Man darf getrost von einem Blockbuster-Trade sprechen, von dem es irgendwann in Zukunft einmal heißen könnte, er hat das sportliche Schicksal der beiden beteiligten Franchises in diese oder jene Richtung beeinflusst.
Superstar Matthew Tkachuk soll den Florida Panthers jene Zutaten bieten, die bislang bei der Jagd auf den Stanley Cup fehlten.
Dafür musste man sich von Superstar Jonathan Huberdeau trennen und unter anderem auch MacKenzie Weegar und einen Erstrunden-Pick zu den Calgary Flames schicken.
Zudem stattete die Franchise aus dem Sunshine State den neuen Heilsbringer Tkachuk mit einem Achtjahres-Vertrag für 76 Millionen Dollar aus.
Ein Investment, das sich besser bezahlt machen sollte.
Ob es schon früh in der Saison erste Erfolge zu feiern gibt, erfährt die NHL-Gemeinde unter anderem am Samstag beim Gastspiel der Florida Panthers bei den Buffalo Sabres.
Ein Match, das gleichzeitig die allererste Live-Übertragung eines NHL-Spiels in der LAOLA1-Geschichte darstellt:
<<<Buffalo Sabres - Florida Panthers; Samstag, 19 Uhr im LAOLA1-LIVESTREAM>>>
Tausch zweier 100-Punkte-Spieler
Beim ersten Saison-Match gegen die New York Islanders gelang bereits das erste (Empty-Net-)Tor. In der vergangenen Regular Season war Tkachuk einer von acht Spielern, die mehr als 100 Punkte gesammelt haben - mit 42 Toren und 62 Assists brachte er es auf deren 104.
Huberdeau kam in der Scorer-Wertung gar auf 115 Punkte (30 Tore, 85 Assists) und wurde nur von Ausnahmeerscheinung Connor McDavid (123 Punkte) übertroffen.
"Um etwas zu bekommen, muss man etwas geben", sagt Floridas General Manager Bill Zito. Der Preis sei sehr hoch, dennoch habe man diese Gelegenheit einfach nutzen müssen.
Teil dieser Trade-Rechnung ist bestimmt auch, dass der 24-jährige Tkachuk natürlich mehr gute NHL-Jahre vor sich haben sollte als der 29-jährige Huberdeau.
Ganz oben auf der Liste
Der größte Teil der Rechnung ist jedoch tendenziell, dass Tkachuk aus einer starken Regular-Season-Mannschaft ein erfolgreiches Playoff-Team machen soll.
Tkachuk kam auf den Markt, nachdem er die Calgary Flames informierte, dass er keinen Langzeit-Vertrag unterschreiben werde. Das kanadische Traditions-Team draftete den Right Wing 2016 in der ersten Runde an Nummer 6, warf ihn gleich 18-jährig ins kalte Wasser und sollte diese Entscheidung nicht bereuen.
Wie passend, dass die Florida Panthers auf Tkachuks Liste an potenziellen Destinationen für einen Tapetenwechsel ganz oben gestanden seien.
"Als ich diese Liste erstellt habe, ging es hauptsächlich ums Gewinnen - nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft. Die meisten Jungs hier sind von meinem Alter bis 28, 29. Das war also ein sehr attraktives Argument für mich", erzählt Tkachuk.
Der Ozean, die Strände...
Ehrlicher Nachsatz: "Number two was lifestyle."
Das warme Klima und die Strände in South Florida verbindet man vielleicht weniger mit Eishockey als den ehemaligen Austragungsort Olympischer Winterspiele Calgary, wo Eishockey wiederum eine Art Religion darstellt.
Jet-Ski-Fahren im Ozean geht in der Provinz Alberta aber halt nicht wirklich. "Dort, wo ich war, konnte ich solche Dinge nicht machen, also sind das Momente, in denen ich mich zwicken muss. Es ist unglaublich, und ist sogar noch zehn Mal besser als ich gedacht habe", so Tkachuk.
Der 24-Jährige ist US-Amerikaner, also kann man vielleicht nachvollziehen, dass er mit Kanada nicht so warm wurde.
Unter der Haut des Gegners
Als Sohn von Keith Tkachuk, der es von 1992 bis 2010 inklusive Playoffs auf 1.290 NHL-Spiele brachte, und älterer Bruder von Ottawa-Hoffnungsträger Brady Tkachuk kennt sich Matthew im NHL-Business seit Kindheitstagen bestens aus.
Und als solcher weiß er natürlich, dass das schöne Wetter in Florida privaten Genuss mit sich bringen kann, er bei den Panthers jedoch nicht als das gefragt ist, was man hierzulande als Schönwetterspieler bezeichnet.
Ganz im Gegenteil. Man trennte sich vom hoch veranlagten Spielmacher Huberdeau, um eine in den Playoffs notwendige Mentalität ins Team zu bekommen.
Panthers-Captain Aleksander Barkov verdeutlicht: "Er ist der Spielertyp, der versucht, unter deine Haut zu kommen. Er versucht der Typ zu sein, der dich richtig ankotzt."
Mehr als ein Unruhestifter
Head Coach Paul Maurice: "Es geht um die richtigen Zutaten. Um erfolgreich zu sein, brauchst du von allem etwas in deinem Team. Er bringt eine einzigartige Zutat. Ich mag das Wort Unruhestifter nicht, weil es seine spielerischen Qualitäten unterkaufen würde. Er ist mehr als das. Er ist nur so sehr ins Spiel involviert, dass es bei einer Rudelbildung eine gute Chance gibt, dass er mittendrin ist."
"Am Eis, habe ich eine andere Persönlichkeit. So wie ich spiele, bringe ich einen gewissen Swagger mit, der diesem Team helfen kann", drückt es Tkachuk ein wenig vornehmer aus.
Kurzum: Gerade im Hinblick auf die Playoffs wurde ein physisch starker Spieler gesucht, gegen den man ungern spielt, der jedoch gleichzeitig weiß, wo Tor und Mitspieler stehen und somit wie Huberdeau verlässlich Punkte produziert - immerhin deren 613 in zehn Saisonen.
Alles in allem darf vor allem eines nicht passieren: Nicht schon wieder ein frühes Playoff-Aus.
Gelingt der Beweis?
Drei Mal in Folge verabschiedete man sich frühzeitig, in der vergangenen Saison scheiterte man als Gewinner der Presidents' Trophy für das punktebeste NHL-Team in der zweiten Playoff-Runde mit einem bitteren 0:4-Sweep am Lokalrivalen Tampa Bay Lightning.
Freilich muss Tkachuk erst beweisen, dass er helfen kann, ein Team tatsächlich zumindest in die Nähe des Stanley Cups zu führen.
Denn in der Vorsaison schied er mit Calgary ebenfalls in der zweiten Playoff-Runde aus, auch in den Jahren davor war ihm kein nennenswerter Erfolg vergönnt.
Seitenhieb vom Flames-Coach
Ein Umstand, den Flames-Head-Coach Darryl Sutter zu einem sehr deutlichen Seitenhieb in Richtung Tkachuk nutzte.
Auf die Frage, was dessen potenziellen Nachfolger Tyler Toffoli von seinem Skillset her von Tkachuk unterscheiden würde, wählte Sutter die Option, nicht über das Skillset zu sprechen:
"Einer von beiden hat den Stanley Cup gewonnen und war Teil von langen Playoff-Runs."
Gemeint war natürlich nicht Tkachuk. Es liegt an ihm zu beweisen, dass er mit dem Ozean vor der Haustüre den ganz großen Wurf doch hinbekommt.
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no hard feelings pic.twitter.com/hF76CtqiLd
— Sammy Hudes (@SammyHudes) September 23, 2022