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Warum Marco Rossi diesmal nicht gleich um NHL bangen muss

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller erklärt Rossis Rolle in der neuen Saison und warum sich die Wild kaum leisten können, auf seine Dienste zu verzichten.

Warum Marco Rossi diesmal nicht gleich um NHL bangen muss Foto: © getty

NHL-Auftakt für Marco Rossi und die Minnesota Wild gegen dde Florida Panthers!

Ein Blick auf eine Organisation, die sich in eine finanzielle Ecke gepinselt hat - und auf die Rolle des Österreichers von LAOLA1-Scout Bernd Freimüller.

Die Kadersituation

Die Wild gehen mit 20 Spielern in die Saison, also haben gegenüber dem Game Sheet keinerlei Überhang.

Das hängt natürlich mit den Cap-Problemen zusammen - wie landauf landab bekannt, agieren sie nur mit einem Gehaltsvolumen von knapp 69 Millionen Dollar. Fast 15 Millionen gehen für die Dead Salaries von Zach Parise und Ryan Suter drauf.

Dieses Loch beeinflusst alle Handlungen von General Manager Bill Guerin, vor allem deshalb, weil die Wild ja die Saison keineswegs abschenken wollen, sondern Playoff-Ambitionen hegen. Jeder Cent zählt, Guerin ruft dem Vernehmen nach sogar seinen Capologist an, wenn er sich am Kiosk an der Ecke einen Kaugummi kaufen will.

Konkrete Probleme

Zu Saisonbeginn verfügen die Wild über einen Spielraum von 818.000 Dollar. Stürmer Sammy Walker (855.000 Cap Hit) hatte daher trotz einer guten Saison keine Chance, als 13. Stürmer die Saison in der NHL zu beginnen. Das gilt auch für Winger Adam Beckman mit seinen 895.000 Dollar.

Verteidiger Jared Spurgeon verletzte sich in der Vorbereitung an der Schulter, fällt für den Saisonauftakt aus. Allerdings nicht viel länger, er kann daher nicht auf Long-Term-Injured-Reserve gesetzt werden und belastet damit weiter die Cap.

Sein einziger möglicher Ersatz aus dem Farmteam wäre Dakota Mermis (775.000 Dollar), der Rest der Belegschaft gilt als Luxusgüter. Mermis bleibt aber genauso in Iowa wie der gerade erworbene Stürmer Jujhar Khaira mit demselben NHL-Mindestgehalt - jeder Tag, wo einige Kröten eingespart werden, könnte später helfen. Pro Tag in der Saison wächst der offene Capspace um 1/192 an, was aber im Falle der Wild Zwergenschritte bedeutet.

Bei Verletzungen könnte schnell Land unter sein - ein derartiges Gehaltsjonglieren über 82 Spiele scheint fast unmöglich. Da zeichnen sich einige Spiele mit einem verringerten Lineup ab, Zuzüge von außen wären wohl erst im späteren Verlauf der Saison möglich.

Die Wild gehen mit zwei Goalies, sechs Defendern und zwölf Stürmern in die Saison. Ob sich Calen Addison defensiv verbessert hat oder Brock Faber für seine erste ganze NHL-Saison gerüstet ist, war irrelevant - sie haben derzeit Stammplätze an der blauen Linie. Und im Angriff stehen ohnehin nur in der NHL etablierte Namen bis auf Marco Rossi, der zum zweiten Mal die Saison in Minnesota beginnt und vorläufig gesetzt sein sollte.

Einziger neuer Name in Lineup gegenüber der Vorsaison: Pat Maroon - der 35-Jährige kam aus Tampa Bay, ersetzt Ryan Reaves als Mann fürs Grobe.

Guerin und die Zukunftsverträge

Auch wenn es derzeit finanziell zappenduster aussieht, händigte Guerin in den letzten Tagen neue Verträge wie Werbeflyer aus: Mats Zuccarello (zwei Jahre, gesamt 8,25 Millionen), Marcus Foligno (vier Jahre, 16 Millionen) und Ryan Hartman (zwei Jahre, 12 Millionen) durften sich über neue Kontrakte freuen. Diese beginnen erst im nächsten Sommer, doch auch in der Saison 24/25 liegen Parise und Suter den Wild noch auf der Tasche.

Guerin und Eigentümer Craig Leopold dürfen im nächsten Sommer auf einen Cap-Anstieg hoffen, doch eine Frage bleibt bestehen: Wie gut werden die Verträge von Zuccarello (bei Auslaufen 38 Jahre alt) und Foligno (36) altern? Gerade Power Forward Foligno wurde schon jetzt öfters von Verletzungen geplagt und Guerins Erklärung ("ich spielte lieber mit ihm als gegen ihm") klingt halt für eine solche Vertragsdauer eher hohl.

Eventuelle Pairings und Linien

Nachdem es gegenüber der Vorsaison kaum Änderungen gab (die Verstärkungen für die Playoffs gingen bis auf Marcus Johansson wieder), wird es auch im Lineup kaum Überraschungen geben.

Hartman centert die Toplinie mit Zuccarello und Kirill Kaprizov (jetzt auch Assistant Captain), Joel Eriksson Ek die mit Johansson und Matt Boldy. Die vierte Linie ist eine reine Energy Line/physische Linie mit Connor Dewar in der Mitte sowie Maroon und Brandon Duhaime an den Flanken.

Durch den Ausfall von Kapitän Jared Spurgeon ergeben sich auch die Defensiv-Pairings, wobei sich der stets verlässliche Jonas Brodin um Faber kümmern wird.

Die Rolle von Marco Rossi

Der Vorarlberger beginnt die Saison zwischen Foligno und Freddy Gaudreau, also zwischen einem kraftvollen und einem beweglichen Flügel, Gaudreau kann durchaus auch Offensive kreieren.

Diese Pose soll Marcus Foligno möglichst oft neben Rossi einnehmen
Foto: © getty

Rossis Preseason weckte wieder Hoffnungen, auch wenn sie  nicht so eindrucksvoll wie im letzten Sommer ausfiel, aber die stellte sich dann ohnehin als trügerisch heraus. Im Powerplay läuft er vorläufig im zweiten Unit unter anderem mit Hartman und Gaudreau auf.

Viel wichtiger: Wie wirkte sich die Rundum-Betreuung der Wild auf Rossis Spiel aus? Der 22-Jährige befand sich den ganzen Sommer in den Händen ihrer Fitness-Coaches, was erst eine heurige CBA-Änderung überhaupt möglich machte.

Rossi baute noch einmal Muskelmasse auf (er kam mir aber  immer schon sehr breit und kräftig vor), dazu arbeitete man auch an seinem Skating. Er soll jetzt seinen immer leicht breitbeinigen Stil etwas ablegen, mehr Power auf seinen ersten Schritten durch Pushes unter seinem Oberkörper beziehen. Es wird interessant zusehen, wie sehr sich Rossi vor allem in engen Lagen Platz verschaffen und von dort aus seine Hände und seinen Hockey Sense einsetzen kann.

Das Wild-Lineup strotzt wieder nicht vor Offensive, was auch schon die letzten Jahre das Hauptproblem war. Wenn Rossi nur durchschnittliche bis überdurchschnittliche Produktion anbieten kann, würde das dem Team schon sehr helfen.

Warum die Krisenstimmung des letzten Jahres unangebracht war

Die Meinungskakophonie der letzten Monate in Minneapolis, aber auch Österreich war hysterisch und überzogen - nach der Preseason schon als zukünftiger Hall-of-Famer ausersehen, dann machte man eine Verschwörung des Coaching-Stabes um Dean Evason gegen den Österreicher aus, ehe Rossi überhaupt NHL-Tauglichkeit abgesprochen wurde.

Bei der WM konnte sich der Center endlich wieder live in Europa präsentieren, ohne seine Beiträge wäre der ÖEHV-Abstieg noch näher gewesen als ohnehin schon. Schnelle Auffassungsgabe und Erkennen von Situationen waren wie immer seine Stärken, etwas mehr Quickness und Reichweite wären halt schön.

Von allen positiven und negativen Aussagen ist mir eine von  Rossis Ex-AHL-Coach Tim Army hängengeblieben, der den Österreicher mit Paul Stastny verglich. Ebenfalls kein Riese von Gestalt und auch kein absoluter Speedster, aber smart, verlässlich und in allen Situationen zu bringen. Stastny war bei all seinen Stationen in seiner 17-jährigen NHL-Karriere, die erst heuer still und leise zu Ende gehen dürfte, ein hochangesehener Teamplayer mit Zweit- oder Drittlinienproduktion.

Wächst Rossi in eine ähnliche Rolle? Oder wird er besser, überflügelt über kurz oder lang Hartman und Eriksson Ek als Wild-Topcenter? Ich traue mir keine konkrete Vorsage zu, aber die Cap-Probleme in Minnesota sollten dazu beitragen, dass Rossi seinen Stammplatz erst einmal behalten wird und nicht jedes Spiel zu einer Audition werden sollte. Logisch aber auch, dass sein Name öfters am Scoring Sheet auftauchen muss...

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