Das NHL-Comeback von Patrick Kane steht unmittelbar bevor: Schon in der Nacht auf Mittwoch könnte der (einstige?) NHL-Superstar erstmals für die Detroit Red Wings antreten (ab 1:30 Uhr/LIVE-Ticker >>>) . Einige Hintergründe zu diesem Singning:
Wie kam es zur Unterschrift?
Kanes Unterschrift wurde letzten Dienstag publik gemacht, nachdem sie schon am Vortag durchgesickert war.
Dem Vernehmen nach waren auch die Florida Panthers, Toronto Maple Leafs (können nie genug Offensivspieler haben) und sein Heimatteam Buffalo Sabres interessiert gewesen. Einige Teams, die an der Gehaltsobergrenze anstoßen (z. B. Tampa Bay oder Minnesota) hätten für ein Angebot große finanzielle Verrenkungen durchführen müssen.
Wieso unterschrieb Kane nicht schon im Sommer?
Der Offensivflügel hatte sich durch die letzte Saison durchgequält, spielte nach eigenen Aussagen auf einem Bein. Er musste sich dann im Sommer einer Hüftoperation unterziehen, die Rehab-Dauer danach konnte nicht genau abgeschätzt werden. Kane gab zu Protokoll, dass er ca. 60 Eistrainings hinter sich hat (mit und ohne Kontakt), doch für ein NHL-Camp wäre er definitiv nicht bereit gewesen.
Was verdient Kane in dieser Saison und was sind die Rahmenbedingungen für seinen Vertrag?
Sein Kontrakt ist mit 2,75 Millionen Dollar dotiert, allerdings „pro-rated“. Das heißt, es fallen aufgrund der späten Unterschrift nur etwa zwei Millionen tatsächlich an. Kane war natürlich ein UFA, konnte also nach eigenem Gutdünken überall unterschreiben.
Der Vertrag beinhaltet eine „No-Trade-Clause“, er könnte also nur mit eigener Einwilligung getradet werden. Das wäre aber wohl nur ein Thema, wenn die Red Wings ihre Playoff-Hoffnungen früh begraben müssten.
Kane hat in seiner Karriere mehr als 115 Millionen Dollar verdient, sein letzter Acht-Jahres-Vertrag in Chicago war mit 10, 5 Millionen pro Jahr datiert. Der dreifache Stanley-Cup-Gewinner muss also nicht jeden Cent aus seinem Vertrag herauspressen.
Große Eile war nicht angebracht – Restricted Free Agents müssen bis 1. Dezember unterschreiben, UFAs wie Kane haben bis zur Trade Deadline Zeit.
Warum entschied sich Kane für die Red Wings?
Nach sieben Saisonen ohne Playoffs geht es in Detroit endlich wieder aufwärts. Die Red Wings liegen nach 23 Spielen an vierter Stelle der Eastern Conference, allerdings nur mit drei Punkten Vorsprung auf den Neunten.
13 Siege stehen zehn Niederlagen (sieben davon ohne Punktegewinn) gegenüber. Kane kann also durchaus hoffen, in der Postseason mit dabei zu sein, muss gleichzeitig nicht als Heilsbringer für ein erfolgloses Team auftreten.
Sicher auch ein Hauptgrund für Kanes Unterschrift: Er wird wohl an der Seite von Alex DeBrincat auflaufen, mit dem er schon in Chicago erfolgreich zusammenspielte.
Was ist von Kane zu erwarten?
Das ist natürlich die Gretchenfrage: Er kommt nämlich von einer Hüftoperation zurück, die für mehrere NHLer schon das Karriereende bedeutete.
Nur Ed Jovanovski und Niklas Bäckström schafften es nochmals aufs Eis, Jovanovski hielt 37 Spiele durch, Bäckström warf nach 47 Spielen vor kurzem das (vorläufige?) Handtuch. Bei diesen Operationen muss erst der Oberschenkelknochen entfernt, behandelt und wieder eingerenkt werden, was sich schon beim Lesen schmerzhaft anhört.
Kane gehörte immer zu den smartesten NHL-Cracks, sein 1.05-Punkt-pro-Spiel-Schnitt in über 1300 Spielen entsprang vor allem samtenen Händen und immensem Hockey Sense.
Kann er diese Vorzüge auch im hohen Alter und nach dieser schweren Operation einbringen oder wird er zu einem ineffektiven Perimeter-Spieler? Weder Körper- noch Defensivspiel gehörten je zu seinen Stärken, doch seine Offensivqualitäten machen ihn zu einem definitiven Hall-of-Famer.
Was passiert im Negativfall?
Die Red Wings können eigentlich nur gewinnen – ihre offensiven Sommerzugänge wie DeBrincat (23 Punkte in 23 Spielen), J. T. Compher (defensiv solide und auch ein Offensivbringer), Daniel Sprong und Offensivdefender Shayne Gostisbehere (über)erfüllten alle die Erwartungen, dazu kam noch Christian Fischer als Tiefenspieler. Die Red Wings sind also nicht von Kane abhängig, er könnte bei guter Gesundheit jedoch nochmals einen offensiven Push geben.
Der Vertrag läuft eben nur bis Ende der Saison, die Red Wings haben immer noch genügend Cap-Spielraum (ca. vier Millionen) für weitere Verstärkungen. Vor allem auf der Goalieposition ist noch Luft nach oben, auch wenn Alex Lyon sich vor kurzem von der Nr 3 ins Tor spielte.
Ein Verbleib von Kane über die Saison hinaus ist natürlich höchst fraglich – nicht nur, dass er ab nächstem Sommer in die Kategorie der "35+ Verträge" fällt, die besonderen Voraussetzungen bezüglich des Cap Hits unterliegen. Die Red Wings brauchen auch Spielraum für die neuen Verträge ihrer Youngsters Moritz Seider und Lucas Raymond, die nach ihren Entry-Level-Deals natürlich große Gehaltssteigerungen erwarten können.
Was bedeutet Kanes Zuzug für Marco Kasper?
Fast gar nichts, nicht nur, weil Kane ein Flügel und Kasper ein Center ist. Der Klagenfurter spielt derzeit beim Farmteam in Grand Rapids, sucht dort noch seine Offensivform (ein Tor und fünf Assists in 18 Spielen).
Ein Recall scheint derzeit unwahrscheinlich, wer hier bei Kasper schon unruhig wird, muss sich vergewissern: Bei einem abermaligen "Slide" (weniger als 10 NHL-Spiele heuer) beginnt sein Drei-Jahres-Vertrag überhaupt erst in der nächsten Saison, die Jahre 2022 – 24 wären daher als Lehrlingsjahre anzusehen.
Der Red Wings-Kader umfasst derzeit (inklusive Kane) 22 Spieler, Kapitän Dylan Larkin ist seit kurzem aus nicht bekanntgegebenen Gründen nicht dabei ("Non-Roster-Player"), wäre dann Nr. 23. Dabei handelt es sich ausschließlich um NHL etablierte Cracks, im Laufe der Saison wurden von den Forwards bereits Jonatan Berggren, Austin Czarnik, Carter Mazur und Zach Aston Reese hochgezogen, wovon allerdings nur Berggren und Czarnik tatsächlich zum Einsatz kamen.
Die Red Wings erfreuen sich heuer also guter Gesundheit und Erfolg – gibt Kane ihnen einen weiteren Push oder nimmt er zu viel Aufmerksamkeit in Anspruch?