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20, 23, 50, 90: Die wichtigsten Zahlen der NHL

Diese Zahlen sind in Sachen Kader und Verträge relevant. Inwiefern? Das erklärt LAOLA1-Scout Bernd Freimüller.

20, 23, 50, 90: Die wichtigsten Zahlen der NHL Foto: © getty

"Wir sind leider kein NHL-Team mit unbegrenzten Kadern" - ein Satz, den man so oder abgewandelt schon oft von europäischen Coaches gehört hat, die sich gerade mit einer Verletzungswelle herumschlagen müssen.

Aber sind die Kader in der NHL wirklich unbegrenzt? Nicht unbedingt und die Zahlen, die man hier wissen muss, lauten: 20-23-50-90.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller erklärt die Materie:

20

So viele Spieler dürfen maximal auf einem Spielbericht stehen - zwei weniger als etwa in den meisten europäischen Ligen und bei IIHF-Turnieren, aber einer mehr als in der ECHL.

Damit gehen sich genau drei Verteidigerpaare und vier Sturmlinien aus (zwei Goalies sind immer vorgegeben), was auch Usus ist. Ab und zu muss ein Verteidiger vorne aushelfen, umgekehrt kommt das eigentlich nicht vor.

Aber immer mehr Coaches spielen zumindest ab und an mit sieben Defendern, streuen zwei Stürmer dann in den ersten drei Linien oder im PK ein. Durch die elendslangen TV-Timeouts bekommen die Topspieler ohnehin lange Atempausen, während in der Defensive ein baldiger Ausfall die restlichen fünf Defender sehr belasten würde.

Aber man merkt es auch an nordamerikanischen Coaches, wenn sie erstmals nach Europa kommen - 6 und 12 ist immer noch die gängigste Variante für sie.

23

Das ist die aktuelle Kadergröße, aus denen die Coaches ihr Lineup zusammenstellen können. So viele Spieler können auf Roadtrips mitgenommen werden, bei Ausfällen müssen Cracks nachgeflogen werden. Unter 20 darf diese Anzahl nur in Notfällen rutschen und muss schnellstmöglich wieder aufgefüllt werden.

Diese Zahl ist auch die entscheidende, wenn es um den Salary Cap geht. Die Spieler im Kader bestimmen nämlich grundsätzlich die Gesamtgehälter. Dadurch passiert es auch immer öfter, dass diese Zahl von 23 absichtlich nicht erfüllt wird (um so Cap Space für später anzusparen) oder ausgeschöpft werden kann, da die Organisation schon am Salary Ceiling angelangt ist.

Zur Berechnung der Gesamtgehaltssumme kommen allerdings dazu:

Spieler auf "Long-Term-Injured Reserve" - hier kommt aber ein kompliziertes Berechnungsverfahren zum Tragen, die Gehälter der verletzten Spieler können nicht 1:1 ersetzt werden.

Spieler auf "Injured Reserve" - diese Spieler können für die Länge ihres Ausfalls (mindestens sieben Tage) voll ersetzt werden.

Spieler auf "Season Opening Injured-Reserve” - Spieler mit einem Zwei-Weg-Vertrag, die ab Beginn der Saison nicht spielfähig sind. Das galt etwa für Marco Rossi nach dessen Corona-Erkrankung in der Saison 2021/22. Er belastete die Gehaltssumme der Wild damals nicht, da er in der Saison zuvor nicht in der NHL gespielt hatte.

"Retained Salary" - also Gehaltsbestandteile, die nach einem Trade weiter anfallen

"Buyout Salary" - Spieler, die aus ihren Verträgen gekauft wurden, bleiben mit einem Teil weiter auf der Gehaltsliste, das kennen wir ja vom Rossi-Klub Minnesota mit Zach Parise und Ryan Suter.

Nochmals: Alle Spieler dieser Kategorien belasten die Spielerobergrenze von 23 nicht, gehaltstechnisch aber teilweise schon.

50

20 und 23 sind doch Zahlen, die in der Diskussion um NHL-Kader und Gehälter öfters genannt werden, 50 jedoch weniger.

Dies ist die Obergrenze an Spielern, die NHL-Teams unter Vertrag haben dürfen. Dazu gehören:

Spieler mit NHL-Ein- oder Zwei-Weg-Verträgen. Spieler wie Thimo Nickl, die zwar auf der Reserve List eines Teams (Pittsburgh Penguins) stehen, aber einen reinen AHL-Vertrag haben, gehören hier nicht dazu.

Ebenso nicht berücksichtigt:

Spieler im Alter von 18 oder 19 Jahren, die Major Juniors oder in Europa spielen und in der Saison zuvor keine elf NHL-Spiele absolviert haben.

Um es wieder mit Österreichern zu erklären: Marco Kasper gehört zu diesen 50 Verträgen, als "Non-Roster Player" spielt er in der AHL. David Reinbacher, der in Europa spielt, fällt nicht in diese Kategorie.

Die Zahl von 50 Verträgen - in der Öffentlichkeit kaum bekannt oder beachtet - spielt für NHL-GMs durchaus eine Rolle. Sie müssen sie stets im Hinterkopf behalten, um etwa zur Trading Deadline nicht an dieser zu scheitern, selbst wenn sie genug Cap Space angesammelt haben und in den Playoffs die Kadergröße von 23 Spielern keine Rolle mehr spielt.

Derzeit segeln nur die Vegas Golden Knights und die San Jose Sharks mit 49 Verträgen am Limit. Am anderen Ende der Skala: Die Carolina Hurricanes mit 40.

Was in Fällen, wo Teams mehr Spielraum brauchen, öfters passiert: Ein Trade eines Minor Leaguers für einen College-Spieler oder Prospect, also einen Spieler unter Vertrag gegen einen vertragslosen. Ein GM erweist so einem anderen einen kleinen Gefallen, beide erwarten sich von den erworbenen Spielern aber keine große Karriere, es geht um einen reinen "Paper Trade". Fans und Berichterstatter, die dann versuchen, die etwaigen Meriten der getradeten Spieler gegeneinander aufzurechnen, könnten sich diese Mühe also sparen.

90

Die letzte Zahl und wohl auch die irrelevanteste: Hier handelt es sich um die sogenannte "Reserve List", also alle Spieler unter Vertrag, gedraftete Spieler noch ohne Kontrakt (z.B. Thimo Nickl), aber auch Restricted Free Agents, die ihre Karriere schon hinter sich haben.

Bei diesen RFAs gibt es wirklich kuriose Namen wie etwa Patrick Kudla (Arizona, 27), Fabrice Herzog (Toronto, 29), Julian Walker (Minnesota, 37), Peter Guggisberg (38, Washington) sowie eine Heerschar von knapp 40-jährigen Russen.

Kein Team reicht an die Obergrenze von 90 Spielern an, Arizona weist mit 79 hier die größte Zahl auf. Daher verspüren die Organisationen auch keine große Eile, die Listen je einmal zu bereinigen. Vor allem bei Schweizern und den Russen kommt die große Anzahl an antiquierten Spielern daher, dass diese Länder lange kein Abkommen mit der NHL hatten bzw. immer noch nicht haben (Russland), die Rechte daher nie verfielen.

Sowohl die Höchstzahl der Verträge als auch für die Reserve List sollen verhindern, dass die NHL-Teams unbegrenzt Spieler unter Vertrag nehmen, 50 Verträge sind aber weit mehr ein Problem als 90 Spieler auf der Reserve List.

In der NHL gibt es kaum einfache Regeln, nicht alle Obergrenzen haben große Relevanz im täglichen Gebrauch. Aber unlimitiert, wie eingangs erwähnt, sind auch dort die Kader nicht...

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