Holen die Tampa Bay Lightning den Stanley Cup nach 2020 und 2021 zum dritten Mal in Folge, zum vierten Mal seit ihrem ersten Triumph 2004? Oder fahren die Colorado Avalanche ihren dritten Titel seit ihrer Gründung im Jahr 1972 ein?
Das am Mittwoch in Denver beginnende Finale des diesjährigen Stanley Cups der NHL könnte kaum spannender sein.
"Es gibt einen Grund, warum noch zwei Teams im Rennen sind und das ist der, dass sie die besten Mannschaften der Liga sind", sagt Tampas Kapitän Steven Stamkos im Vorfeld der "Best-of-Seven"-Serie.
Die "Avs" hatten den Grunddurchgang als zweitbestes Team abgeschlossen und sich zum Champion der Western Conference gekrönt. Die Lightning beendeten ihre Division in der Eastern Conference (Atlantic) zwar nur auf Rang drei, schalteten ihrerseits aber Grunddurchgangssieger Florida Panters in der zweiten Playoff-Runde per 4:0-Sweep aus.
Colorados Weg ins Finale...
Aber alles der Reihe nach: Mit 119 Punkten nach 82 absolvierten Partien (56 Siege, 19 Niederlagen, sieben Overtime/Shootout-Niederlagen) ging Colorado in das Playoff-Erstrunden-Duell mit den Nashville Predators. Die Serie war auch schnell wieder zu Ende, die Mannschaft von Head Coach Jared Bednar setzte sich glatt mit 4:0-Siegen (7:2, 2:1 n. OT., 7:3, 5:3) durch.
In der zweiten Runde, dem Halbfinale der Western Conference, gestaltete sich die Sache schon etwas enger. Letztendlich gewann man aber auch gegen die St. Louis Blues, dem letzten Stanley-Cup-Champion vor Tampa (2019), mit einem Gesamtscore von 4:2 (3:2, 1:4, 5:2, 6:3, 4:5 n. OT., 3:2).
Den zweiten Sweep vollendeten die "Avs" schließlich in den Finals der Western Conference gegen die Edmonton Oilers (8:6, 4:0, 4:2, 6:5 n. OT.). Durch das schnelle Weiterkommen hat Colorado acht komplett spielfreie Tage vor dem ersten Match gegen die Lightning - und damit fünf mehr als Tampa.
... und jener von Tampa
"Colorado ist wahrscheinlich das beste Team der Liga", so Stamkos über die Avalanche. "Je weiter man in den Playoffs kommt, desto härter werden jede Runde und jeder Gegner."
Die Lightning selbst (51 Siege, 23 Niederlagen, acht Overtime/Shootout-Niederlagen bzw. 110 Punkte nach dem Grunddurchgang) hatten zum Auftakt große Mühe gegen die Toronto Maple Leafs, die erst im siebenten Spiel bezwungen werden konnten (0:5, 5:3, 2:5, 7:3, 3:4, 4:3 n. OT., 2:1).
In Runde zwei warf man - wie bereits erwähnt - die Florida Panters mit einem Gesamtscore von 4:0 aus dem Bewerb (4:1, 2:1, 5:1, 2:0).
Und schließlich zog man mit 4:2-Siegen gegen die New York Rangers (2:6, 2:3, 3:2, 4:1, 3:1, 2:1) in das große Finale ein - zum dritten Mal in Folge. Beim ersten Spiel in der Nacht auf Donnerstag in Denver (2:00 Uhr MESZ) werden die Lightning mit 24 erlebten Finalspielen im Rücken in die Partie gehen.
Dabei hatte es nach den ersten beiden Matches gegen die Rangers nicht so gut ausgesehen. Der 0:2-Serien-Rückstand wurde mit vier anschließenden Erfolgen am Stück aber mehr als nur wettgemacht.
2014 waren die Chicago Blackhawks die letzte Mannschaft, die einen solchen Zwischenstand als amtierender Champion in einem Conference Finale aufholen konnten. Insgesamt gelang nun acht Mannschaften dieses Kunststück.
Beide Saison-Duelle an die "Avs"
"Sie sind ein Team, das weiß, wie man Spiele an diesem Punkt gewinnt. Sie haben es in den letzten zwei Jahren getan und sind dabei, es wieder zu tun", so Avalanche-Defender Devon Toews über den amtierenden Champion.
Im Grunddurchgang trafen die Teams zwei Mal aufeinander, das bessere Ende hatte jeweils Colorado auf seiner Seite. Jedoch ging es stets eng zu und das letzte Duell datiert bereits vom 10. Februar. Damals gewannen die "Avs" mit 3:2, davor waren sie auch am 23. Oktober beim zeitlich langen 4:3 im Penaltyschießen (insgesamt zwölf Versuche) glücklicher gewesen.
Gabriel Landeskog von den Avalanche hatte in beiden Fällen das 1:0 erzielt, auch Tampas Brayden Point war aus dem Spiel heraus zwei Mal erfolgreich gewesen, er setzte in den ersten 60 Minuten jeweils den Schlusspunkt.
Ob der 26-jährige Stürmer nach seinem Ausfall (zugezogene Unterkörperverletzung am 14. Mai im siebenten Duell gegen die Maple Leafs) im ersten Spiel der Final-Serie wieder auf dem Eis steht, ist nicht sicher, aber: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass er irgendwann im Finale spielen wird", so der langjährige Lightning-Coach Jon Cooper, der die Stanley-Cup-Trophäe mit seiner Mannschaft schon 2020 und 2021 in die Höhe stemmte.
Die Schlüsselspieler
Bei Colorado ragen zwei Spieler besonders heraus: Nathan MacKinnon und Cale Makar.
Der erste Pick des NHL-Drafts 2013 hält nach 14 Spielen bei 18 Punkten, davon elf Tore. Fünf Treffer erzielte der 26-Jährige im Powerplay, zudem verbuchte er in Spiel fünf der zweiten Runde gegen die St. Louis Blues einen Hattrick. Seine Geschwindigkeit und Stärke am Puck sind überragend und wird für Tampa nur schwer zu stoppen sein.
Eine absolute Monster-Postseason legt Defender Makar hin. Fünf Tore und 17 Assists aus 14 Playoff-Spielen lautet die Bilanz des aktuell wohl besten Verteidigers der NHL. Allein fünf Scorerpunkte markierte er im letzten Spiel gegen die Edmonton Oilers und war somit der erste Verteidiger in der Playoff-Geschichte der NHL, dem dies in einem serienentscheidenden Spiel gelang. Mit seinen durchwegs überragenden Leistungen ist der 23-Jährige der heißeste Anwärter auf die Conn Smythe Trophy.
Die Lightning können sich wie so oft auf Nikita Kucherov verlassen. Dabei verpasste der 28-jährige Russe beinahe die Hälfte des Grunddurchgangs aufgrund einer Unterkörperverletzung. In der Regular Season kam er dennoch auf 69 Scorerpunkte in 47 Spielen und diese Zahlen setzt er auch in der Postseason fort.
Mit 23 Punkten aus 17 Spielen führt er die interne Scorerwertung des NHL-Champions an, elf Torbeteiligungen fehlen ihm noch auf seinen Karriere-Bestwert von 34 Punkten (2020). Der Flügelstürmer war ein entscheidender Faktor gegen die New York Rangers, war in den letzten fünf Begegnungen jeweils an zumindest einem Treffer beteiligt.
Ebenfalls stark in den Playoffs präsentiert sich Ondrej Palat. Das Team aus Florida pickte den Tschechen im NHL-Draft 2011 an 208. Position - das ist in der Nachbetrachtung unglaublich. Je acht Tore und Assists stehen in 17 Spielen zu Buche, nur Kucherov scorte öfters. Gegen die Rangers erzielte er gleich zwei Mal das Game-Winning-Goal, insgesamt hält er bei elf spielentscheidenden Playoff-Toren - die meisten in der Historie der Lightning.
Wenn die Avalanche im Finale sind, dann gewinnen sie auch den Stanley Cup
"Wir werden sicherlich alle Hände voll zu tun haben. Aber wir kennen unsere Mannschaft, unsere Denkweise und unsere Fähigkeiten und wissen, wie wir spielen müssen", blickt Stamkos der "Best-of-Seven"-Serie positiv entgegen.
Die Colorado Avalanche, die den Titel 1996 und 2001 holten, bezeichnet der 32-Jährige als eine "große Herausforderung". Anders als die Mannschaft aus Florida haben die "Avs" noch nie eine Stanley-Cup-Final-Serie verloren: Zwei Einzügen unter die besten zwei Teams folgten zwei Krönungen zum Champion.
Tampa auf der anderen Seite hat eine Final-Bilanz von 3:1-Siegen. 2015 reichte es gegen die Chicago Blackhawks nicht für den Titel (2:4 im Gesamtscore), sonst immer.
"Der einzige Fokus liegt darauf, vier weitere Siege einzufahren", erklärt Colorados Assistant-Captain Nathan McKinnon. "Wir werden uns etwas ausruhen, unsere Intensität im Training wirklich hoch halten und bereit sein, loszulegen", ist die Vorfreude groß.