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Olympia-Quali: Was das ÖEHV-Team in Bratislava erwartet

Österreichs Eishockey-Männer spielen um die erstmalige Olympia-Teilnahme seit Sotschi 2014. LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einer Vorschau:

Olympia-Quali: Was das ÖEHV-Team in Bratislava erwartet Foto: © GEPA

Fünf Ringe oder Augenringe vor dem TV-Gerät: Am (verlängerten) Wochenende entscheidet sich, ob Österreichs Eishockey-Männer Olympia im Februar 2026 in Italien vor Ort oder von zu Hause verfolgen.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller liefert eine Vorschau auf das Turnier in Bratislava:

Spielmodus

Veranstalter Slowakei, Österreich, Kasachstan und Ungarn spielen von Donnerstag bis Sonntag einen Platz für Milan aus, jeder spielt gegen jeden.

Das letzte Qualifikations-Turnier für Österreich

Fand vor drei Jahren (wegen Corona um ein Jahr verschoben) an selber Stelle statt: Die Slowakei gewann damals den Auftakt hauchdünn mit 2:1 gegen Österreich, ein 5:1 gegen Polen und ein 2:1 gegen Belarus brachte die Slowaken dann nach Beijing.

Das rot-weiß-rote Team unterlag noch den Weißrussen mit 2:5 und schlug Polen im Abschlussspiel mit 4:1, was den dritten Endrang bedeutete.

Die Ausgangslage

Das Eröffnungsspiel am Donnerstag um 18 Uhr wird wohl schon das Entscheidungsspiel sein, Ungarn und Kasachstan sind als schwächste IIHF-Weltranglistenteams eher Außenseiter. Das weiß auch Teamchef Roger Bader: "Ein Szenario mit mehreren punktegleichen Teams am Turnierende ist schwer vorstellbar."

Die Herangehensweisen der Slowakei und Österreich könnten aber unterschiedlicher nicht sein: Die ÖEHV-Mannen absolvierten ein einwöchiges Camp in Graz, spielten auch zwei Testspiele gegen Slowenien (jeweils 2:1-Siege). Die Slowakei traf sich dagegen erst am letzten Sonntag, verzichtete völlig auf Tests und setzt auf ihre individuelle Klasse und einige Trainingseinheiten unter dem mittlerweile 73-jährigen Craig Ramsay.

Bader war mit den Leistungen in den Tests auch zufrieden, weniger mit der Chancenauswertung: "Beide Spiele hätten weit höher ausgehen können." Die Slowaken kann sein Trainerstab nur mit Videos der letzten WM studieren.

Kasachstan wird wieder mit vielen KHL-Cracks rund um den 38-jährigen Kapitän Roman Starchenko antreten. Die Ungarn sind uns durch viele Tests und vor allem ihre Teamspieler aus Fehervar gut bekannt, halten daher keine großen Überraschungen parat. Als Stolpersteine sind beide Teams sehr wohl gut genug, als Turniersieger aber nicht.

Das Team der Slowakei

Nach einer Abstimmung unter den slowakischen Vereinen wurde der Bann gegen KHL-Spieler wieder aufgehoben, womit die Defender Martin Gernat und Mario Grman sowie Forward Martin Liska wieder zur Verfügung standen.

Der Rest des Teams setzt sich aus neun Übersee-Legionären sowie Spielern aus der tschechischen Extraliga und Schweden zusammen – aus der eigenen Liga schaffte es nur Goalie Denis Godla ins Aufgebot und der wird sicher nicht der Starter sein!

Tomas Tatar führt das slowakische Team an
Foto: © getty

Die Stars im Team: Defender Simon Nemec (New Jersey Devils), Martin Fehervary (Washington Capitals, noch leicht angeschlagen) sowie Kapitän Tomas Tatar (New Jersey). Nicht dabei: Sniper Juraj Slafkovsky (Montreal) und Defender Erik Cernak (Tampa Bay).

Aufpassen heißt es für die rot-weiß-roten Cracks auf die beiden Pospisil-Brüder Kristian (Kometa Brno) und Martin (Calgary Flames) – zwei reichlich raue Rabauken!

Das ÖEHV-Team im Vergleich zur letzten WM

Nicht dabei:

Marco Rossi (sagte wegen NHL-Vorbereitung ab), Kapitän Thomas Raffl (nach Erkrankung nicht rechtzeitig fit) und Goalie David Madlener, der mit Verletzung absagte, dann aber im Kasten der Pioneers stand. Die Defender Steven Strong und Nico Brunner zogen die Saisonvorbereitung mit ihren Klubs den Spots 7 und 8 im Nationalteam vor.

Neu dabei:

David Reinbacher und Marco Kasper, die schon in den Tests gegen Slowenien natürlich Schlüsselspieler waren. Im Tor ersetzt Florian Vorauer Madlener als dritten Mann, David Kickert geht natürlich als Nummer eins ins Turnier.

Wie immer lockt die Chance auf Olympia auch Leute zum Nationalteam, von denen man zuvor schon länger nichts mehr gehört hat. Im heurigen Fall: Raphael Herburger (35), dessen letztes Turnier auch Bratislava vor drei Jahren war. KAC-Teamkollege Johannes Bischofberger feiert mit 30 Jahren überhaupt sein Turnierdebüt im Erwachsenenbereich.

Die Chancen der Österreicher

Die längere Vorbereitung sollte ein Faktor werden, ebenso das in den letzten Jahren breiter gewordene Personalkostüm (bis auf die Goalieposition).

So kann Bader mit Reinbacher (im Gesamtpaket der Einser-Verteidiger), Dominique Heinrich und Clemens Unterweger auf drei PP-Defender zurückgreifen, Bernd Wolf und Thimo Nickl sollten solide Defensivarbeit bereitstellen.

Im Angriff herrscht auch eine gewisse Tiefe, angesichts der Formation Ganahl-Herburger-Rohrer erweist sich Baders Aussage "Wir haben keine vierte Linie, sondern vier Linien" als durchaus nicht inhaltsleere Phrase.

Bei der WM fiel dem Team das Toreschießen weit leichter als in der Vorbereitung, klar, dass Leute wie Kasper, Lukas Haudum, Peter Schneider, aber vielleicht auch Benjamin Baumgartner, Mario Huber oder Benjamin Nissner gegen die Slowaken zu offensiven Schlüsselkräften werden müssen.

Die Slowaken weisen im Paket natürlich mehr Klasse auf als Österreich, aber unbezwingbar sollten sie nicht sein. Noch offen: Tritt das ÖEHV-Team der WM-Coups gegen Finnland oder Kanada an oder die laue Ausgabe des Abschlussspiels gegen Großbritannien?


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