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Endlich NHL! Das wird Marco Rossis Rolle bei den Wild sein

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller erklärt vor dem "richtigen" Debüt alles zur angehenden NHL-Karriere des jungen Vorarlbergers.

Endlich NHL! Das wird Marco Rossis Rolle bei den Wild sein Foto: © GEPA

Nach zwei Spielen in der Vorsaison nun das "richtige" NHL-Debüt von Marco Rossi!

In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag startet der Vorarlberger mit dem Heimspiel gegen die New York Rangers in seine erste Saison mit den Minnesota Wild.

Ein Blick von LAOLA1-Experte Bernd Freimüller auf einige Rahmenbedingungen für die nahe und ferne Zukunft:

Der Kader der Wild zum Saisonbeginn

Dieser umfasst nur 21 statt der erlaubten 23 Mann. Eher selten, aber durchaus nachvollziehbar: Minnesota beginnt die Saison mit vier Heimspielen, sodass bei Bedarf schnell Spieler vom Farmteam Iowa Wild (beginnt die AHL-Saison am Freitag) geholt werden können. Derzeit ist Andrej Sustr der überzählige siebte Verteidiger, Extra-Stürmer gibt es gar keinen.

Angenehmer und natürlich beabsichtigter Nebeneffekt für GM Bill Guerin: Mit jedem Tag mit einem kleineren Kader erspart er sich einige Netsch an Gehältern, was vor allem bei der Suche nach Verstärkungen vor der Trading Deadline eine Rolle spielen kann. Die Wild beginnen die Saison mit einer Payroll von 79 Millionen Dollar und einem Spielraum von drei Millionen.

Die Rolle von Marco Rossi

Der Rankweiler beginnt die Saison in der vierten Linie mit den Flügeln "Dewy 1" und "Dewy 2", Brandon Duhaime und Connor Dewar.

Duhaime war schon letzte Saison ein Fulltimer mit den Wild, wo er vor allem für den physischen Part (Teamleader mit 122 Strafminuten) zuständig war. Dewar kennt Rossi noch von den Iowa Wild, wo die beiden längere Zeit in der gleichen Linie spielten. Er ist ein reiner Energiespieler, der seine Shifts stets mit voller Energie bestreitet und für Turnovers sorgen soll.

Ein Playmaker als Center mit zwei offensiv eher limitierten Flügeln - eine eher ungewöhnliche Kombination, noch dazu, wo Rossi ja im zweiten Powerplay-Unit agieren soll. "Skillled Players" in der vierten Linie fallen in der NHL in zwei Kategorien:

Talentierte Spieler (meist langjährige AHLer), die dem Team etwas Offensive bringen sollen, aber für Shifts gegen stärkere Linien defensiv oder körperlich zu schwach sind. Oder:

Brandon Duhaime ist der Mann für das Grobe
Foto: © getty

Junge Spieler, die sich so an die NHL gewöhnen sollen, wobei das Team ihre Stärken gerne mitnimmt, aber von ihnen noch nicht abhängig ist. In diese Gruppe fällt Rossi derzeit sicher, vor allem durch sein bereits sehr ausgeprägtes Defensivverhalten. Er wird in der NHL sicher auch im Penaltykilling zum Einsatz kommen (wie in der Preseason), vielleicht aber noch nicht zu Saisonbeginn.

Wild-Coach Dean Evason ist kein Mann, der gleich nach dem ersten Rückstand in der Saison alle Linienkombinationen in den Mixer wirft, sondern eher geduldig vorgeht. Aber natürlich sind gerade in den Bottom-6 auch andere Zusammenstellungen möglich.

Derzeit centert Neuzugang Sam Steel die Linie mit Freddy Gaudreau und Matt Boldy - eine Kombination, die auf dem Papier mehr Offensive verspricht als die vierte mit Rossi. Spätestens, wenn Flügel Jordan Greenway nach seinen drei Operationen des Sommers zurückkehrt - und das könnte schon beim ersten Roadtrip sein -, wird die Wild-Stürmerriege anwachsen. Derzeit nimmt Tyler Jost (der auch centern kann) seinen Platz in der bockstarken Two-Way-Linie mit Joel Eriksson Ek und Marcus Foligno ein.

Rossis Entlohnung

Sein Entry-Level-Deal ist nach den zwei Aufschüben der Vorjahre heuer endgültig gestartet, ganz egal ob er fünf, zehn oder 82 Spiele in der NHL bestreitet. Dieser Vertrag läuft jetzt über die nächsten drei Saisonen, danach wird er zum Restricted Free Agent.

Nachdem er heuer - wie schon in den letzten zwei Jahren, als sein Vertrag nach hinten geschoben wurde - einen Signing Bonus von 92.500 Dollar auf die Kralle bekam, beträgt sein tatsächliches Gehalt für die nächsten drei Saisonen jeweils 832.500 Dollar (ohne Performance Boni, deren Eventualität Guerin aber bezüglich des Salary Caps sehr wohl beachten muss).  

Ist das jetzt durch sein Saisondebüt garantiert? Nein, keineswegs - diese Zahl wird nämlich auf die Tage aufgesplittet, die er tatsächlich beim NHL-Team (egal ob spielend, trainierend oder mitreisend) verbringt. Die Saison wird auf die Dauer des Grunddurchgangs (185 Tage) heruntergebrochen und für jeden Tag berechnet. Sollte Rossi wieder in die AHL zurückmüssen, wird sein dortiges Gehalt (80.000 Dollar) für diese Zeitspanne ebenso aliquot ausgezahlt.

Weitere Zählerdaten für Rossi

Connor Dewar
Foto: © getty

Rossi ist im Gegensatz zu etwa Nick Petan und Mason Shaw, die die letzten Roster Cuts der Wild waren, (noch) nicht waiverpflichtig. Das heißt, dass er vor einem AHL-Assignment nicht von einem anderen Team erworben kann. Das gilt aber natürlich nicht für alle Zeiten: In Rossis Fall vier Jahre nach seiner Vertragsunterzeichnung oder nach 160 absolvierten NHL-Spielen (inklusive Playoffs).

Um das Ganze zu vereinfachen: Sollte Rossi in den nächsten Saisonen auf 160 Spiele kommen, wird das Team sowieso nicht daran denken, ihn wieder in die AHL zu schicken und all das verkommt zu einer bloßen Zahlenspielerei.

Nach dem Ablaufen seines Entry-Level-Deals in drei Jahren ist Rossi - wie bereits erwähnt - ein Restricted Free Agent. Sein Vertrag ist zwar abgelaufen, die Wild behalten aber die Rechte und er könnte im Falle von Streitigkeiten über den Anschlussdeal bei keinem anderen NHL-Team unterschreiben, höchstens zu Hause bleiben oder nach Europa gehen.  

Der Zähler zum Dasein als Unrestricted Free Agent (bedeutet freie Teamwahl) beginnt für Rossi ebenfalls heuer zu ticken: So einer wird man wird nämlich entweder mit 27 Jahren automatisch oder nach sieben Saisonen mit jeweils 40 Spielen (im Falle einer Verletzung müssen das nicht einmal 40 tatsächlich absolvierte Spiele sein).

Im günstigsten Fall kann er sich im Sommer 2029, so er nicht mehr unter Vertrag steht, sein neues Team frei aussuchen. Vom biologischen Alter her wird er erst am 23. September 2028 27 Jahre alt sein (Stichtag für ein Alter im NHL-Fall ist der 30. Juni jeden Jahres). Damit fallen für ihn die 27 Jahre bzw. sieben Saisonen mit jeweils 40 Spielen ohnehin auf den gleichen Sommer 2029.

Sollte Rossi bzw. sein Agent mit dem Angebot der Wild über den Anschlussvertrag 2025 nicht zufrieden sein, würde ein Ein-Jahres-Vertrag durchaus Sinn ergeben. Denn nach diesem Vertrag (also 2026) hat er die Chance, das NHL-Schiedsgericht über die Höhe seines neuen Vertrags entscheiden zu lassen, vorher nicht.

All diese Paragrafen sind natürlich noch Zukunftsmusik, werden Rossi auch überhaupt nicht beschäftigen. Sein Ziel - und das ist mehr als nur realistisch - für heuer muss sein, dass er sich am Ende der Saison mit Fug und Recht als Fulltime-NHLer bezeichnen darf...

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