Der 28. und 29. Juni sind die Daten des heurigen NHL Entry Drafts. Seit Mittwoch hat Österreich auch ein Eisen im Feuer. Alle Infos >>>
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller blickt auf den Werdegang von Red-Bull-Forward Vasili Zelenov und dessen Familie.
Ich habe das AlpsHL-Team von Red Bull Salzburg heuer dreimal gesehen – gemeinsam mit jeweils ungefähr zehn NHL-Scouts pro Spiel.
Dieses Team gehört zum Pflichtprogramm der Talentesucher, allerdings war bald klar, dass heuer wohl nur ein Spieler weiter zu verfolgen sein wird: Vasili Zelenov, ein 2006-geborener russischer Flügel, der die Saison (inklusive Playoffs) mit 43 Punkten (17 & 26) in 51 Spielen beenden sollte.
Der Werdegang von Vasili Zelenov
Grundsätzlich geht es hier um eine ganze Familie. Schon 2018 (also weit vor dem Ukraine-Krieg) übersiedelten Mutter Olga sowie die Zwillinge Vasili und Ivan nach Österreich. Vater Alexei, der ein Druckerei-Unternehmen führt, pendelt seitdem zwischen der Heimat und Salzburg, das nach Mondsee zum Wohnort der Familie wurde.
Der Grund für die Übersiedlung? "Die schulische und sportliche Ausbildung", so Vasili – der älteste Bruder Nikolay (24) ist zwar kein Eishockeyspieler, siedelte sich aber auch schon vor Jahren in Hamburg an. Die Zelenov-Twins (begannen mit vier Jahren) versprachen sich von der Red-Bull-Academy die beste Ausbildung, wenn auch in der Heimatstadt Moskau selbst Traditionsklub CSKA schon Interesse zeigte.
Ivan und Vasili spielten von der U14 an in Salzburg, mit den erwarteten Resultaten. Spiele mit den beiden im Lineup verliefen stets auf einer schiefen Ebene, zweistellige Ergebnisse mit unzähligen Scorerpunkten standen an der Tagesordnung. Wenn sie in der gleichen Linie standen, musste als einer von zwei Centern Vasili auf den Flügel ausweichen, erst in den letzten Jahren liefen sie voneinander getrennt auf.
Getrennte Wege der Zwillinge
Heuer trennten sich ihre Wege überhaupt: Ivan blieb auf eigenen Wunsch in der U20, um so eine eventuelle College-Karriere nicht zu gefährden. Allerdings befinden sich die Hochschul-Regeln derzeit im Umbruch, könnten solche Vorsichtsmaßnahmen in Zukunft unnötig machen. Seine erste Übersee-Station dürfte aber die NCDC, also eine Zubringerliga zum College werden.
Vasili wiederum wechselte ins AlpsHL-Team, wo er allerdings auf den Flügel weichen musste. Für ihn kein großes Problem: "Ich habe sehr gute Nebenspieler und wir waren in der Mitte tief besetzt." Was die NHL-Scouts zu sahen bekommen, war ein begabter Flügel, der sowohl selbst scoren als auch seine Mitspieler mit schnellen Pässen in Szene setzen konnte.
(Text wird unter Video fortgesetzt)
Schulisch stehen die Brüder, die eine Privatschule außerhalb der Akademie besuchten und heuer abschlossen, sorgenfrei da, sprachlich überhaupt: Vasili spricht neben russisch und englisch nicht nur nahezu perfekt, sondern auch fast aktzentfrei Deutsch. Charakterlich sind ohnehin beide 1A, auf Vasili angesprochen, schwärmt etwa Director of Development Helmut de Raaf: "Immer mit einem Lächeln auf den Lippen, redefreudig, kommt mit allen Spielern auf und neben dem Eis super aus."
Die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft
Beide Brüder standen schon längere Zeit auf der Einbürgerungsliste der österreichischen Regierung. Das Problem dabei: Solche Einbürgerungen "im besonderen Interesse der Republik" werden nur zweimal pro Jahr und da nur in einer begrenzten Anzahl an Fällen behandelt.
Ursprünglich bestand heuer die Hoffnung, dass eine Sitzung im April sowohl für Ivan als auch Vasili das grüne Licht ergeben würde, beide bei der U18-WM spielen könnten. Die Sitzung verschob sich allerdings nach hinten, erst diesen Mittwoch tagte der Ministerrat und behandelte die beiden Fälle positiv.
Vasili (und vermutlich auch Ivan) werden auf jeden Fall mit dem österreichischen U20-Team ein Sommerturnier in Riga bestreiten. Was danach passiert ist noch offen, mit dem rot-weiß-roten Pass stehen ihm jetzt auch in Übersee alle Türen offen.
Seine Chancen im NHL-Draft
Die vielen Viewings der Scouts deuten auf einiges Interesse hin. Eine genaue Einschätzung fällt schwer, acht Teams haben ihn bisher interviewt, Utah und Buffalo könnten Kandidaten für einen (späten) Pick sein. So auch die Einschätzung eines NHL-Scouts, der auch seine Stärken und Schwächen genau einschätzt:
Stärken: Eishockeyverständnis (findet mit und ohne Scheibe freie Räume, gute Übersicht), Technik, Einstellung (scheint Führungsqualitäten zu haben)
Schwächen: Speed, Schusshärte.
2007 – 2019 sowie 2021 gingen die NHL Drafts ohne Österreicher über die Bühne, Vasili Zelenov und eventuell Gregor Biber (was aber eine Überraschung wäre) könnten das rot-weiß-rote Eishockey hier allerdings wieder repräsentieren…