Sehen wir Thomas Vanek eines Tages in leitender Funktion bei einem NHL-Team?
Österreichs bester Eishockey-Spieler aller Zeiten spielte rund um sein Karriereende vor zwei Jahren mit dem Gedanken, gerne als General Manager in der NHL arbeiten zu wollen.
Gespräche über eine Funktionärs-Karriere gab es tatsächlich bereits, allerdings sei die Zeit noch nicht reif, wie der Grazer im Interview mit der "Kleinen" verrät:
"Ich habe in den letzten sechs Wochen mit mehreren Organisationen gesprochen. Ich hätte sogar etwas Konkretes, müsste dann aber wieder unterwegs sein. Aber: Ich will meine Kinder trainieren. Das richtige Angebot war noch nicht dabei."
Indes hat Vanek auch ein Auge auf Marco Rossi, der vorerst auf sein NHL-Debüt warten und sich bei den Iowa Wild, dem Farmteam der Minnesota Wild, beweisen muss.
Vanek: "Gut, dass Rossi bei mir war"
Vor allem die Tage rund um die Herzmuskelentzündung, die dem Vorarlberger letztlich die vergangene NHL-Saison gekostet hat, hat Vanek hautnah miterlebt:
"Er kam direkt von der Junioren-WM in Edmonton zu uns. Dann sind binnen zehn Tagen die ganzen Testergebnisse eingetroffen. Das war für ihn eine schwierige Zeit. Da steht man mit 19, 20 Jahren so knapp vor seinem Traum und dann erhältst du diese Nachricht. Es war gut, dass er bei mir war."
Er habe Rossi gesagt, dass es ja nicht um diese eine Saison gehen würde: "Er muss das große Bild betrachten. Also, dass er 15, 20 Jahre in der NHL spielen könne. Ich verstehe aber, dass es für einen jungen Spieler hart sein muss. Das wäre bei mir nicht anders gewesen."
Es braucht mehr Rossis
"Ein Talent wie Marco Rossi hätte es von überall in die NHL geschafft. Er ist fokussiert, hat einen Traum, entwickelt sich weiter und will sich alles erarbeiten."
Vanek und Rossi eint, dass sie Österreich in jungen Jahren verlassen haben. Der 37-Jährige glaubt jedoch, dass es Rossi auch in die NHL geschafft hätte, wenn er mit 14, 15 noch in der Heimat gespielt hätte:
"Ein Talent wie Marco Rossi hätte es von überall in die NHL geschafft. Er ist fokussiert, hat einen Traum, entwickelt sich weiter und will sich alles erarbeiten."
Dass es so wenige Österreicher in die beste Eishockey-Liga der Welt schaffen, dafür aber "die Schweiz so viele Spieler in der NHL unterbringt", tut Vanek weiter weh.
Die Kritik Vaneks, dass seiner Meinung nach in Österreich zu wenige Kinder zum Eishockey gebracht werden, ist bekannt. Ob der ÖEHV diesbezüglich seine Meinung eingeholt habe?
"Nein - weder in den letzten zwei Jahren noch davor. Ich frage mich: Wann werden wir endlich kapieren, dass wir mehr in die Jugend investieren müssen? Wir brauchen mehr Leute wie Marco Rossi."
Was Vanek an der NHL vermisst
Die Entscheidung aufzuhören war 2019 eine zu Gunsten seiner Kinder. Derzeit ist Vanek als Jugendtrainer tätig, die drei Söhne spielen in unterschiedlichen Mannschaften. Sein ältester Sohn Blake wäre nur noch drei Jahre zu Hause, ehe es ihn aufs College ziehen werde.
Ob ihm die NHL fehlt? "Doch. Mir fehlen die Spieler, die Fan-Atmosphäre, das Kribbeln im Bauch und das Kabinenleben - das vermisse ich am meisten."
Die Gegenwart gehört den Kindern. Aber vielleicht erlebt Vanek das Innenleben einer NHL-Franchise in Zukunft ja wieder, nur in anderer Rolle.