Eishockey als Freiluft-Spektakel. Eine verrückte Oldschool-Idee in Zeiten des hochpräzisierten Sports. Aber eine, die die Massen anzieht.
Es begann im Jahr 2001, als die University of Michigan und die Michigan State University den Grund für Outdoor-Spiele in der Hockey-Moderne aufbrachen. Mit rund 75.000 Zuschauern stellten die beiden rivalisierenden College-Teams einen damaligen Zuschauerrekord im Eishockey auf.
Eine Marke, bei der sich die beste Liga der Welt nicht lange lumpen lassen konnte. 2003 stieg das erste "Heritage Classic" zwischen Montreal Canadiens und Edmonton Oilers. Damals eine einmalige Sache.
Aber nicht nur der Zuschauerzuspruch vor Ort war enorm, auch das Fernsehen hatte Blut geleckt und wollte mehr davon.
Erst sträubte sich die NHL. Nicht umsetzbar seien regelmäßige Auflagen.
Aber die Idee setzte sich durch. Und wurde zur Erfolgsgeschichte. Seit 2008 ist das "Winter Classic" fixer Bestandteil zum Jahreswechsel.
Wenn die Boston Bruins die Pittsburgh Penguins am Montag (ab 20:00 Uhr im LIVE-Stream>>>) im Fenway Park der Red Sox empfangen, wird es schon das 36. Freiluftspiel der NHL sein.
Viel Aufwand für ein Spiel
Der Aufwand, der für das Winter Classic 2023 betrieben werden muss, ist enorm. Rund 16 Meter lang ist die mobile Kühlanlage, die größte ihrer Art, die extra für Outdoor-Spiele der NHL gebaut wurde. Sie kühlt insgesamt 243 Paneele, die für den Rink benötigt werden.
Um das rund fünf Zentimeter dicke Eis weiß zu bekommen, braucht es rund 1.300 Liter Farbe. Ganz zu schweigen von den restlichen Umbauarbeiten, um das Baseball- in ein Eishockeystadion für über 37.000 Zuschauer zu verwandeln.
Und das Setup muss, ganz im Gegensatz zum üblichen Indoor-Setting, auch widrigen Umständen standhalten. Diesmal sind für das Winter Classic ideale Wetterbedingungen vorhergesagt, doch in der Vergangenheit wurden Schneestürme, Regen und unangenehm niedrige Temperaturen schon zum Handicap.
Für das auch kleinere Regelanpassungen in Kauf genommen werden. Im Winter Classic werden im Schlussdrittel und in der Overtime ein zusätzliches Mal die Seiten gewechselt.
Sportlich hochwertig wie selten
Dem Zuschauerzuspruch hätten diese Umstände aber noch nie einen Abbruch getan. Zwar ist die Kapazität durch den vergleichsweise kleinen Fenway Park diesmal von vornherein limitiert, zu früheren Auflagen kamen aber schon bis zu 105.491 Besucher.
Mit dieser Marke stellte das Winter Classic 2014 zwischen den Detroit Red Wings und den Toronto Maple Leafs gerade in Michigan den alten Weltrekord in den Schatten. Und schloss so einen Kreis.
Dementsprechend ist das Classic schon 14 Jahre nach seiner Einführung genau das – ein Klassiker. Und ein Highlight in Spielerkarrieren. WDas Winter Classic ist wie die Super Bowl des Hockeys der Regular Season. Und du erinnerst dich deutlich besser daran, wenn du es gewinnstW, beschreibt Bruins-Coach Jim Montgomery vielsagend.
Mit der Teilnahme von Patrice Bergeron auf Seiten der Bruins sowie Sidney Crosby und Evgeni Malkin bei den Pittsburgh Penguins wird das Winter Classic 2023 auch das bis dato am prominentesten besetzte, denn noch nie waren drei Spieler mit mehr als 1.000 Scorerpunkten in ihrer Karriere am gleichen Outdoor-Spiel beteiligt.
Bruins spielen schon um Rekord
Neben all der Show hat das Winter Classic diesmal auch sportlich seine Storylines.
Boston ist nach 21 Heimspielen in dieser Saison nach 60 Minuten ungeschlagen, gewann unglaubliche 18 Mal. Mit einem 19. Sieg wäre ein Franchise-Rekord aus der Saison 1973/74 eingestellt.
Die 37 Heimsiege in der Regular Season im Kalenderjahr 2022 waren schon ein NHL-Rekord.
Für Pittsburgh geht es hingegen darum, eine vier Spiele andauernde Niederlagenserie zu beenden und im engen Rennen der Metropolitan Division um die Playoff-Plätze nicht zu viel Boden zu verlieren.