Gute Nachrichten aus Montreal: David Reinbacher steht seit Ende Jänner wieder im Training, sein Comeback beim Farmteam in Laval sollte in absehbarer Zeit stattfinden. Wie hat sich in seiner Abwesenheit die Depth Chart in der Defensive der Canadiens verändert?
Reinbachers letztes Spiel datiert vom 29. September letzten Jahres: Nach einem harmlos aussehenden Zusammenprall (nicht einmal ein Check) humpelte der Hohenemser von Eis.
"Unterkörperverletzung" (so die übliche nichtssagende Verletztenmeldung) auf die eine umgehende Operation folgte. Es sollte sich um eine äußerste komplizierte Meniskusverletzung handeln, die Ausfalldauer von knapp fünf Monaten gestaltete sich auch ungewöhnlich lang für diese Art von Verletzung.
Reinbacher hätte aller Wahrscheinlichkeit nach die Saison beim Farmteam Laval Rocket begonnen, die Canadiens verfügen über eine tiefe Defensive. Die sieht derzeit so aus:
Lane Hutson
Der kleine Rover übertraf die Scorererwartungen in seiner ersten vollen NHL-Saison, eisläuferisch gehört er zur absoluten NHL-Elite. Die Zukunft wird zeigen, wie sehr seine Schwächen im Defensiv-Coverage von seinen offensiven Beiträgen abzuziehen sind.
Kaiden Guhle
Im Gesamtpaket mit 23 Jahren vielleicht bereits der Top-Mann, wenn da nicht immer kleinere oder größere Verletzungen wären. Die heurige Saison begann er erst verspätet nach einer Blinddarm-Operation, jetzt dürfte sie nach einer Quadriceps-Operation beendet sein.
Mark Matheson
Jetzt hinter Hutson im zweiten PP-Unit gereiht. Der starke Skater kann aber durch seine gute Beinarbeit viele Minuten schultern, kommt auch im PK regelmäßig zum Einsatz. Mit 30 Jahren bereits der zweitälteste Defender im Kader.
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Alexandre Carrier
Im Dezember im Tausch für Justin Barron aus Nashville gekommen, bildete mit Guhle sofort das stärkste Defensiv-Pärchen bei den Canadiens. Die beiden kamen meist gegen die gegnerischen Top-Linien zum Einsatz.
David Savard
Mit 34 Jahren der Routinier in der Defensive, im PK vor allem wegen seine Willigkeit zum Schüsseblocken gesetzt.
Arber Xhekaj
Mit Savard das dritte Defensivpärchen bildend und der körperlich stärkste Defender im Kader. Imposante Maße (1,93 m/109 kg) und als ungedrafteter Spieler bereits mit einer respektablen Laufbahn.
Jayden Struble
Bis auf einen "Conditioning Stint" mit zwei Spielen in Laval immer der siebte Defender in Montreal und damit der erste Nachrücker. Struble kam in dieser Rolle heuer auf 30 Spiele, sein NHL-Profil ist noch ungewiss. Könnte sich durch seine gute Beinarbeit und sein physisches Spiel aber festsetzen.
Soweit die derzeitigen Top-7 in Montreal, darüber, welche Rolle hier ein gesunder Reinbacher gespielt hätte, kann nur spekuliert werden. Im Sommer laufen nur die Verträge von Savard (UFA) und Struble (RFA) aus. Für Guhle beginnt sein erster großer Deal nach seinem ELD mit 5, 5 Millionen pro Spielzeit.
Heurige Änderungen in der Depth Chart
Nach Reinbachers Verletzung kam eben Carrier (ein Nullsummenspiel im Deal für Justin Barron) dazu, schon im August war allerdings Jordan Harris das Tauschobjekt für Patrik Laine im Trade mit Columbus. Durch den Abgang von Harris rückten alle Defender am Rande oder außerhalb des NHL-Kaders automatisch einen Platz nach vorne.
Ohne Reinbacher wurde daher Logan Mailleux zum ersten Nachrücker. Nach sechs Spielen im Oktober kam er auch vor dem Februar-Break zweimal statt Struble zum Einsatz. Seine Off-Ice-Issues sind vergessen, aber kann er sich auf NHL-Niveau auf beiden Seiten des Eises einbringen? In Laval ist er vor allem im Powerplay die unumstrittene Nr. 1, brächte auch einen stabilen Körper mit.
Inklusive Reinbacher wären das also neun NHL-Kandidaten, dahinter spielt der Schwede Adam Engström (21) eine sehr solide erste Saison in Übersee, kommt schon in allen Special Teams zum Einsatz.
Wie geht es für Reinbacher heuer weiter?
Laval führt die North Division an, damit sind Spiele über die Regular Season hinaus bereits garantiert. Die Canadiens brachen nach einer zwischenzeitlichen Aufholjagd zuletzt wieder ein, fünf Teams und sechs Punkte trennen sie derzeit von den Playoff-Plätzen. Ihre Saison dürfte mit dem 17. April beendet sein.
Könnte Reinbacher heuer noch in der NHL zum Einsatz kommen? Möglich, aber eher nicht wahrscheinlich, erst einmal sollte er in Laval wieder Spielpraxis sammeln. Sein Entry-Level-Deal würde dann per "Slide" erst nächste Saison so recht beginnen, so er nicht heuer nicht zehn Spiele oder mehr für die Canadiens bestreitet.
Die nächste Saison für Reinbacher
Bis auf Savard (bleibt der 34-jährige?) stehen entweder alle angeführten Defender noch mindestens eine Saison unter Vertrag, Struble sollte als kostengünstiger RFA sicher verlängert werden. Savard, Carrier, Mailloux und eben Reinbacher sind hier die Rechtsschützen.
Am wichtigsten für den Österreicher: Er muss beweisen, dass er gesund bleiben kann, vor allem gegen robuste NHL-Cracks. Zu seinen 1, 89 Metern muss entsprechende Muskelmasse dazukommen, die Knieverletzung sollte ihn nicht daran gehindert haben, bereits jetzt an seinem Oberkörper zu arbeiten.
An seinem Potential als gesunder Spieler sollte weiter kein Zweifel bestehen, die Knieverletzung war zwar die schwerste, aber auch nicht die erste in den letzten Jahren. Ein solider Saisonausklang gekoppelt mit einem guten Sommer in der Kraftkammer sollte seinen Status wieder erhöhen...