnt. Pinter muss aus Leon Wallner (Södertälje), Luca Auer, Lucas Thaler und Oskar Maier (alle Salzburg) sowie dem Neo-Innsbrucker Senna Peeters halt zwei Linien zusammenstoppeln, Scherzer und Hengelmüller könnten hier auch noch dazukommen.
ÖEHV visiert gegen Deutschland und Schweiz Überraschung an
In Ferlach arbeitete Pinter am D-Zone Coverage und schnellen Breakouts, da viel Druck im eigenen Drittel zu erwarten ist. Seine Erwartungen: "Vielleicht können wir gegen die Schweiz und Deutschland eine Überraschung hinlegen."
Mit Schweden und der USA warten zwei weitere übermächtige Gruppengegner. ÖEHV-Sportdirektor Roger Bader - als Teammager auch in Edmonton vor Ort - hofft wie Pinter auf enge Spiele gegen Deutschland und die Schweiz, weiß aber auch: "Beide Nationen haben mehr Tiefe als wir, die Schweiz tritt bis auf Bichsel auch in Idealbesetzung an."
In Hinblick auf die nächste WM kann Pinter bereits etwas sichten, da ja die 02er (sechs stehen im Aufgebot) ihr letztes Turnier bestreiten: "Vor allem die Rollenakzeptanz ist für mich wichtig. Wer mit weniger Eiszeit als im Klub nicht klarkommt, wird es schwer haben."
Wie kann die ÖEHV-U20 körperlich mithalten?
Der Villacher hofft darauf, dass sich sein Team körperlich einigermaßen wehren kann. Selten für ÖEHV-Teams: Nur zwei Skater (Martin Urbanek und Oskar Maier) messen unter 1,80 Meter.
Mit Sebastian Wraneschitz (Tri-City Storm) und Leon Sommer (Linz) sind beide Torhüter 02er, sie werden sich in ihrem letzten Nachwuchsturnier sicher wieder einem Geschosshagel ausgesetzt sehen.
In der Abwehr muss Urbanek, der in Villach heuer mehr Eiszeit bekommen soll, beweisen, dass er auch gegen körperlich überlegene Gegner verteidigen, gleichzeitig aber auch offensive Akzente setzen kann.
Tobias Sablattnig (letzte Saison mit guter Entwicklung), Christoph Tialler, Maxi Preiml und Lorenz Lindner (nach Linz verliehen) bilden eine starke KAC-Front an der blauen Linie. Kann etwa Preiml hier seine körperlichen Vorteile und seine Schusskraft ausspielen oder limitiert ihn seine Beinarbeit?
ÖEHV-U20 hebt am Mittwoch ab
Zur Einschätzung die letzten 6 WM-Spiele Österreichs auf diesem Niveau: 0:11 gegen die USA, 0:4 gegen Schweden, 1:7 gegen Russland, 0:7 gegen Tschechien (2021), 1:7 gegen Finnland, 2:11 gegen Tschechien.
Das Gesamtschussverhältnis: 85:361, im Schnitt pro Spiel 17:60, also keine Minute ohne gegnerischen Torschuss.
Allerdings hatte Österreich bei diesen Turnieren nie die Chance, gegen Teams wie die Schweiz oder Deutschland anzutreten, das Auftaktspiel gegen Deutschland (am Tag zuvor schon gegen die USA im Einsatz) ist das erste gegen nicht von Haus aus völlig übermächtige Gegner.
Die Youngsters fliegen am Mittwoch nach Übersee, vor dem Turnier stehen am Donnerstag (Lettland) und Samstag (Tschechien) noch zwei Testspiele an.
Nachdem das Team im Gegensatz zu den letzten Jahren nur mit dem für die WM zugelassenen Aufgebot (3 Goalies, 22 Skater) anreist, müssten bei Verletzungen noch Spieler nachnominiert werden.