Sunrise, Tampa, Dallas, Philadelphia.
Marco Kasper sammelte in den letzten Tagen viele Flugmeilen. Der Kärntner befindet sich mit den Detroit Red Wings auf einer langen Auswärtsreise, vier Spiele werden innerhalb von nur fünf Tagen absolviert.
Die ersten drei Stationen hat die NHL-Franchise aus Michigan bereits hinter sich gebracht, mit mäßigem Erfolg. Auf einen 5:2-Sieg beim amtierenden Stanley-Cup-Champion folgten zwei Niederlagen gegen die Lightning (1:5) und die Stars (1:4). In der Nacht auf Mittwoch wartet das Duell mit Division-Rivale Philadelphia Flyers (1:00 MEZ).
LAOLA1 erwischte den 20-Jährigen am späten Montagabend (MEZ) für ein Interview, Kasper kam gerade erst nach einem knapp dreistündigen Flug von Dallas nach Philadelphia im Hotel an.
Er war bei guter Laune, wirkte locker und gab sich selbstbewusst. Kein Wunder, läuft es doch ihm. In seinen letzten sieben Spielen sammelte er ebenso viele Scorerpunkte, wurde in die erste Angriffslinie befördert - der Knoten ist geplatzt.
Kasper sprach nicht nur darüber, sondern auch über seinen neuen Head Coach, die Beförderung in die erste Linie und das Leben in der NHL.
LAOLA1: Wie verläuft der Road Trip bisher aus deiner Sicht?
Marco Kasper: Wir haben gegen drei Top-Teams gespielt, gegen die Panthers einen guten Sieg gefeiert. Wir haben vor dem Road Trip daheim gegen San Jose verloren, davor sieben Spiele in Folge gewonnen. Jedes Spiel ist sehr wichtig, vor allem jenes morgen gegen Philadelphia.
LAOLA1: Was bedeutet der Sieg gegen den amtierenden Stanley-Cup-Champion für euch?
Kasper: Wenn du so ein Top-Team schlägst, gibt das Selbstvertrauen. Man sieht einfach, dass wir ein gutes Team und in der Lage sind, gegen die Top-Teams zu gewinnen.
LAOLA1: Du hast das zwischenzeitliche 4:2 erzielt, Florida-Keeper Sergei Bobrovsky musste danach weichen.
Kasper: Es ist immer toll, ein Tor zu schießen und dem Team damit zu helfen. Sergei Bobrovsky ist ein Top-Tormann in der NHL, es ist gut für uns, wenn wir ihn fordern und das Leben schwer machen können. Und unser Tormann (Cam Talbot, Anm.) hatte mit über 40 Saves auch ein super Spiel.
LAOLA1: Was lief in den Spielen gegen Tampa und Dallas schief?
Kasper: Wir haben die Spiele durch frühe Rückstände aus der Hand gegeben. In Dallas haben wir nach dem Rückstand im ersten Drittel zwar etwas besser gespielt, aber eine Strafe zu einem ungünstigen Zeitpunkt genommen. Dallas hat das ausgenutzt und gleich das 3:0 nachgelegt.
LAOLA1: In Tampa verlief das Spiel ähnlich, eine Strafe gegen dich wenige Sekunden nach Beginn des zweiten Drittels brachte sofort einen Gegentreffer in Unterzahl. Coach Todd McLellan meinte danach, dass dies "etwas rücksichtslos" gewesen sei.
Kasper: Ich weiß, dass ich meinen Job besser machen muss, bevor ich die Strafe nehme. Es beginnt schon damit, beim Faceoff bereiter zu sein. Die Strafe ist zu einem ungünstigen Zeitpunkt passiert, dass Tampa gleich ein Tor schießt und danach noch eines drauflegt, ist natürlich nicht gut.
LAOLA1: Euer Coach erklärte, dass man wieder proaktiver handeln müsse und nicht nur auf die Geschehnisse reagieren dürfe.
Kasper: Er hat recht, wir können dem Gegner nicht in den ersten Minuten Tore geben. Wir müssen von Beginn an bereit sein, so wie es während der Siegesserie der Fall war.
LAOLA1: Rund um Weihnachten wurde ein Trainerwechsel vollzogen, Derek Lalonde musste gehen. Wie hat sich das Team unter McLellan verändert?
Kasper: Wir haben vor allem am Anfang mit mehr Energie trainiert und gespielt. Taktisch wurden ein paar Sachen umgestellt, wir glauben an uns.
"Ich glaube nicht, dass es nur der Trainereffekt war, der uns erfolgreich gemacht hat, sondern wir auch wirklich gutes Eishockey gespielt haben."
LAOLA1: Ist der berühmte Trainereffekt jetzt verpufft?
Kasper: Ich glaube nicht, dass es nur der Trainereffekt war, der uns erfolgreich gemacht hat, sondern wir auch wirklich gutes Eishockey gespielt haben. Wir haben vor allem mehr Schüsse aufs Tor genommen. Man kann nicht jedes Spiel gewinnen, die letzten zwei Spiele zu verlieren – das kann passieren.
LAOLA1: Trotzdem müsst ihr jetzt zeigen, aus welchem Holz ihr tatsächlich geschnitzt seid.
Kasper: Natürlich, aber das gilt für alle Teams. Es sind viele Teams, die ähnlich viele Punkte wie wir haben und im Moment im Playoff-Rennen dabei sind. In den nächsten paar Wochen wird man sehen, welche Teams sich durchsetzen können.
LAOLA1: Du spielst derzeit in der ersten Linie neben Dylan Larkin und Lucas Raymond, bist von der Center- auf die Flügelposition gewechselt. Wie ist diese neue Rolle für dich?
Kasper: Als Flügel spiele ich ein bisschen geradliniger, versuche, den Forecheck schnell zu fahren, viel Eis zu laufen, Scheiben zu gewinnen, gute Plays zu machen und zum Tor zu gehen. Ich versuche, das Beste für das Team und die Linie zu tun.
LAOLA1: Was zeichnet Larkin und Raymond aus?
Kasper: Beide sind tolle Spieler. "Larks" ist ein brutal guter Eisläufer, richtig stark in den Zweikämpfen und findet oft die richtigen Plays. Lucas hat sowieso die ganze Saison schon gezeigt, wie er scoren kann, macht richtig gute Plays mit dem Puck, findet freie Räume und schießt sie auch rein, wenn er eine Chance bekommt.
LAOLA1: Was hat diese Beförderung mit deinem Selbstvertrauen gemacht? Dir scheint der Knoten geplatzt zu sein.
Kasper: Es war schön, wieder einmal zu punkten. Ich hatte gute Spiele dabei, dann ist leider nichts reingegangen. Ich freue mich immer, wenn ich ein Tor oder einen Punkt erziele und damit dem Team helfen kann.
"Da war ich nervöser als bei meinem NHL-Debüt, (...). Um 9 Uhr in der Früh dachte ich noch, dass ich in der AHL spielen werde."
LAOLA1: Dabei wurdest du nach einer guten Preseason nochmal ins AHL-Farmteam runtergeschickt.
Kasper: Ich war mit meiner Preseason trotzdem zufrieden, habe immer nach vorne geschaut und geschaut, mich täglich zu verbessern.
LAOLA1: Dann kam der Call-Up.
Kasper: Da war ich nervöser als bei meinem NHL-Debüt, weil ich es rechtzeitig zum Training schaffen musste. Um 9 Uhr in der Früh dachte ich noch, dass ich in der AHL spielen werde. Dann habe ich den Anruf bekommen, bin gleich nach Detroit gefahren. Ich bin erst ungefähr 20 Minuten vor dem Training in der Eishalle angekommen.
LAOLA1: Ich stelle mir das extrem stressig vor.
Kasper: Das war es auch! Ich bin zweieinhalb Stunden von Grand Rapids nach Detroit gefahren, das war knapp.
LAOLA1: Gab es für dich einen Moment, in dem du realisiert hast: Ich bin in der NHL angekommen?
Kasper: Das erste Tor zu schießen, war schon ein richtig cooler Moment. Ich denke mir immer wieder: Wow, ich spiele in einem Team mit Patrick Kane, dem ich als kleines Kind schon zugeschaut habe. Das ist unglaublich, deswegen arbeite ich jeden Tag hart an mir, um weiter in der NHL zu spielen.
LAOLA1: Wie glamourös ist das Leben in der NHL?
Kasper: Es ist schon etwas anderes. Wir fliegen mit Privatfliegern quer durch Nordamerika zu den Spielen, sehen unterschiedliche Städte. Es ist ein sehr spannendes Abenteuer, das ich hier erlebe.
LAOLA1: Hast du in Detroit bereits eine Wohnung bezogen?
Kasper: Ja, vor ungefähr eineinhalb bis zwei Monaten.
LAOLA1: Wie lief das ab?
Kasper: Zuerst war ich längere Zeit im Hotel, dann habe ich einen "Housing Letter" bekommen. Danach hatte ich gut eineinhalb Wochen Zeit, um eine Wohnung zu finden.
LAOLA1: War für dich damit klar, dass mit dir länger in der NHL geplant wird?
Kasper: Schon, aber du kannst trotzdem immer in die AHL geschickt werden. Deswegen muss ich jeden Tag mein Bestes geben, um in der NHL zu bleiben.