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Marco Rossi hat sich einen großen Vertrag verdient!

Der Vorarlberger erlebt nicht nur eine Breakout-Season, sondern hat für Minnesota viele Opfer gebracht. Das gehört gewürdigt - sonst sollte er getradet werden.

Marco Rossi hat sich einen großen Vertrag verdient! Foto: © getty

16 Tore, 22 Assists, 38 Punkte, 44 Spiele. Dazu erst kürzlich NHL-Spieler der Woche.

Marco Rossi spielt seine Breakout-Season. Innerhalb von ein paar Monaten hat sich der Vorarlberger vom Rookie zum absoluten Leistungsträger gemausert, seinen Punkteschnitt pro Spiel von 0,49 auf 0,86 gesteigert. In der teaminternen Scorerliste der Minnesota Wild liegt nur der verletzte Kirill Kaprizov vor ihm.

In Abwesenheit des russischen Superstars geigt der 23-jährige Center groß auf, erntet die Früchte für seine jahrelange harte Arbeit.

Frühe Rückschläge

Rossi war stets mit großem Talent gesegnet, musste jedoch schon einige Rückschläge verkraften.

Wenige Monate nachdem ihn die Wild im NHL-Draft 2020 an neunter Position gewählt hatten, hing seine Eishockey-Karriere am seidenen Faden. Aufgrund einer Anfang 2021 diagnostizierten Herzmuskelentzündung infolge einer Corona-Erkrankung durfte Rossi lange keinen Sport betreiben, verspürte sogar Todesängste.

Er kämpfte sich von dieser schweren Erkrankung tapfer zurück, bestritt nur zwölf Monate später sein NHL-Debüt.

Marco Rossi bei seinem NHL-Debüt 2022
Foto: © GEPA

Zum Start der Saison 2022/23 schaffte Rossi den Sprung in den NHL-Kader, jedoch nur für 16 Spiele. Ein Assist war zu wenig, außerdem war augenscheinlich, dass die große Bühne noch zu groß war.

Die Wild schickten ihn für eine zweite Saison zurück ins AHL-Farmteam nach Iowa. Ein Schritt, mit dem der ÖEHV-Star haderte. Doch die Schuld bei anderen zu suchen, käme ihm nicht gleich. Rossi war selbst sein größter Kritiker. Er wusste, dass er zu wenig gezeigt hatte.

Unkenrufe und Trade-Gerüchte

Der Feldkircher arbeitete konsequent an seinen Schwächen, während einige Unkenrufe laut wurden.

Viele Fans hatten ihre Zweifel, ob Rossi tatsächlich DER langersehnte Einser-Center der Zukunft sein kann. Er hätte keinen Gamebreaking-Skill, sei außerdem zu klein und wenig standhaft.

Auch innerhalb der Organisation war man sich lange unsicher, was Rossis Projection tatsächlich ist. Ist er ein wahrer Einser-Center? Ist er vielleicht nur ein Top-6- oder Middle-6-Center? Und inwieweit würden ihn seine Körpermaße (1,76 Meter, 83 kg) in den Playoffs hemmen?

Deshalb stand Rossi immer wieder im Mittelpunkt von Trade-Gerüchten. Mehrfach hatte man das Gefühl, dass die Wild die Reißleine ziehen und den 23-Jährigen tatsächlich abgeben würden.

Der Turning Point

Aber Rossi nahm sein Schicksal selbst in die Hand und brachte viele Opfer, um sich den Traum von der NHL erfüllen zu können.

Er kehrte nach der WM 2023 wieder nach Saint Paul zurück, um auf Anraten der Wild den gesamten Sommer in Minnesota zu verbringen.

Rossi arbeitete mit Skating- und Skills-Coach Andy Ness an seiner Schlittschuh-Technik, trainierte täglich mit Konditionstrainer Matt Harder an seiner Stärke, Ausdauer und seinem Durchsetzungsvermögen.

Das ging sogar so weit, dass Rossi die Hochzeit seiner eigenen Schwester ausließ. Er wollte keinen Tag in Minnesota verpassen, legte knapp sieben Kilo Muskelmasse zu. Es war der Turning Point in seiner Karriere.

Alte und neue Stärken kombiniert

Rossi hat sich auf dem Eis neu erfunden, ist nicht mehr der "Driver" im Offensivspiel, sondern verrichtet viel Drecksarbeit vorm Tor. Das liegt vor allem an der Linien-Konstellation mit Kaprizov und Mats Zuccarello, die beide lieber den Puck auf ihrem Schläger haben.

Doch es zahlt sich aus. Bereits in seiner Rookie-Saison erzielte er 14 seiner 21 Tore aus dem Nahbereich um das Tor herum, die in den NHL-Statistiken als "High-Danger-Area" angeführt wird. Damit war Rossi besser als 85 Prozent aller NHL-Spieler.

Verdient Rossi bald so viel wie Wild-Buddy Matt Boldy?
Foto: © getty

Heuer konnte er diesen Wert sogar steigern, zwölf seiner aktuell 16 Treffer stammen aus dem Slot oder Crease. Lediglich vier Prozent (!) aller NHL-Spieler sind mehr gelungen. Rossi fühlt sich trotz seiner eher schmächtigen Körpermaße vor dem Tor wohl, kann das Spiel gut lesen und Rebounds schnell verarbeiten.

Er besitzt einen hohen Hockey-IQ, seine Gabe als Spielmacher ist überdies nicht abhandengekommen. 14 Primary Assists sind der zweitbeste teaminterne Wert, nur geschlagen von Kaprizov. Außerdem agiert er defensiv stets zuverlässig, gibt keinen Puck oder Zweikampf verloren.

Ein Vorbild für jüngere Generationen

Der 23-Jährige ist ein ultimativer Profi und kann ein Vorbild für die nächsten Eishockey-Generationen sein. Er stellt alles dem Teamerfolg unter, hat eine unermüdliche Arbeitsmoral, die ansteckend ist.

In der Vorsaison wurde er als Rookie für die Bill Masterton Trophy nominiert, die jährlich an jenen NHL-Spieler verliehen wird, der am meisten Ausdauer, Hingabe und Fairness im und für das Eishockey zeigt.

Bei den Wild gibt es niemanden, der ihm diesen Aufschwung nicht vergönnt. Rossi ist trotz seiner zurückhaltenden Art ein Liebling in der Kabine, kommt mit jedem Spieler und dem Coaching-Staff gut aus.

Und er entwickelt sich allmählich zu einem Unterschiedsspieler.

Sehen die Wild in Rossi einen Cornerstone?

Minnesota steht vor einer wegweisenden Entscheidung.

Rossis Entry-Level-Contract läuft im Sommer aus, zum aktuellen Zeitpunkt verdient er sich ohne jeden Zweifel einen hochdotierten und mehrjährigen Vertrag.

Teamkollege Matt Boldy verdient über sieben Jahre rund 49 Millionen US-Dollar, aus Rossis Draft-Klasse stechen Tim Stützle und Lucas Raymond mit rund 64 Millionen US-Dollar auf die nächsten acht Jahre heraus. Nummer-1-Pick Alexis Lafreniere unterschrieb bei den Rangers für sieben Spielzeiten und durchschnittlich 7,45 Millionen US-Dollar pro Jahr.

Warum sollte sich sein neues Arbeitspapier nicht in diesem Bereich einordnen? Spieler wie der Vorarlberger sind selten. Sie vereinen Talent, Hingabe und Charakter und sind genau das, was ein Team braucht, um nicht nur in die Playoffs zu kommen, sondern auch dort zu bestehen.

Sollte Rossi keinen solchen Vertrag erhalten, wäre dies ein Zeichen dafür, dass die Wild ihn nicht als Cornerstone für ihre Zukunft sehen. In diesem Fall wäre ein Trade wohl die bessere Option - für Rossi und für ein Team, das seinen Wert zu schätzen weiß.



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