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Freimüller-Analyse: Raffl und die Flyers im Check

Bernd Freimüller analysiert die Lage in Philadelphia vor dem NHL-Start:

Freimüller-Analyse: Raffl und die Flyers im Check Foto: © getty

Die NHL eröffnet am Mittwoch mit dem "Battle of Pennsylvania" zwischen den Philadelphia Flyers und den Pittsburgh Penguins (LIVE ab 23:30 Uhr auf Puls 24) die neue Spielzeit. 

Mittendrin ist mit Flyers-Stürmer Michael Raffl auch ein ÖEHV-Crack, der aufgrund der Abwesenheit von Rookie Marco Rossi aktuell als einziger Österreicher aktiv am Auftakt teilnehmen kann. Der 32-jährige Kärntner geht in sein mittlerweile achtes NHL-Jahr, steht kurz vor der Marke von 500 absolvierten Spielen. 

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller nimmt den Saisonstart zum Anlass, um einen genaueren Blick auf die Flyers zu werfen. Ist Philadelphia ein ernsthafter Kandidat für ihren ersten Stanley Cup seit 1975? Welche Rolle ist für Raffl im Team vorgesehen? Könnte der Villacher im Laufe der Spielzeit sogar getradet werden?

Die letzte Saison im Rückblick

Die Flyers im Aufwind – nach dem Einzug in die Conference Semifinals sind die Erwartungen heuer hoch. Welche Rolle ist für NHL-Legionär Michael Raffl in der weiter verjüngten Mannschaft vorgesehen?

In der Metropolitan Division wurde man Zweiter, gewann gegen die Montreal Canadiens ihre erste Playoff-Serie seit 2012, bevor sie den New York Islanders in Spiel 7 unterlagen.

Was passierte im Sommer?

Defender Matt Niskanen beendete mit 34 Jahren nach einer sehr guten Saison überraschend seine Karriere. Sein Ersatz: Free Agent Erik Gustafsson von den Calgary Flames. Er und Justin Braun sind die einzigen älteren Defender (über 27 Jahre alt). Eher für die Tiefe und für das Farmteam: Powerplay-Verteidiger Derrick Pouliot von den St. Louis Blues.

Die beiden Stürmer Tyler Pitlick (Arizona) und Derek Grant (zurück nach Anaheim) verließen die Flyers, an ihre Stelle sollen Youngsters aus dem von der Konkurrenz bewunderten Talentereservoir wie German Rubtsov und Morgan Frost, der letzte Saison schon 20 Spiele absolvierte, treten.

Die Finanzen

 

GM Chuck Fletcher steht mit einem Cap Hit von knapp 80 Millionen Dollar da. Großen Spielraum hat er nicht mehr, allerdings ist sein Kader ohnehin tief besetzt, kurzfristige Signings sind eher nicht vorgesehen.

Seine Großverdiener wie Claude Giroux, Jakub Voracek, Kevin Hayes und James van Riemsdyk stehen noch über die Saison hinaus unter Vertrag. Ein krasser Leistungsabfall wäre daher ein Problem.

Die Stürmersituation

So tief wie heuer waren die Flyers schon lange nicht mehr besetzt. Denn auch fast ohne neue Free Agents (bis auf den schwedischen Winger Linus Sandin) tauchten zwei Quasi-Neuzugänge wieder auf: Oskar Lindblom (letzte Saison elf Tore in 30 Spielen) meldete sich von einer Knochenkrebs-Erkrankung wieder zurück.

Center Nolan Patrick lange Zeit durch Migräneerscheinungen out, zeigte sich im Trainingscamp aber in guter Verfassung. Sein letztes NHL-Spiel liegt 650 Tage zurück - kann der zweite Overall-Pick von 2017 endlich einmal gesund bleiben?

Raffls Lage zu Saisonbeginn

Er sieht sich heuer so viel Konkurrenz wie schon seit Jahren nicht mehr gegenüber.

Joel Farabee (20) und Nick Aube-Kubel (24) schafften bereits letzte Saison den Übergang von der AHL in die NHL, Center Morgan Frost (21) und Connor Bunnaman (22) könnte das dieses Jahr schaffen. German Rubtslov könnte als Agitator ebenfalls ein Konkurrent für Raffls übliche Viertlinien-Rolle werden.

Was für Raffl spricht: Er hat schon oft bewiesen, dass er in jede Linie gesteckt werden und zeitweise sogar als Center aushelfen kann. Es könnte ihm zwar passieren, dass er nicht automatisch jedes der 56 Spiele absolviert, ganz an den Rand gedrängt sollte er aber auch nicht werden. Coach Alain Vigneault war eigentlich immer ein Fan von ihm.

Zum Saisonbeginn sollte er mit Scott Laughton (letzte Saison Flügel in einer höheren Linie, jetzt Center) und Aube-Kubel die vierte Linie bilden.

Sein Vertragsstatus

Der Vertrag des Villachers läuft mit Saisonende aus. Zwei Varianten sind nicht auszuschließen: Die Flyers traden ihn vor oder zur Trading Deadline (12. April) an ein anderes Team. Sein Cap Hit von 1,6 Millionen Dollar und seine Reputation als pflegeleichter und vielseitiger Spieler machen ihn für Playoff-Teams sicher interessant.

Allerdings sollten auch die Flyers die Endrunde ohne Probleme schaffen und da wäre er nur entbehrlich, wenn wirklich alle Youngsters groß aufzeigen. Immerhin erzielte er in den neun Bubble-Spielen vier Tore.

Auch möglich: Die Flyers verlängern seinen Vertrag vorzeitig. Wie bei den letzten Verhandlungen sollte es keine großen Differenzen geben. Fletcher hätte dann auch für den im nächsten Sommer stattfindenden Expansion Draft einen Spieler, den er im Gegensatz zu seinen Youngsters eher nicht beschützen wird. Mit 32 Jahren wird es natürlich keinen langfristigen Vertrag mehr geben.

Sollte diese zweite Variante nicht eintreffen, wäre Raffl im nächsten Sommer wieder ein Unrestricted Free Agent.

Die Erwartungen an die Flyers

Ein guter Mix aus alt und jung, auch wenn Voracek (von Vigneault bereits etwas angezählt) und Van Riemsdyk nicht gerade brillante Saisonen hinter sich haben. Goalie Carter Hart sollte die Torhüterprobleme, die Philly gefühlt seit dem Paläozoikum spürte, endlich beseitigt haben.

Alles andere als ein sicherer Playoff-Platz wäre eine Enttäuschung. Allerdings: Im letzten Jahrzehnt lösten einander Playoff- und Nicht-Playoff-Teilnahmen jeweils im Jahresrhythmus ab.

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