4:2 gegen Frankreich, 3:1 gegen Norwegen - Österreichs U20-Nationalteam hat einen perfekten Start in die Weltmeisterschaft der Division IA in Bled hingelegt.
Mit sechs Punkten thront die Auswahl von Teamchef Philipp Pinter gemeinsam mit Dänemark an der Tabellenspitze, nur der erste Platz berechtigt zum Aufstieg in die Top-Division. Drei Spiele gegen Slowenien, Ungarn und Dänemark stehen noch an.
"Die Abstiegsangst ist gelegt, das Minimalziel ist erreicht", meinte Pinter am spielfreien Mittwoch im LAOLA1-Interview.
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Von "druckvoll" bis "richtig clever"
Der 39-Jährige bilanzierte die ersten beiden WM-Spiele "natürlich sehr erfolgreich, wobei es zwei unterschiedliche Partien waren".
Das ÖEHV-Team sei gegen Frankreich zu Beginn nervös gewesen, präsentierte sich im zweiten Drittel aber "wirklich exzellent", zeigte druckvolles Power-Eishockey und legte mit vier Toren den Grundstein zum Auftaktsieg.
Mit Norwegen wurde tags darauf der A-WM-Absteiger sowie neben Dänemark der zweite große Favorit auf den Aufstieg bezwungen.
Pinter stellte seine Mannschaft auf ein Spiel ein, dass eher in Richtung des eigenen Tores gehen werde. So kam es auch, doch bis auf wenige einzelne Situationen (Gegentor zum 1:2) verteidigte Österreich sehr kompakt.
Was den Ausschlag gegeben hat? "Die taktische Disziplin und das leidenschaftliche Verteidigen", erklärte Pinter. Sein Team hätte die Vorgaben perfekt umgesetzt.
"Wir haben ein richtig cleveres, abgeklärtes Spiel gezeigt. Unser Tormann war überragend, wenn wir ihn gebraucht haben, hat er Big Saves gemacht. Die Jungs haben sich mit allem in die Schüsse geworfen, ihn bestmöglich unterstützt."
Oschgan "absolut überragend"
Mit "ihn" ist Benedikt Oschgan gemeint. Für den 19-jährigen Linzer ist es die zweite U20-Endrunde, im Vorjahr ging er ebenfalls als Nummer eins ins Turnier, konnte den Erwartungen allerdings nicht gerecht werden.
Sowohl gegen Dänemark (3:4) als auch Frankreich (4:7) nahm ihn Pinter vorzeitig vom Eis, Oschgan schloss das Turnier mit einer Fangquote von 86,1 Prozent sowie einem Schnitt von 4,22 Gegentoren pro Spiel ab.
"Er gibt uns heuer das Gefühl, in jedem Spiel eine Chance haben zu gewinnen. Wie er sich derzeit präsentiert, ist absolut überragend."
Heuer präsentiert sich der junge Keeper wesentlich stabiler, wurde gegen Norwegen zum Man of the Match gewählt und war gegen Frankreich bei beiden Gegentreffern machtlos. Seine Bilanz: Drei Gegentore, 95,1 Prozent Fangquote.
"Er strahlt eine enorme Ruhe und Sicherheit aus", meinte Pinter und führte aus: "Er gibt uns heuer das Gefühl, in jedem Spiel eine Chance haben zu gewinnen. Wie er sich derzeit präsentiert, ist absolut überragend."
"Dann hat er eine große Zukunft"
Nach der Auflösung der Steel Wings Linz, dem Farmteam der Black Wings Linz, wechselte Oschgan im Sommer nach Schweden zu den Växjö Lakers.
Unter allen Torhütern in der schwedischen U20-Liga mit mindestens zehn Einsätzen weist der Oberösterreicher (12 Spiele) die besten Werte auf. Er pariert durchschnittlich 93,8 Prozent aller Torschüsse und kassiert 1,74 Gegentreffer pro Spiel.
"Der Schritt für ihn nach Schweden war sehr gut, weil er dort oben in einer guten Liga spielt", sagte Pinter. Oschgan bringe eine gute Größe (1,86 Meter) mit, sei physisch in "sehr guter" Verfassung und mental "bereits sehr weit".
Der U20-Teamchef ist sich sicher: "Wenn er weiterhin so akribisch arbeitet, hat er sicher eine große Zukunft im österreichischen Eishockey."
Das Luxusproblem im Tor
Hinter dem Linzer stehen der ebenfalls 19-jährige Patrick Müller (KAC) und der 18-jährige Patrick Grascher (Eishockey Akademie Steiermark) im Kader, beide haben ihr Talent in der vom ÖEHV organisierten U20i-Liga schon mehrfach unter Beweis gestellt.
"Wir haben allgemein ein Torhüter-Gespann, das hervorragend ist. Das ist wirklich eine tolle Geschichte. Da ist es komplett egal, wer spielt. Das ist ein absolutes Luxusproblem", freute sich der Head Coach.
Müller hätte in der Vorbereitung "ein überragendes Spiel" gegen Ungarn gezeigt, ging als Nummer zwei ins Turnier. Aber: "Wir haben null Probleme, auf ihn zu setzen und ihn spielen zu lassen. Er hat unser vollstes Vertrauen."
Dennoch scheint es wahrscheinlich, dass Oschgan sämtliche fünf Spiele bestreiten wird. Durch den Ruhetag "sollte es physisch und mental kein Problem sein", dass er am Donnerstag gegen Slowenien (16 Uhr im LIVE-Ticker >>>) wieder eine tolle Leistung abrufen könne.
Slowenien: Testsieg hat keine Aussagekraft
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Der Villacher warnte vor dem Duell mit dem noch punktlosen Gastgeber. "Sie haben bereits gegen die zwei am Papier besten Teams (Dänemark und Norwegen, Anm.) gespielt, waren über weite Strecken eigentlich das bessere Team, haben aber beide Partien verloren."
Dementsprechend erwartete Pinter einen hungrigen Kontrahenten, der sich mit einer weiteren Niederlage in ernster Abstiegsgefahr befinden würde. "Wir sind gerüstet und bereit für einen heißen Tanz", betonte der Teamchef.
In der Vorbereitung wurde gegen Slowenien ein 4:2-Erfolg verbucht, dem Pinter jedoch wenig Aussagekraft beimessen wollte. "Das Ergebnis ist etwas gefährlich, wir haben zur richtigen Zeit vier Powerplay-Tore erzielt und bei 5-gegen-5 eigentlich 0:2 verloren."
Die Slowenen seien eine "richtig gute" Mannschaft, "wir haben viel Respekt vor ihnen, aber keine Angst. Wir wissen, dass sie zu schlagen sind".
Der Kärntner vermutete ein ähnliches Spiel wie gegen Frankreich. "Sie sind sehr schnell, schalten gut um, aber wir wollen auch druckvoll agieren und werden sicher mehr Chancen kreieren können als gegen Norwegen."
Teamspirit als Erfolgsrezept?
Ein Erfolgsrezept im weiteren Turnierverlauf könnte der Zusammenhalt in der rot-weiß-roten Auswahl sein.
Pinter hob diesen positiv hervor: "Es sind doch einige neue Spieler dabei, aber alle arbeiten in eine Richtung, verstehen sich sehr gut. Das ist nicht immer ganz einfach, weil viele Jungs in verschiedenen Teams spielen. Jeder hat eine große Rolle in seiner Mannschaft."
Im Nationalteam müssen allerdings viele Cracks eine neue Rolle ausfüllen, diese auch akzeptieren und gemeinsam in dieselbe Richtung arbeiten. Der Teamchef war deshalb stolz, wie schnell seine Truppe in kurzer Zeit zusammengewachsen ist.
Das Vertrauen, das über viele Jahre in den diversen Nachwuchs-Teams mit den Spielern aufgebaut wurde, spielt dabei eine bedeutende Rolle. "Für uns ist eine transparente, ehrliche Kommunikation von Anfang an wichtig", so der Teamchef.
"Wir kennen die österreichische Mentalität, dass man dann relativ oft den Fokus verliert und zu weit vorausblickt. Wir versuchen extrem, sie im Moment zu halten."
Unabhängig des Alters erhält jeder Akteur eine Chance. "Wir versuchen jeden einzelnen Spieler das Gefühl zu vermitteln, wie wichtig er ist. Sein nächster Wechsel könnte der wichtigste sein, er könnte der wichtigste für den Erfolg der Mannschaft sein."
Dadurch würden die Spieler selbst daran glauben, sich wertgeschätzt fühlen und es dann schaffen, "dass sie wirklich an der mentalen und physischen Leistungsgrenze spielen", sagte Pinter.
"Viel Zuckerbrot, aber noch mehr Peitsche"
Aus diesem Grund machte sich der U20-Coach auch keine Sorgen, dass sein Team verfrüht in überschwängliche Euphorie verfallen und überheblich werden würde.
"Unsere Beziehung zu den Jungs ist sehr gut, ehrlich und freundschaftlich. Sie bekommen viel Zuckerbrot von uns, aber sie wissen auch, dass sie phasenweise noch mehr Peitsche bekommen", lachte Pinter.
Er fuhr fort: "Wir kennen die österreichische Mentalität, dass man dann relativ oft den Fokus verliert und zu weit vorausblickt. Wir versuchen extrem, sie im Moment zu halten. Das ist für uns sicher die größte Aufgabe, Motivation wird nicht das Problem sein."
Der eventuelle Aufstiegsshowdown am Sonntag (12:30 Uhr) gegen Dänemark liegt ohnehin noch in weiter Ferne. Pinter betonte: "Wir brauchen nicht auf Dänemark schauen, wenn wir wissen, dass das schwierigste Spiel am Donnerstag mit Slowenien wartet."
Nichtsdestotrotz hat Österreich es in der eigenen Hand, sich in die Lage zu bringen, nach zwei Jahren wieder den Weg in die Top-Division anzutreten. "Und das ist eine Ausgangsposition, die für uns natürlich perfekt ist", strotzte der U20-Teamchef vor Selbstvertrauen.