Endlich ist es so weit.
189 Tage nach Beginn der Regular Season starten die NHL-Playoffs. 16 Teams kämpfen um den Stanley Cup, nur eines wird den begehrten Pokal am Ende in die Höhe stemmen.
Mit dabei auch zwei Österreicher. Michael Raffl gilt mit den Philadelphia Flyers aber ebenso als krasser Außenseiter wie Thomas Vanek mit den Minnsota Wild.
LAOLA1 wirft vor Beginn der Postseason einen Blick auf die Playoff-Paarungen, analysiert und wagt eine Prognose. Den Beginn macht die Eastern Conference:
Season Series: 5:2, 3:4 (OT), 3:2, 1:2 (SO)
Ausgangslage: Die Capitals sind der klare Favorit. Mit 120 Punkten war die Truppe von Coach Barry Trotz das mit Abstand beste Team der Regular Season. Doch wie heißt es so schön? In den Playoffs ist alles möglich.
Zumindest wenn es nach den bisherigen Saisonduellen geht, verspricht die Serie Spannung. Denn von vier Aufeinandertreffen konnten beide Teams je zwei gewinnen. Zwar feierten die „Caps“ beide Erfolge nach 60 Minuten und die Flyers beide Siege nach Overtime bzw. Shootout, klare Angelegenheiten waren die Duelle fast nie.
X-Faktor: Der größte Unterschied zwischen den beiden Teams ist wohl der Angriff. Während die Capitals mit knapp über drei erzielten Toren pro Spiel die zweiterfolgreichste Offensive der Regular Season stellen, rangieren die Flyers in diesem Ranking mit etwas mehr als zweieinhalb Treffern pro Partie nur auf Platz 24 der Liga. Philadelphia muss dem Druck der bärenstarken Capitals-Offensive standhalten. Denn neben Stars wie Ovechkin, Kuznetsov, Backstrom und Oshie verfügt Washington auch über starkes „Secondary Scoring“. Den Flyers könnte der generelle Trend in den Playoffs, eher defensives Eishockey zu spielen, entgegenkommen.
Spezial: Michael Raffl. Der Villacher steht zum zweiten Mal in seiner Karriere in den NHL-Playoffs. Vor zwei Jahren musste er sich mit den Flyers den NY Rangers in einer umkämpften ersten Runde erst nach sieben Spielen geschlagen geben. In den sieben Partien verbuchte er einen Assist, auf seinen ersten Playoff-Treffer muss der 27-Jährige noch warten. Man darf gespannt sein, welche Rolle der Kärntner in der Postseason einnimmt. Seit seiner Vertragsverlängeurng vor der Trade-Deadline im Februar kam er offensiv immer besser in Schwung, in den Playoffs werden vor allem seine Defensiv-Qualitäten gefragt sein. Gut möglich, dass er mit seiner Linie Ovechkin und Co. in Zaum halten soll.
Prognose: Capitals in 5. Die Flyers werden die Capitals etwas ärgern können, mehr ist aber nicht drin.
Season Series: 3:2 (SO), 5:1, 2:3
Ausgangslage: Florida ist eines der größten Überraschungs-Teams des Grunddurchgangs. Zwar konnte man spekulieren, dass die Truppe um die Playoffs mitspielt – mit Platz eins in der Atlantic Division rechnete aber wohl niemand. Für die Panthers ist es erst die zweite Postseason-Teilnahme in den letzten 15 Saisonen. Die Islanders stehen zum vierten Mal in Serie in den Playoffs, kamen aber seit 1993 nicht über die erste Runde der K.o.-Phase hinaus.
Nur dreimal trafen sich die beiden Teams in der Regular Season. Die Panthers hatten dabei zweimal das bessere Ende für sich, das finale Aufeinandertreffen ging dafür an die „Isles“.
X-Faktor: Altstar, Phänomen, Legende. Auch im Alter von 44 Jahren gehört Jaromir Jagr noch lange nicht zum alten Eisen. 66 Scorerpunkte verbuchte der Tscheche in 79 Regular-Season-Einsätzen, er ist der älteste Spieler, der je die 60-Punkte-Marke knacken konnte. Kein Wunder, dass auch in den Playoffs alle Augen auf ihn gerichtet sein werden. Schließlich ist er bekannt dafür, gerade in den heißen Phasen seine besten Leistungen abrufen zu können. Der Stürmer hält bei 199 Scorerpunkten in 202 Playoff-Spielen. Sein letztes Playoff-Tor liegt allerdings schon vier Jahre zurück, 2012/13 gelangen ihm in 22 Spielen zehn Assists für die Boston Bruins. Wollen die Panthers gegen die ausgeglichenen Islanders eine Chance haben, muss Jagr seinen Torriecher in den Playoffs wieder finden.
Prognose: Islanders in 7. Die Playoff-Erfahrenheit der Isles wird den Unterschied ausmachen.
Season Series: 0:3, 4:1, 5:3, 3:2 (OT)
Ausgangslage: Was wurde vor der Saison über die Pittsburgh Penguins geschwärmt. Spätestens nach der Verpflichtung von Phil Kessel erwarteten Fans, dass die Truppe um den Stanley Cup spielen würde. Doch dann kam alles anders: Miserabler Saison-Start, die Offensiv-Kracher schienen nicht zu harmonieren, selbst Sidney Crosby agierte schwach wie selten zuvor. Nach einem Trainerwechsel (Mike Sullivan ersetzte im Dezember Mike Johnston) ging es jedoch bergauf. Am Ende sicherten sich die Penguins Rang zwei in der Metropolitan Division.
Einen Platz dahinter landeten die Rangers. Die „Blueshirts“ werden nicht gerade unglücklich sein, gleich gegen Pittsburgh zu spielen, schließlich setzten sich Lundqvist und Co. in den letzten zwei Postseasons stets gegen die Penguins durch. Die vier Saisonduelle sprechen hingegen für das Star-Ensemble aus Pittsburgh, das drei der vier Aufeinandertreffen für sich entscheiden konnte.
X-Faktor: Sidney Crosby? Nein. Zwar wird der Superstar eine wichtige Rolle spielen, der entscheidendste Part ist jedoch das Goaltending der Penguins. Während die Rangers mit Henrik Lundqvist auf einen der Besten seiner Zunft vertrauen können, stehen hinter den Torhütern der „Pens“ Fragezeichen. Marc-Andre Fleury, der ohnehin gegen einen persönlichen „Playoff-Fluch“ kämpft, fällt mir einer Gehirnerschütterung aus. Sein Ersatzmann ist der 21-jährige Matthew Murray, der noch kein Spiel in den NHL-Playoffs absolviert hat. Zudem verletzte sich der Youngster im letzten Spiel gegen die Flyers, vielleicht müssen die Pinguine also auf Dreier-Goalie Jeff Zatkoff verzichten. Alles andere als eine ideale Situation.
Prognose: Rangers in 6. Ohne starken Rückhalt nützt den Penguins die stärkste Offensive nichts.
Season Series: 1:3, 1:2, 3:1, 6:2
Ausgangslage: Die Playoff-Serie der Red Wings geht weiter. Zum 25. Mal en suite schafften es die Mannen aus der „Hockey Town“ in die Postseason. Die Fortsetzung der Rekord-Serie stand jedoch auf der Kippe. Erst durch eine Niederlage der Boston Bruins war der Einzug in die K.o.-Runde fixiert. Auch die „Bolts“ haben keine leichte Saison hinter sich. Die Erwartungen nach dem Einzug ins Stanley-Cup-Finale in der Vorsaison waren hoch, erfüllen konnten sie die Lightning nicht. Dazu kamen diverse Probleme – auf der einen Seite mit Youngster Jonathan Drouin, der einen Trade forderte, auf der anderen mit Steven Stamkos, dessen Vertrag im Sommer ausläuft und dessen Zukunft in Tampa Bay in den Sternen steht.
Die Saison-Duelle versprechen ein heißes Matchup. Zweimal gingen die Lightning, zweimal die Red Wings in der Regular Season als Gewinner vom Eis. Die letzten beiden Partien waren jedoch eine klare Sache für die „Bolts“.
X-Faktor: Die „Special Teams“ könnten in dieser Paarung entscheidend sein. Beide Teams bekleckerten sich in Über- und Unterzahl im Grunddurchgang nicht gerade mit Ruhm. Tampa Bays Powerplay funktionierte überhaupt nicht, dafür war das Unterzahlspiel stark. Detroit befindet sich in beiden Kategorien im Mittelfeld der Liga. Sollten die Lightning mit einem Mann mehr ins „Rollen“ kommen, wird es für die Wings ganz schwer.
Prognose: Lightning in 6. Detroit wird sich mit Händen und Füßen wehren, reichen wird es aber nicht.
Matthias Nemetz