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Jason Robertson: Ein (halber) Philippiner mischt die NHL auf

In Dallas wächst ein neuer NHL-Superstar heran. In der Öffentlichkeit wird er gar nicht als solcher wahrgenommen. Und das ist ihm auch recht.

Jason Robertson: Ein (halber) Philippiner mischt die NHL auf Foto: © getty

Egal ob beim Baseball, beim Spielen mit seinen Hunden oder am Grill - Jason Robertson hat immer ein Lächeln im Gesicht.

Wirft man einen Blick auf sein Instagram-Profil, begegnet einem eine bodenständige und fröhliche Persönlichkeit. Besonders im Trikot der Dallas Stars gibt der 23-Jährige eine tolle Figur ab. Nicht nur auf Bildern, sondern vor allem auf dem Eis.

Der Filipino-Amerikaner ist der "Rising Star" in der NHL, die in der Öffentlichkeit von Superstars wie Connor McDavid oder Cale Makar beherrscht wird. Sie sind "flashy", können mit dem Puck am Schläger zaubern, sorgen für faszinierende Plays.

Von Robertson kann das nicht behauptet werden. Er fällt kaum auf, weder als exzellenter Skater noch durch große Skills. Viel mehr ist es sein extrem hoher Hockey-IQ gepaart mit schnellen Händen und einem ansatzlosen, punktgenauen Schuss, der ihn auszeichnet.

Hinzu kommt, dass Dallas nicht gerade als Eishockey-Hochburg bekannt ist. Natürlich haben die Stars im "Lone Star State" einen hohen Stellenwert, mit Montreal, Toronto oder New York lässt es sich allerdings nicht vergleichen.


LAOLA1 überträgt am Sonntag wieder ein Spiel aus der NHL. Um 21 Uhr (LIVE-Stream >>>) treffen die Minnesota Wild auswärts auf Michael Raffls Ex-Klub, die Dallas Stars.

 


Eine Macht bei "Even Strength"

Vielleicht auch deshalb ist der Hype um den Torjäger nicht so groß, wie er eigentlich sein sollte. Dennn Robertson ist derzeit der einzige Spieler, der es in der Scorer-Wertung mit Connor McDavid und Leon Draisaitl aufnehmen kann - insbesondere mit Blick auf die Statistik bei numerischer Gleichheit.

16 seiner 22 Saisontore erzielte der beste Torschütze der bisherigen NHL-Saison bei "Even Strength". Zum Vergleich: McDavid teilt sich mit Andrei Svechnikov, Jack Eichel und Sidney Crosby den zweiten Platz und hält bei zwölf Treffern.

Dafür sind die Oilers-Superstars im Powerplay unantastbar, zehn (Draisaitl) bzw. neun (McDavid) Tore erzielten sie dort bereits. Robertson kommt "nur" auf sechs Treffer, aber 14 Powerplay-Punkte - der achtbeste Wert.

Seine Effizienz sticht ebenfalls heraus: Robertson steht pro Spiel durchschnittlich nur etwas über 17 Minuten am Eis, McDavid und Draisaitl kommen auf über 22 Minuten Eiszeit. Dazu gab der junge Mann aus Kalifornien 104 Schüsse ab, 21,2 Prozent landeten im Tor.

Den Torjäger-Instinkt im Blut

Den Torriecher des 23-Jährigen streichen die Teamkollegen besonders hervor. Torhüter Jake Oettinger meinte kürzlich: "Manchmal lehnt man sich einfach zurück und lacht darüber, wie gut er ist. Er ist etwas Besonderes, und er wird das noch lange in Grün und Weiß tun. Ich bin froh, dass er das nicht mit mir macht."

Ablenker, Rebounds, Schüsse aus kurzer Distanz - die sogenannten "ugly goals" beherrscht Robertson wie kein Zweiter, dazu versteht er es, sich in verheißungsvolle Schusspositionen zu bringen. Und: Er erkennt die Lücken, die ihm ein Torhüter lässt, weiß diese auch zu nützen.

Jason Robertson traf bereits in der OHL am laufenden Band
Foto: © getty

Das beste Beispiel lieferte er vor wenigen Tagen gegen die Anaheim Ducks, denen er drei Tore einschenkte und somit seinen dritten NHL-Hattrick schnürte. In Überzahl versperrte Roope Hintz Ducks-Torhüter Anthony Stolarz vor dem Tor die Sicht, Robertson sah von der rechten Halfwall das freie lange Eck und schweißte den Puck genau dorthin.

Nicht einmal sonderlich hart, dafür aber schnell, ansatzlos und mit einer ungeheuren Präzision. Und das haargenau selbe Play packte er wenig später zu seinem dritten Tor in diesem Spiel aus. Es waren die Tore 18, 19 und 20, die Robertson in den letzten 17 Spielen verbuchte.

In jedem dieser 17 Spiele punktete er zumindest einmal, hält bei insgesamt 32 (!) Punkten in dieser Zeit. Und er selbst sieht das ganz locker, hängt die eindrucksvollen Leistungen nicht an die große Glocke: "Ich bringe mich einfach in Position, um den Puck zu schießen. Ich muss nur am ersten Mann vorbeikommen und den Puck ins Netz bringen."

Große Karriere trauten ihm nur wenige zu

Es würde auch gar nicht zum Sohn einer philippinischen Mutter und eines schottischen Vaters passen, großspurige Aussagen von sich zu geben. Viele trauten ihm solch eine NHL-Karriere gar nicht einmal zu.

Zwar scorte er schon in seiner Junioren-Zeit bei den Kingston Frontenacs beinahe nach Belieben, aber hinter seinem Skating und dem Spiel in der eigenen Zone stand ein großes Fragezeichen. Einige Teams erkannten zu viele "Red Flags" am erst zweiten Filipino-Amerikaner der NHL-Geschichte. Die Stars wiederum sahen das große Potenzial, das Robertson mitbrachte.

Und landeten im NHL-Draft 2017 in der zweiten Runde an der 39. Stelle schließlich einen absoluten "Steal", wie sich heute herausstellen sollte. Die Texaner haben in diesem Jahr übrigens mit dem finnischen Defender Miro Heiskanen und Goalie Oettinger zwei weitere Superstars des kommenden Jahrzehnts gepickt.

Der "vergessene Superstar"

Aber die Schlagzeilen gehören Jason Robertson.

Dem "First Star of the Month November". Dem mit 53 Treffern bis dato erfolgreichsten NHL-Spieler des in Bälde zu Ende gehenden Jahres.  Dem "vergessenen" Superstar.

Zu einem solchen hat sich der 23-jährige US-Amerikaner in den letzten Wochen und Monaten gewandelt. Nur die bisher verhaltene Wertschätzung seitens der Fans gepaart mit früherer Kritik seiner Coaches lassen ihn noch nicht als solchen dastehen.

Aber: Das wird sich schon bald ändern. Spätestens, wenn er seine ersten Trophäen sammelt. Und das wird eher früher als später passieren.


LAOLA1 überträgt auch am Sonntag wieder ein Spiel aus der NHL. Um 21 Uhr (LIVE-Stream >>>) treffen die Minnesota Wild auswärts auf Michael Raffls Ex-Klub, die Dallas Stars.

 


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