Zwei Wochen sind seit dem Start der NHL Free Agency vergangen, zwei Wochen, seit Thomas Vanek mit den Detroit Red Wings und Michael Grabner mit den Arizona Coyotes neue Teams gefunden haben.
Die beiden ÖEHV-Legionäre sind natürlich nicht die einzigen Neuverpflichtungen ihrer Teams geblieben. Das Verhalten in der Free Agency sagt auch etwas darüber aus, was momentan in Detroit und Phoenix Sache ist.
Grund genug für unseren LAOLA1-Experten Bernd Freimüller, die Geschehnisse der letzten Tage bei den beiden Franchises zu analysieren:
Detroit: Ein alter Haufen
Die Signings von Vanek und Defender Mike Green ließen (wieder einmal) die Fans und Medien in Detroit die Stirn runzeln – das älteste Team der letzten Saison wurde noch einmal älter. Kein Problem per se, doch was wurde aus dem längst überfälligen Rebuild? General Manager Ken Holland – der immer mehr im Verdacht steht, in der EBEL in die Schule gegangen zu sein – spricht zwar immer stolz von seinen jungen Cracks, doch setzt er ihnen regelmäßig alte Kaliber vor die Nase.
Die Defensive etwa ist nach der Rückkehr von Green sieben Spieler tief: Green, Niklas Kronwall, Trevor Daley, Danny DeKeyser, Jonathan Ericsson, Nick Jensen und Luke Witkowski. Wo bleibt da Platz für eine Auffrischung, die selbst Holland als überfällig ansieht? Leute wie Libor Sulak (Ex-Znojmo) oder die beiden beim Farmteam in Grand Rapids herausragenden Joe Hicketts und Filip Hronek scharren zwar mit den Hufen, aber wo ist Platz für sie? Jensen (27), DeKeyser und Witkowski (je 28) sind noch die jüngsten in einer reichlich antiquierten Defensive, der es noch dazu an Puck-Movern mangelt.
Nicht viel anders sieht es im Angriff aus: Henrik Zetterberg (37) führt eine Riege an, die aus zwölf NHL-erfahrenen Cracks besteht, wenn man die noch vertragslosen Restricted Free Agents Dylan Larkin und Anthony Mantha einrechnet. In allen anderen NHL-Organisationen wird für hoch gedraftete Youngsters Platz gelassen. Das wären im Falle der Red Wings etwas Evgeny Svechnikov, Michael Rasmussen und Filip Zadina, die Erstrundenpicks von 2015, 2017 und 2018. Dazu kommen noch College-Sharpshooter David Pope und Dominic Turgeon, der in Grand Rapids überzeugte. Wohin mit diesen fünf? Wieder einmal nach Grand Rapids, während die Altspatzen in der NHL wieder ein erfolgloses Jahr runterbiegen?
Eine kleine Lösung wäre natürlich ein Trade, aber wen? Als Kandidat wird immer wieder Andreas Athanasiou genannt, der allerdings erst vor Tagen einen neuen Zweijahres-Vertrag unterfackelt hat. Er könnte am Markt mehr Wert haben als der einstmals pfeilschnelle Gustav Nyquist, dessen Leistungskurve zuletzt im Absinken war.
Egal, wen es trifft – ein Trade (ohne großen Gehalts-Return, etwa gegen Draftpicks oder junge Prospects) würde Holland auch Spielraum für die Re-Signings von Larkin und Mantha geben. Der derzeitige Cap Space von knapp zwei Millionen reicht dafür sicher nicht, allerdings kommen noch die knapp vier Millionen von Johan Franzen dazu, der mit Saisonbeginn auf LTIR ("Long-term injured reserve“) gestellt wird. Dort könnte sich auch Altstar Zetterberg wiederfinden, dessen malader Rücken eine Rückkehr in die NHL zumindest in Frage stellt. Klar ist: Larkin wird sicher ein Gehalt von ca. sechs Mio. aufrufen, was sich derzeit aber nicht ausgeht. Umgekehrt kommt die LTIR nur dann optimal zum Tragen, wenn ein Team ganz nahe an seiner Upper Cap liegt – eine äußerst vertrackte Lage also.
Ken Holland hat also in der Offseason noch einiges zu tun. Doch seine Aussage, dass er Green und Vanek deshalb gehalten bzw. geholt habe, um so seine jungen Spieler zu unterstützen, klingt natürlich hohl – helfen ist ja gut, den Platz verstellen aber nicht. Irgendwie scheint Holland nicht realisiert zu haben, dass der 25-jährige Playoff-Streak der Red Wings Geschichte ist und er seinen Worten irgendwann einmal Taten folgen lassen muss. Das älteste Team in der Liga aufs Eis zu schicken, ohne dass es Erfolg hat, ist sicher die schlechteste Variante...
Arizona: Ein neuer Konkurrent für Grabner
Marian Hossa bei den Arizona Coyotes – er war bei weitem der größte Name in einem Trade mit den Chicago Blackhawks, in dem sieben Spieler und zwei Draftpicks die Seiten wechselten. Hossa also als möglicher Nebenspieler von Michi Grabner?
Das wird es nicht spielen, denn der 39-jährige Slowake wird nie mehr ein NHL-Spiel bestreiten. Er meldete sich schon im letzten Sommer vom Spielbetrieb ab. Seine langwierige Hauterkrankung wurde just dann aktiv, als sein Gehalt von vier auf eine Millionen absank – ein Schelm, der Arges dabei denkt. Der Cap Hit seines Zwölfjahres-Vertrags blieb aber weiter auf 5,275 Mio. US-Dollar bestehen und das noch für drei Saisonen. Zahlen müssen die Coyotes Hossa lediglich 200.000 Dollar pro Saison, 800.000 übernimmt eine Versicherung.
Im Übernehmen von Cap Hits – die dann auf LTIR gestellt werden - haben die Coyotes schon Routine. Schon im Falle von Chris Pronger, Dave Bolland und Pavel Datsyuk übernahm Phoenix bzw. Arizona tote Verträge. Inzwischen müssen sie sich zwar nicht mit diesen Ticks über die untere Teamgehaltsgrenze hangeln, aber sie bleiben in der NHL weiter die beliebteste Müllhalde für unerwünschte Verträge.
Warum kam Coyotes-GM John Chayka seinem Chicago-Amtskollegen Stan Bowman, der in großen Problemen mit seiner Salary Cap steckte, so entgegen? Ganz einfach: Als Gegenleistung für die Übernahme dieses Vertrags bekam er mit Vinnie Hinostroza den lang gesuchten rechtschießenden Angreifer und mit Jordan Oesterle einen hoffnungsvollen Verteidiger. Er gab dafür nur Viertlinien-Center Marcus Krüger sowie die reichlich irrelevanten Prospects Jordan Maletta und Andrew Campbell ab. Lediglich der hoffnungsvolle Angeifer MacKenzie Entwistle hatte hier Wert, muss aber erst den Übergang vom Junioren- zum Senioren-Eishockey bewältigen.
Abgekürzt lautete der Trade aus Chaykas Sicht: Hinostroza und Oesterle – zwei aufstrebende NHL-Cracks also - für den Junioren-Spieler Entwistle, dazu noch ein Upgrade eines Draftpicks von der fünften auf die dritte Runde für die Übernahme von Hossas Kontrakt am Papier.
Was bedeutet dieser Trade für Michi Grabner? Mit Vinnie Hinostroza kam ein weiterer junger Angreifer zum Team, der wie Grabner um seinen Platz im Line-up und seine Eiszeit kämpfen wird, sich dabei aber wie der Österreicher über seinen Speed definiert. Unmöglich vorauszusagen, wie die Linien von Coach Rick Tocchet aussehen werden, zu viele junge Spieler mit ungewissen Leistungskurven stehen im Team. Lediglich Center Derek Stepan und Flügel Clayton Keller, der das Potenzial zu einem NHL-Superstar hat, scheinen die Nasen vor dem Rest der Angreifer zu haben. Der in einem Trade aus Montreal gekommene Alex Galchenyuk wird sicher auch jede Chance bekommen, sich als Zweier-Center zu beweisen.
Die Ereignisse seit dem 1. Juli sind ein weiterer Beweis dafür, dass Thomas Vanek und Michi Grabner zu den wohl unterschiedlichsten NHL-Teams gewechselt sind: Die Red Wings sind weiter der Dinosaurier der Liga, während den Coyotes im Gegensatz der eine oder andere Routinier eher noch gut tun würde...