Erst der Expansion Draft, dann der Entry Draft – ein paar Tage müssen die NHL-GMs noch durchbeißen, bis sie sich in ihre Sommerhäuser begeben können.
In der am Mittwoch beginnenden Free Agency suchen einige Teams noch Verstärkungen, andere wiederum sehen eher von der Seitenlinie zu, da sie schon jetzt Salary-Cap-Probleme haben.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wagt eine Vorschau auf verschiedene Gruppen von Spielern und Teams:
Alexander Ovechkin war der größte Name auf dem UFA-Markt, allerdings nur auf dem Papier. Dass er in Washington bleiben würde, war immer klar. Gestern folgte auch seine Unterschrift: Fünf Jahre für 47,5 Millionen Dollar, allerdings würde dieser Vertrag erst im Alter von 41 Jahren auslaufen. Da es sich um einen 35+-Vertrag handelt, der länger als zwei Jahre läuft und im zweiten Jahr einen Signing Bonus enthält, würden die Caps im Falle eines (unwahrscheinlichen) Buyouts nicht von einem reduzierten Cap Hit profitieren.
Die Minnesota Wild suchen weiter einen Top-Linien Center, befinden sich aber nach den Buyouts von Zach Parise und Ryan Suter in einer pikanten Lage: Die beiden belasten ab der übernächsten Spielzeit das Budget gewaltig (insgesamt fast 13 Millionen Dollar). Für nächste Saison hat GM Bill Guerin zwar noch einen Spielraum von 29 Millionen Dollar, allerdings hat er erst 13 Spieler unter Vertrag. Vor allem die Defensive ist sehr dünn aufgestellt. Eine kolportierte Familienzusammenführung von Marcus Foligno mit seinem jüngeren Bruder Nick schaut auf dem Papier einfacher aus als in der Realität. Die Übernahme der letzten fünf Jahre von Jack Eichels Vertrag mit insgesamt 50 Millionen Dollar wäre auch ein Trade, der sicher eine große Gegenleistung bedingen würde. Guerin wird sich vielleicht mit einer kleineren Lösung zufriedengeben müssen, Tyler Johnson, der bei den randvollen Tampa Bay Lightning keinen Platz mehr hatte, landete aber in Chicago. Welche Konkurrenz Marco Rossi im nächsten Camp gegenübersteht ist also noch offen.
Was macht Dougie Hamilton?
Dougie Hamilton ist ein ganz besonderer Fall. Über die Klasse des Defenders besteht kein Zweifel, aber die Carolina Hurricanes – traditionell in der Defensive tief besetzt – schrecken vor einem großen finanziellen Deal zurück. Carolina-GM Don Waddell gab ihm die Erlaubnis, schon vor Beginn der Free Agency mit anderen Teams zu sprechen, um so eventuell mittels Sign-and-Trade einen Acht-Jahres-Vertrag abzuschließen. Am Free Agent Markt sind sieben Jahre die obere Grenze. Bleibt Hamilton doch in Carolina, findet sich ein Tradepartner oder geht er ab heute 18:00 Uhr ohne Gegenleistung? Dann muss ihn Waddell mit einer billigeren Lösung ersetzen, daneben auch noch einen Goalie finden: Alex Nedeljkovic wäre in der Arbitration sicher gut bezahlt worden. Carolina hatte auch aufgrund seiner erst kurzen Karriere davor Fracksausen und tradete ihn nach Detroit.
Hinter all diesen nicht immer durchschaubaren Machinationen steht zu einem großen Grade Carolina-Eigentümer Thomas Dundon, der Inbegriff eines Hands-On-Owners.
Spieler, die angesichts der schon seit Monaten feststehenden UFAs gerne übersehen werden, sind die, die erst vor kurzem diesen Status haben. Nämlich RFAs, die von ihren Teams kein neues Offert bekamen, daher von diesen Reserve Lists verschwinden und den neuen Arbeitgeber frei wählen können. Die Gründe dafür sind vielseitig – früher waren es ganz einfach mangelnde Leistungen, heute oft die stagnierende Cap-Obergrenze von 81,5 Millionen.
Der Deutsche Dominik Kahun und der Schweizer Pius Sutter wären Beispiele dafür, allerdings auch so ein für die NHL unbedeutender Name wie der Ex-Ingolstädter Petrus Palmu. Ebenfalls frischgebackene UFAs: Die Goalies Braden Holtby und Martin Jones sowie Stürmer James Neal. Sie wurden von ihren bisherigen Teams (Vancouver, Edmonton und San Jose) per Buyout freigesetzt, können sich also in Zukunft über gleich zwei Paychecks freuen.
Die Seattle Kraken müssen im Angriff nachlegen
Gabriel Landeskog und Philipp Grubauer waren bis gestern bei den Colorado Avalanche ohne Vertrag, ehe Kapitän Landeskog doch noch einen Sieben-Jahres-Kontrakt über 56 Millionen Dollar unterschrieb. GM Joe Sakic hat jetzt noch etwa zwölf Million Cap Space, braucht eben noch einen Torhüter sowie einen neuen Vertrag für Tyson Jost. Defender Cale Makar macht ab sofort neun Millionen pro Jahr, Mikko Rantanen sogar noch etwas mehr.
Was machen die Seattle Kraken? Nach dem Expansion Draft mit wenigen Gamebreakern, aber mit einem großen finanziellen Puffer (knapp 25 Millionen Dollar, ungefähre Kosten für noch offene RFAs bereits abgezogen) ausgestattet, muss GM Ron Francis jetzt liefern. Jaden Schwartz von den St. Louis Blues dürfte bereits fix sein, aber vor allem im Angriff muss er noch weiter nachlegen. Spieler wie Tomas Tatar oder Mike Hoffman würden jedenfalls Produktion versprechen und sprengen auch nicht die Bank.
Die Winnipeg Jets warteten den Startschuss zur Free Agency gar nicht ab. GM Kevin Cheveldayoff verstärkte seine seit Jahren unterdurchschnittliche Defensive durch zwei Deals: Brenden Dillon kam von den Washington Capitals, Nate Schmidt gab seine No-Trade-Clause auf und kam aus Vegas. Die Gegenleistungen waren Draft Picks. Innerhalb von 24 Stunden schaut die Jets-Verteidigung jetzt auf einmal respektabel aus. Mit dem restlichen Cap Space von etwa zwölf Millionen Dollar muss Cheveldayoff jetzt noch seine RFAs Andew Copp, Logan Stanley und Neal Pionk verlängern. Die Free Agency dürfte in Winnipeg jedenfalls keine große Rolle mehr spielen.
Wie sieht die Zukunft von Michael Raffl aus?
Die Website Cap Friendly listet zur Stunde mehr als 350 UFAs. Knapp ein Drittel davon sind natürlich kleinere Namen und Minor Leaguers, die zuletzt das Ligaminimum von 700.000 Dollar in ihren Verträgen stehen hatten. Michael Raffl scheint mit einem Cap Hit von 1,6 Millionen hinter knapp 90 Spielern auf, die zuletzt mehr Geld machen als er. Der Villacher strebt dem Vernehmen nach einen Zwei-Jahres-Deal an. Angesichts seiner überschaubaren Produktion würde ich mich nicht daran klammern, auch sein Gehalt wird sicher nach unten gehen. Ist er dazu bereit, könnte er bei so manchem Team mit Cap-Problemen, das billigere und vielseitige Spieler zur Auffüllung des Kaders braucht, zum Zuge kommen. Als Beispiel könnten eben die Wild gelten, die Spieler suchen, die nicht über die nächste Saison hinaus gebunden werden müssen.
Mit 32 Jahren befindet sich Raffl durchaus noch in einem heiratsfähigen Alter, allerdings schauen die Teams auch gerne, ob sie nicht eigene Cracks mit gleichem Leistungsvermögen auf ihrer Reserve List haben. Und zum Vergleich am UFA-Markt: Dominik Kahun (fünf Jahre jünger) verdiente letzte Saison nicht einmal eine Million. Gehört Raffl zur ersten Welle der Signings oder muss er sich noch länger gedulden?