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Tolvanen/Kickert: Österreichs Torhüter-Duo der Zukunft?

Nicht nur in Salzburg, sondern auch im Nationalteam könnten beide ein langfristiges Tandem bilden. Teamchef Roger Bader kann sich das gut vorstellen:

Tolvanen/Kickert: Österreichs Torhüter-Duo der Zukunft? Foto: © GEPA

Die win2day ICE Hockey League nähert sich dem Ende der Regular Season, das bedeutet im Umkehrschluss, dass die nächste Eishockey-Weltmeisterschaft nicht mehr weit weg ist.

In etwas mehr als drei Monaten spielt Österreich in Stockholm im vierten Jahr in Folge um den Klassenerhalt in der Top-Division, dieser Tage versammelt Teamchef Roger Bader seine Mannschaft für ein Vier-Nationen-Turnier in Oslo.

In der norwegischen Hauptstadt werden zwei Spiele bestritten - am Freitag tritt das ÖEHV-Team gegen Frankreich (15:00 Uhr) an, am Samstag (Uhrzeit folgt) wartet je nach Ausgang der Frankreich-Partie der Sieger/Verlierer aus Norwegen gegen Dänemark.

Routiniers fehlen

Es ist der letzte Härtetest, bevor Anfang April die fünfwöchige WM-Vorbereitung startet.

Entgegen seines im November in Landshut geäußerten Plans, im Februar die routinierten Spieler, "die immer noch Biss für das Nationalteam haben", zum Zug kommen zu lassen, nominierte Bader einen Kader, der im Vergleich zum Deutschland-Cup nochmal um drei Jahre (22,8 zu 25,8) jünger ist. Der Kader >>>

"Ich habe eine extreme Freude an dieser Gruppe, weil jeder, der dabei ist, hat sich dieses Aufgebot durch gute Leistungen in der Liga verdient."

ÖEHV-Teamchef Roger Bader

Dafür gibt es Gründe: Kapitän Thomas Raffl fällt mit einer Gehirnerschütterung aus, der ebenfalls vorgesehene Manuel Ganahl erwartet Nachwuchs. Auch auf Peter Schneider und Dominique Heinrich, nur um weitere Beispiele zu nennen, muss der Schweizer verzichten. Die ehemaligen Salzburger Kollegen waren in dieser Spielzeit schon einmal verletzt.

"Diese Dinge beeinflussen natürlich die Einberufung", sagt Bader im Gespräch mit LAOLA1.

"Extreme Freude an dieser Gruppe"

Trübsal bläst der Winterthurer deshalb aber nicht. "Ich habe eine extreme Freude an dieser Gruppe, weil jeder, der dabei ist, hat sich dieses Aufgebot durch gute Leistungen in der Liga verdient."

Der Teamchef führt unter anderem Maximilian Rebernig und Leon Wallner an. Rebernig spielt beim VSV seine beste Saison im Erwachsenen-Eishockey, ist mit 22 Toren der drittbeste Torschütze der ICE. Wallner konnte sich bei den Vienna Capitals in der ersten Angriffslinie festsetzen und hat bereits über 20 Scorerpunkte verbucht.

"Das sind Spieler, die ich mir durchaus in einem WM-Team vorstellen kann - entweder dieses Jahr oder in naher Zukunft", nimmt Bader im selben Atemzug auch KAC-Center Daniel Obersteiner mit, dem in der laufenden Saison nach mehreren schweren Verletzungen endlich der Durchbruch gelungen ist.

Der 60-jährige Schweizer ortet eine "gute Mischung" im Kader; mit Nico Brunner, Thimo Nickl, Paul Stapelfeldt und Paul Huber sind vier Feldspieler der letzten WM in Prag dabei, Nico Feldner und Henrik Neubauer können ebenfalls WM-Erfahrung vorweisen. Brunner wird das Team als Kapitän anführen.

U20-Talente sollen Visitenkarte ablegen

Auch drei Spieler der starken U20-Mannschaft haben es ins Aufgebot geschafft und sollen in Oslo ihre Visitenkarte für weitere Einberufungen ablegen.

Der 18-jährige Gregor Biber war bereits im November beim Deutschland-Cup dabei, "wo er eindrücklich aufgezeigt hat, dass er in jedem Fall ein WM-Kandidat ist", so Bader. Seitdem hat er sich bei seinem Klub Rögle BK als Top-6-Verteidiger etabliert. Außerdem hat der NHL-Draftpick Mitte November sein erstes Profi-Tor erzielt.

Thomas Klassek (19) stand bei der letztjährigen WM-Vorbereitung bis zur vierten Woche im Kader "und hat als Kapitän bei der U20-WM sehr gut performt. Er bekommt die Chance, den nächsten Schritt zu machen", erklärt der Teamchef.

Der dritte Crack im Bunde ist Torhüter-Talent Benedikt Oschgan (19), dem im Sommer nach dem plötzlichen AlpsHL-Aus der Steel Wings Linz der Sprung nach Schweden zu den Växjö Lakers gelungen ist. Bei der U20-WM bestritt der Linzer alle fünf Partien und wurde zum Torhüter des Turniers gekürt.

Bei Oschgan gehe es darum, ihn langsam ans Nationalteam heranzuführen. "Er soll sehen, wie es beim A-Team hergeht", betont Bader. Überdies wolle man im Training einige Eindrücke sammeln und sehen, wo der 19-Jährige in seiner Entwicklung steht. "Es soll eine Ehre für ihn sein, dabei zu sein."

Tolvanen wird ÖEHV-Debüt geben

Unter normalen Umständen wird der junge Goalie allerdings nicht zu seinem Nationalteam-Debüt kommen.

"Wir planen, dass Tolvanen und Kickert je ein Spiel bestreiten."

Neben David Kickert, der sich während der vergangenen WM zur Nummer eins im Nationalteam gemausert hat, wurde Atte Tolvanen nach seiner im Dezember erfolgten Einbürgerung bei der erstbesten Gelegenheit direkt in den Kader aufgenommen.

"Es wäre ja töricht, wenn wir ihn nicht einberufen würden", meinte Bader bereits im November. Damals war nicht absehbar, dass der gebürtige Finne doch so schnell die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten würde. Die damalige Information war, dass dieser Akt erst vollzogen werde, wenn die neue Regierung steht.

Aus ÖEHV-Sicht hat sich dies zum Glück nicht bewahrheitet, Tolvanen wird daher in Oslo zum ersten Mal den Adler auf der Brust tragen. "Wir planen, dass Tolvanen und Kickert je ein Spiel bestreiten", bestätigt Bader.

"Ein guter Torhüter mehr"

Mit dem 30-jährigen Salzburg-Torhüter führte der Schweizer schon im vergangenen Sommer in Helsinki ein erstes Kennenlerngespräch, Mitte Jänner besuchte er ihn in Salzburg ein weiteres Mal.

Es sei ein formelles Gespräch gewesen, bei dem "keine besonderen Dinge dabei waren. Er ist motiviert und ehrgeizig. Jetzt geht es darum, dass er ins Nationalteam einsteigt, bei den Trainings dabei ist und ein erstes Spiel bekommt", so Bader.

Naturgemäß werden viele Augen auf den zweifachen Playoff-MVP gerichtet sein, der Teamchef hält die Erwartungshaltung in seiner gewohnten Manier in Grenzen. "Er ist ein guter Torhüter mehr, der uns zur Verfügung steht", meint Bader lapidar.

Bei einer WM brauche es in jedem Fall zwei gute Torhüter, dies zeigen gestandene A-Nationen wie Dänemark oder Norwegen vor. "Und Kickert und Tolvanen sind zwei Torhüter, die ein gutes Niveau haben - das brauchen wir auch", betont der 60-jährige Winterthurer.

Kurzfristige Lösung für das Torhüter-Problem

Österreich leidet seit einigen Jahren unter einem gravierenden Mangel an hochwertigen Torhütern, die Problematik wurde nach der WM 2023 durch das Karriereende von Bernhard Starkbaum nochmal verschärft.

Präsident Klaus Hartmann erklärte deshalb im Mai 2024 in Prag, dass es kurzfristig nur eine Lösung gebe, "das ist die Einbürgerung." Das Vorhaben wurde vielerorts kritisch angesehen, war jedoch ein notwendiger Schritt, um die Breite zu verstärken.

"Ich kann mir vorstellen, dass Kickert und Tolvanen über die nächsten Jahre unser Torhüter-Duo bilden."

Roger Bader

"Es gibt natürlich auch andere Torhüter, aber du brauchst drei bis vier Goalies, die auf diesem Niveau (A-WM, Anm.) spielen können", betont Bader. Ein Unterbau ist mit Sebastian Wraneschitz, Florian Vorauer, Nicolas Wieser, Jakob Brandner oder nun auch Oschgan vorhanden.

Doch fast jedem von ihnen fehlt auch heuer die nötige Spielpraxis, um die nächsten Schritte in der Entwicklung zu machen und sich damit nachhaltig für das Nationalteam, geschweige denn für WM-Auftritte zu empfehlen.

Mit Kickert und Tolvanen steht dem Teamchef ab sofort ein bereits eingespieltes Tandem zur Verfügung, das sich im besten Eishockey-Alter befindet. Die Salzburger Keeper feiern im Laufe des Jahres ihren 31. Geburtstag und haben noch einige gute Jahre vor sich.

Bader meint daher: "Ich kann mir vorstellen, dass Kickert und Tolvanen über die nächsten Jahre unser Torhüter-Duo bilden."



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