In der Nacht auf Mittwoch könnte es soweit sein: Die Vegas Golden Knights haben die Chance, mit einem Sieg im fünften Spiel gegen die Florida Panthers den Stanley Cup erstmals in der jungen Geschichte ihrer NHL-Franchise nach Nevada zu holen (ab 2:00 Uhr im LIVE-Stream>>>).
Es wäre die Krönung eines kometenhaften Aufstiegs, der vor sechs Jahren mit dem Expansion Draft seinen Anfang nahm und gleich in der ersten Saison ins Stanley-Cup-Finale führte, damals noch ohne Happy End.
Sechs Spieler aus der Debütsaison der Golden Knights sind noch im Kader - darunter mit Jonathan Marchessault und Reilly Smith jenes Duo, das von den Florida Panthers Richtung Westen ziehen musste. Und nun ausgerechnet gegen das Ex-Team den größten Erfolg ihrer Karrieren einfahren könnte.
Ein Fehler aus Kostengründen
Marchessault kämpfte sich einst ungedraftet in die NHL, fand über die Tampa Bay Lightning seinen Weg zum Nachbarn und schaffte 2016/17 seinen Durchbruch. Auf einmal hatten die "Cats" einen 30-Tore-Stürmer in ihren Reihen, deren Zweijahresvertrag sie nur 1,5 Millionen US-Dollar kostete.
Schnell war klar, dass der nächste Kontrakt des Kanadiers deutlich teurer werden sollte. So ließen sie den damals 26-Jährigen im Expansion Draft exponiert, die Golden Knights schlugen dankend zu.
"Ich war damals von der Entscheidung überrascht und enttäuscht, aber so laufen die Dinge manchmal. Das hält dich ehrlich. Jetzt ist es sechs Jahre her und kümmert mich nicht mehr wirklich", sagt Marchessault nachträglich über den damaligen Lauf der Dinge.
Smith als Bonus
Smith war eine Art "Mitgift", wanderte für einen Viertrundenpick im Draft 2018 und die Zusicherung der Golden Knights, Marchessault im Expansion Draft anstelle eines anderen Spielers zu wählen, gleich mit nach Las Vegas.
Seine Scorerzahlen - von 50 Punkten 2015/16 auf 32 2016/17 - zeigten eine Abwärtstendenz, der recht frische Fünfjahresvertrag drückte mit jährlich fünf Millionen US-Dollar auf das Konto.
Florida zog es vor, unter anderem vier Verteidiger vor einer Auswahl durch Vegas zu schützen. Vier Spieler, von denen aktuell nur mehr Aaron Ekblad bei den Panthers spielt. Während sich Marchessault und Smith an neuer Wirkungsstätte zu NHL-Stars entwickelten.
"Vermutlich hätte ich damals doch einen Verteidiger ungeschützt gelassen. Aber du weißt es zu diesem Zeitpunkt eben nicht", musste auch Dale Tallon, damals General Manager der Panthers, nachträglich eingestehen.
An neuer Stätte voll eingeschlagen
Schon in der ersten Saison schoss Marchessault inklusive Playoffs 35 Tore, verbuchte 61 Assists und hatte so seinen Anteil am Einzug ins Stanley-Cup-Finale. Auch Smith schraubte seine Zahlen imposant nach oben, hielt am Ende bei 27 Treffern und 55 Assists.
Zahlen, die das Duo in der Folge zwar nie wieder reproduzieren oder übertreffen konnte, aber die Ex-Panther etablierten sich als verlässliche Scorer, die bis heute ein Rückgrat des Erfolgs der Golden Knights darstellen.
Und das weiß das Team zu schätzen: Marchessaults Sechsjahresvertrag, unterschrieben Anfang 2018, wird ihm bis zum Ende 30 Mio. Dollar einbringen. Smiths noch recht frischer Dreijahresvertrag, unterschrieben vor einem Jahr, bringt ihm exakt dieselbe jährliche Summe von fünf Millionen ein.
Gutes Geld, das beide in Leistung zurückzahlen. Marchessault ist in allen drei Scoring-Kategorien All-Time-Leader der Golden Knights. Smith zweitbester Torschütze, viertbester Assistgeber und zweitbester Scorer.
Wird Marchessault jetzt Playoff-MVP?
Und weder Marchessault noch Smith zeigen Anzeichen des Nachlassens.
Besonders Marchessault legt derzeit die Playoffs seines Lebens hin, hat nach 21 Spielen 13 Tore und 11 Assists in seiner Bilanz. Außer in Spiel vier traf er in jedem Finalspiel, beim 7:2 in der zweiten Partie sogar doppelt.
Eine Performance, die ihn zu einem der Favoriten auf die Conn Smythe Trophy für den besten Spieler der Playoffs macht. Zusammen mit dem Stanley Cup wäre es die Pointe eines Deals, der als eine der größten Fehleinschätzungen in die Geschichte der NHL eingehen würde. Dass ausgerechnet das Ex-Team dabei zusehen müsste, wäre Ironie des Schicksals.