Mit Spannung fieberte Eishockey-Österreich dem 1. Juli und der damit verbundenen Öffnung des Free-Agent-Markts der NHL entgegen.
Österreichs Eishockey-Star Thomas Vanek sollte an diesem Tag einen neuen Verein bekommen.
Sollte. Denn nach anfänglichen Gerüchten ist es seitdem ruhig geworden um den heimischen NHL-Export.
„Es ist schwer, viele Teams sind schon knapp an der generellen bzw. intern gesetzten Gehaltsobergrenze. Das ist wohl der Hauptgrund“, sieht Thomas‘ Vater Zdenek das Problem vor allem im finanziellen Bereich.
„In Detroit hat es ihm sehr gut gefallen“
Denn klar ist, dass der Grazer, der letzte Saison 2,6 Millionen Dollar verdiente, vor allem dank seiner starken Performance bei Detroit gegen Ende seiner Karriere gehaltstechnisch noch einmal nach Höherem strebt.
„Ich habe natürlich mit Thomas gesprochen, weiß aber auch noch nichts Genaueres. Ich weiß nur, dass er und sein Agent mit mehreren Teams in Verhandlungen stehen“, muss sich Zdenek derzeit in Geduld üben.
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(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)
Ein offenes Geheimnis ist, dass eines dieser Teams die Detroit Red Wings sind, bei denen Vanek vergangene Saison bis März tätig war, bevor er zu den Florida Panthers abgegeben wurde.
„In Detroit hat es ihm sehr gut gefallen, auch das ganze Umfeld. Und was ich gehört habe, hätten ihn die Red Wings auch gerne zurück. Aber die haben das Problem mit dem Salary Cap, müssen Tatar und Athanasiou noch unter Vertrag nehmen.“
Warten auf den 20. Juli
Tatsächlich tun sich damit vor einer möglichen Rückkehr in die "Motor City" einige Hürden auf. Tomas Tatar, der letzte Saison mit 25 Treffern bei weitem beste Torschütze der Red Wings, zeigte sich mit den bisherigen Vertragsverhandlungen unzufrieden und brachte daher einen Arbitration-Antrag bei der NHL ein.
Nach der Anhörung am 20. Juli wird nun also aller Voraussicht nach ein unabhängiges Schiedsgericht über das zukünftige Gehalt des Slowaken entscheiden – sollten beide Parteien zuvor nicht doch noch auf einen Nenner kommen.
Auch Thomas Vanek wird diesem Tag entgegenfiebern. Nach dem Arbitration-Prozedere könnten die finalen Gespräche so richtig Fahrt aufnehmen. Davon geht auch sein Vater aus: „Ich glaube, dass wir uns noch ein oder zwei Wochen gedulden müssen. Ab dem 20. Juli wird sich etwas bewegen.“
Ein letzter langer Vertrag?
In welche Richtung es sich bewegen soll, steht für Zdenek außer Frage. Zwei bis drei Saisonen werde sein Sohn noch in der NHL tätig sein und für diesen Zeitraum hätte er nun auch gerne einen gut dotierten Kontrakt.
Aber: "Bei einem passenden Angebot würde er sicher auch einen Einjahresvertrag unterschreiben."
Ein solcher würde in dieser Offseason sicher von den meisten Teams bevorzugt werden, nachdem der Grazer gezeigt hat, welche Leistungen er mit dem Druck eines auslaufenden Vertrags abrufen kann.
Möglicherweise auch von zwei weiteren Ex-Klubs des mittlerweile 33-Jährigen.
Vanek trifft Entschluss alleine
„Bei den Florida Panthers war Thomas sehr zufrieden, dort hat es ihm sehr gefallen. Er war selbst überrascht, dass sie so eine gute Organisation sind, das hätte er davor nicht gedacht“, erzählt Zdenek nur positive Sachen über die Franchise aus dem Süden der Staaten.
Und auch die Buffalo Sabres, den ersten und längsten NHL-Arbeitgeber des Flügelstürmers, würde der gebürtige Tscheche nicht kategorisch ausschließen:
„Thomas hat noch immer ein sehr gutes Verhältnis zu Terry Pegula, dem Eigentümer der Sabres.“
Beide Vereine gelten momentan aber nicht als die ganz großen Favoriten auf eine Verpflichtung des ehemaligen Erstrunden-Draftpicks, der in den letzten Tagen auch mit den Montreal Canadiens und den Toronto Maple Leafs in Verbindung gebracht wurde.
Den Entschluss über seine nahe Zukunft wird Thomas laut seinem Vater wohl auf eigene Faust treffen: „Bei der endgültigen Entscheidung haben seine Frau und Kinder kein Mitspracherecht.“
„Minnesota war schlechte Entscheidung“
Dieses hatten sie wohl zum Teil vor drei Jahren, als Vanek ein Monsterangebot der New York Islanders – 7 Jahre/50 Millionen Dollar – ablehnte, um im darauffolgenden Sommer in seiner Heimat Minnesota zu unterschreiben.
„Ich sage bis heute, dass es eine schlechte Entscheidung war, nach Minnesota zu gehen“, findet Zdenek deutliche Worte für dieses unglückliche Gastspiel.
"Ich sage bis heute, dass es eine schlechte Entscheidung war, nach Minnesota zu gehen. Vor allem wegen dem System, das die Wild unter Mike Yeo gespielt haben. Das System war nichts für ihn."
„Vor allem wegen dem System, das die Wild unter Mike Yeo gespielt haben. Das System war nichts für ihn. Einfach über die rote Linie kommen, die Scheibe reinschießen und nachlaufen. Das war das damalige System. Unter Boudreau hat sich das nun wieder geändert, das ist wieder etwas anderes. Und man hat heuer gesehen, wie gut sie mit dem anderen System gespielt haben.“
Der 1000er soll vollgemacht werden
Wohin es Österreichs erfolgreichsten Eishockey-Spieler aller Zeiten in der kommenden Saison verschlägt, steht also weiterhin in den Sternen.
Egal für welche Franchise er sich schlussendlich entscheidet, seinem persönlichen Ziel – natürlich neben dem Gewinn des Stanley Cups – wird er definitiv einen Schritt näher kommen.
„Sein Wunsch ist, dass er die 1000 Spiele vollmacht. Das sind noch ca. anderthalb Saisonen“, klärt Vanek Senior über den letzten großen Vorsatz seines Sohnemanns, der momentan 885 Spiele (697 Punkte) in der Regular Season zu Buche stehen hat, auf und fügt noch hinzu:
„Wenn er noch zwei, drei Jahre spielen kann, dann ist er zufrieden.“