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Freimüller wirft einen Blick auf Picks der Kraken

Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die Picks der Seattle Kraken:

Freimüller wirft einen Blick auf Picks der Kraken Foto: © getty

Der NHL Expansion Draft 2021 ist Geschichte!

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die Picks der Seattle Kraken und schaut sich zuerst die Finanzen an: Die von Seattle ausgewählten Spieler haben einen Gehaltswert von knapp 52 Millionen Dollar für die nächste Saison.

Vom Cap Floor für die nächste Saison sind sie noch etwa acht Millionen entfernt, von der Obergrenze fast 30 Millionen. Der 58-jährige General Manager Ron Francis, ein ehemaliger kanadischer Eishockey-Spieler (1731 NHL-Partien), hat also noch genug Spielraum für Deals und Free-Agent-Signings. Bei einigen Picks setzte er einfach darauf, dass der Spieler billig ist bzw. überhaupt keine Vertragsbindung braucht, ein Auslassen eines Teams war ja nicht möglich. 

Keine Side Deals

Überraschend: Es war quasi ein 1:1-Draft, das heißt kein einziger Spieler kam mit einem Nebendeal. Allerdings: Francis kann ab heute, wenn der Trade Freeze aufgehoben wird, frei dealen, hier kann er einige Picks oder Spieler für den einen oder anderen seiner 30 Cracks erwerben. Einige Manager-Kollegen können sich daher verspätet bei Francis für sein Entgegenkommen - bestimmte Spieler nicht zu erwerben - bedanken oder diese umgehend wieder zurückbekommen. So mancher Crack könnte nur für wenige Stunden oder Tage ein Krake sein.  

Dem Vernehmen nach waren die Forderungen von Francis viel zu hoch. Von Calgary verlangte er angeblich einen Erst- und Drittrunden-Pick dafür, Kapitän Matt Giordano nicht zu nehmen. Das war den Flames viel zu steil für einen 38-jährigen, so wichtig er immer noch gewesen wäre.

Wichtig für Francis: Per Waivers, also ohne Gegenwert, sollte er nach Möglichkeit so wenig Spieler wie möglich verlieren, mit mehr als 23 kann er die Saison aber nicht beginnen.

Wer kam nicht?

Carey Price, Gabriel Landeskog oder Vladimir Tarasenko – wenig überraschend scheute Francis vor großen Namen, die mit ebenso großen Price Tags gekoppelt waren, zurück. Bei Landeskog und Tarasenko wäre noch dazugekommen, dass eine Ungewissheit über ihren körperlichen Zustand besteht, der Vertrag von Price läuft noch fünf Jahre (bis er 38 Jahre alt ist) und macht über 50 Millionen Dollar aus.

Die Zusammensetzung der 30 Picks

21 Spieler stehen für die Saison 2021/22 unter Vertrag, sieben sind Restricted Free Agents – die Kraken verfügen über die NHL-Rechte, müssen Verträge aber erst aushandeln.

Zwei Spieler sind Unrestricted Free Agents – ohne Vertragsabschluss bis zum Beginn der Free Agency am 28. Juli verlieren die Kraken die Rechte. Mit Gavin Bayreuther und John Quenneville sind das allerdings zwei Cracks mit begrenztem oder gar keinem NHL-Potential. Quenneville gehört sogar der sehr seltenen UFA-Gruppe 6 an: Spieler, die im Alter von 25 Jahren zwar schon drei Profi-Saisonen absolviert, in diesen aber noch keine 80 NHL-Spiele gespielt haben.

Solche Spieler finden sich früher oder später meistens in Europa wieder. Nicht zu vergessen: Auch die für ihre Draft-Politik gelobten Vegas Golden Knights zogen im letzten Expansion Draft mit Connor Brickley einen Crack, der bald darauf in Europa (Salzburg) und inzwischen gar nicht mehr spielt.

16 Stürmer, 11 Verteidiger und 3 Goalies – wenn man nur über NHL-Stammspieler spricht, kommt man etwa auf 9/8/2.

Die bekanntesten Namen

Defender Mark Giordano habe ich schon angesprochen, er war in Calgary fast eine Gallionsfigur und gewann noch vor zwei Jahren die Norris-Trophy. Adam Larsson gab in Edmonton einen soliden Defensiv-Verteidiger. Jamie Oleksiak ist ein ziemlicher Spätentwickler, hat sich aber in Dallas als sehr solider Top-4-Defender etabliert.

Jordan Eberle ist unter den Forwards sicher der interessanteste Name, bei den Islanders gingen Produktion und Gehalt (noch mehr als 15 Millionen für die nächsten drei Jahre) nicht immer Hand in Hand. Yanni Gourde könnte in einem weniger guten Team als die Lightning eine noch wichtigere Rolle spielen, immerhin kann er auf zwei 20-Tore-Saisonen zurückblicken.

Wertvolle Rollenspieler

Calle Jarnkrok (Nashville) ist ein vielseitig verwendbarer Stürmer, Joonas Donskoi ein Forward mit gutem Speed und brauchbarem Abschluss. Tyler Pitlick (Arizona), Brandon Tanev (Pittsburgh) und Morgan Geekie (Carolina) können in der zweiten Hälfte des Stürmer-Lineups wertvolle Dienste leisten, Nathian Bastian (Buffalo) ist ein typischer Rollenspieler für die vierte Linie.  

Haydn Fleury (Anaheim, auch sein Bruder Cale ist nun ein Krake) kann einen soliden Defenderpart spielen, Carson Soucy sollte mit mehr Eiszeit als in Minnesota einen noch besseren Part abliefen.

Sie sollten noch besser werden

Mason Appletons Abgang tut den Jets weh, er etablierte sich heuer als muskelstarker Forward mit gutem Offensiv-Potential. Dennis Cholowski stagnierte zuletzt in Detroit nach einem guten Rookie-Jahr, ist aber ein Defender mit Offensiv-Upside. Vince Dunn (St. Louis) könnte ebenfalls über kurz oder lang ein PP-Defender für Seattle werden.

Im Tor setzen die Kraken bisher fast nur auf Potential: Chris Driedger (Florida) ist zwar schon 27, spielte aber eine gute letzte Saison, ehe er in den Playoffs Problem hatte. Vitek Vanecek etablierte sich in Washington als Nummer eins, nachdem Lundqvist und Samsonov krankheitsbedingt ausfielen.

Joey Daccord zeigte Potential in Ottawa, der Sample Size von acht Spielen ist aber sehr klein. Vanecek und Daccord verdienen miteinander 1,5 Millionen in der nächsten Saison (Driedger 3,5), da wäre noch genug Spielraum für einen Routinier bei Bedarf, der zumindest zwischen AHL und NHL pendeln kann. Eine klare Nummer 1 - wie einst Fleury bei Vegas - zeichnet sich nicht unbedingt ab.

Fazit

Wer den jetzigen Seattle-Kader in alle Einzelteile zerlegt, tut sich unnötige Arbeit an, schon in den nächsten Tagen könnte es zu einigen Umschichtungen kommen. GM Francis hat sich jedenfalls genug finanziellen Spielraum beibehalten, vor allem in der Offensive braucht er noch den einen oder anderen NHL-Scorer, den er via Trades oder in der Free Agency auch noch bekommen sollte.

Was man nicht vergessen darf: Auch bei den Golden Knights fanden sich von den 30 ursprünglich gezogenen Spielern nur 18 am ersten NHL-Spielbericht wieder...

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