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Was Bernd Freimüller von den Coyotes erwartet

Michael Grabner startet in Anaheim in die NHL. Bernd Freimüller analysiert:

Was Bernd Freimüller von den Coyotes erwartet Foto: © getty

Die beste Eishockey-Liga der Welt öffnet wieder ihre Pforten. Seit zehn Jahren ist Michael Grabner Teil der NHL. Was erwartet den pfeilschnellen Stürmer aus Villach, der am Samstag seinen 32. Geburtstag feiert, in dieser Saison mit den Arizona Coyotes?

Die Franchise aus der 250.000-Einwohner-Stadt Glendale wartet seit der Saison 2011/12 auf eine Playoff-Teilnahme. Gelingt den Coyotes in dieser Spielzeit die Rückkehr in die Postseason?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller - zu Beginn der 2000er-Jahre über viele Saisonen für die Atlanta Thrashers tätig - nimmt die Coyotes unter die Lupe. Was in Arizona im Sommer 2019 geschah und was zu erwarten ist. Mit Phil Kessel kam ein Mann aus Pittsburgh, der endlich der gesuchte Goalgetter sein soll. Der bald 34-jährige Schwede Carl Söderberg, der aus Colorado nach Arizona wechselte, soll für Secondary Scoring sorgen. Von den Abgängen tut eigentlich nur Alex Galchenyuk (Tauschobjekt für Kessel) so richtig weh.

Fragezeichen: Ist Kessel "Viagra" für die zuletzt impotente Offensive?

2,55 Tore pro Spiel, nur drei Teams agierten noch abschlussschwächer. Die vier Punkte, die auf einen Playoff-Platz fehlten, waren vor allem dem Mangel an Offensive geschuldet. Bei aller Kritik an Kessel wegen dessen Defensiv-Schwäche und schwachen Kondition: Scoren konnte er immer! Dazu kommt noch, dass ihn Coach Rick Toccet aus gemeinsamen Zeiten in Pittsburgh kennt. Kessel funktioniert am besten, wenn er nicht ein absoluter Frontliner sein muss – allerdings ist Phoenix alles andere als ein Markt mit großem Druck.

Weitere Hoffnungen auf mehr Tore: Clayton Keller, dessen schwache letzte Saison sein Talent nicht überschatten sollte. Der 21-jährige US-Amerikaner zeigte sich in der Preseason gut in Schuss. Auch Center Nick Schmaltz, der nach seinem Wechsel aus Chicago gleich gut aufspielte, bevor ihn eine Knieverletzung dahinraffte, sollte - wenn er fit ist - ordentlich scoren.

Neben dieser möglichen Toplinie hoffen die Verantwortlichen auf Secondary Scoring von Söderberg (immerhin 23 Tore für Colorado), Vinny Hinostroza, Christian Dvorak und Derek Stepan. Barret Hayton - 2018 als Nummer 5 gedraftet - steht zu Saisonbeginn im Kader und gilt als offensiver Hoffnungsträger, der aber auch defensiv solide agiert.

Bleibt das Team in dieser Saison fit?

Das abermalige Verpassen der Playoffs in der Vorsaison hatte natürlich auch stark mit der Verletzungsmisere zu tun.

Neben Schmaltz verpassten u.a. Jakob Chychrun, Jason Demers, Christian Dvorak, Brad Richardson, Michael Grabner mit seiner Augenverletzung und natürlich Goalie Antti Raanta Teile der Saison. Apropos Raanta: Er war in der Vorbereitung wieder out, nicht nur deshalb könnte Darcy Kuemper endgültig die Nummer 1 werden. Aber die Goalie-Position ist sicher ein weiterer Grund zur Sorge, ein Trade während der Saison würde nicht überraschen.

Kommt die Organisation endlich zur Ruhe?

Schon aus Jahren als die Coyotes noch unter dem Namen Phoenix segelten, war das Team stets das Sorgenkind der Liga. Nur dem Langmut von Gary Bettman war es zu verdanken, dass keine Übersiedlung stattfand.

Seit Juli ist nun der 55-jährige Millionär Alex Meruelo der neue Mehrheitseigentümer. Der gebürtige Kubaner hielt sich seitdem im Hintergrund, GM John Chayka kann in Ruhe agieren und sein Kader kratzt sogar an der Gehaltsobergrenze, auch wenn da das tote Gehalt von Marian Hossa und der Buyout von Mike Ribeiro eingerechnet sind.  Eine neue Arena steht aber noch in den Sternen.

Hält die Defensive weiter dicht?

Alle sieben Defender der Vorsaison stehen weiter im Kader, die 2,68 Gegentore pro Spiel waren der siebtbeste Wert in der NHL. Oliver Ekman-Larsson steht ohnehin über den Dingen, sollte mit Jason Demers wieder ein starkes Paar bilden. Niklas Hjalmarsson ist mit 32 Jahren mittlerweile ein reiner Shut-Down Defender ohne Offensive, als Shotblocker vor allem im PK sehr wichtig. Der schwedische Erstrundenpick Victor Söderström kehrte noch vor Saisonbeginn zu Brynas Gävle zurück.

Schließt das Powerplay zum Penaltykilling auf?

Verletzungen, mangelnde Offensive – kein Wunder, dass das Überzahlspiel (16,3 Prozent) in der letzten Saison abstank. Unter dem neuen Assistant Coach Phil Housley soll das natürlich besser werden, Kessel und Schmaltz (von der Halfwall agierend) müssen hier für Aufschwung sorgen. Einen dedizierten Net-Front-Player sucht man aber im Kader vergebens – die Coyotes gelten überhaupt als ein Team mit wenig Size and physischem Spiel.

Das PK hingegen war die Lebensversicherung der Coyotes – 85 Prozent bedeutete die beste Quote der Liga, dazu kamen noch unglaubliche 16 Shorthanded Goals (sechs davon von Michael Grabner). Carl Söderberg ist nun eine weitere wichtige Option in der numerischen Unterlegenheit.

Was ist von Michael Grabner zu erwarten?

Hoffentlich eine verletzungsfreie Saison, seine Augenverletzung fiel wirklich unter die Definition "Freak Injury". Natürlich wird er im PK neben Brad Richardson wieder gesetzt sein, die beiden gehören zu den besten PK-Duos der Liga. Insgesamt machte er neun seiner 16 Punkte (in 41 Spielen) in nummerischer Unterlegenheit, etwas mehr Produktion bei 5-5 würde ihm und den Coyotes sicher nicht schaden. Seinen Status als Rollenspieler mit weiter fabulösen Beinen dürfte er beibehalten.

Der Ausblick für die Coyotes:

Dass Arizona sehr gute junge Spieler hat, hören wir schon seit Jahren. Ein Playoff-Einzug sollte im verdammten achten Jahr zu machen sein, der Sprung von 70 auf 86 Punkte in der Vorsaison war imposant, vor allem aufgrund der Verletzungen. Auch wenn Kessel vielleicht unter den Erwartungen bleiben wird und die Goalie-Position weiter für Magengrummeln sorgt – die Coyotes könnten heuer endlich dran sein.

Wenn nicht, könnte es entweder Chayka oder Toccet an den Kragen gehen, denn wie lange will man noch warten...

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