Schon bald wollen sich hunderte junge Eishockey-Spieler wieder den großen Traum von der NHL erfüllen.
Am 23. und 24. Juni steigt nämlich der Draft, wo sich die NHL-Teams die Rechte an den vielversprechendsten Talenten aus aller Welt sichern. Aus österreicherischer Sicht hat Lukas Haudum Außenseiter-Chancen, von einem der 30 Teams gewählt zu werden.
Realistisch ist dieses Szenario aber nicht wirklich. Und selbst wenn der 20-jährige "Schwede" in den späteren Runden doch gezogen wird, müsste er sich einen Platz in der NHL erst über Umwege erarbeiten.
Schon bald könnte jedoch wieder ein rot-weiß-roter Youngster in den vorderen Runden über den Ladentisch gehen. Er hört auf den Namen Marco Rossi und ist unumstritten Österreichs größtes Eishockey-Talent seit langer Zeit. Im Jahr 2020 könnte es für ihn so weit sein.
LAOLA1 stellt den 15-jährigen Vorarlberger vor.
Überragende Stats trotz älterer Gegenspieler
"Als ich selbst noch Eishockey gespielt habe und Marco noch klein war, habe ich schon sein großes Talent bemerkt", berichtet Vater Michael Rossi, jahrelang Verteidiger bei der VEU Feldkirch. "Obwohl er körperlich unterlegen war, hat er Wege gefunden, gegen ältere Spieler zu bestehen."
Einen richtigen Sprung habe sein Sohn dann ab dem Alter von etwa zehn Jahren gemacht. "In den letzten zwei bis drei Jahren hat man gesehen, dass er sehr viel kann. Früher war er körperlich eigentlich nicht stark genug, um gegen ältere Spieler zu spielen. Trotzdem hat er es irgendwie geschafft. Momentan sieht man, dass er sich körperlich entwickelt und da auch etwas voran geht", schildert Rossi senior.
Aktuell spielt Rossi in der Schweiz im Nachwuchs der ZSC Lions. Bei den Zürichern dominierte er in seinen Altersklassen von Beginn an nach Belieben, weshalb er eigentlich immer auch in höheren Altersklassen zum Zug kam.
2016/17 startete der 15-Jährige etwa in der U17, nach 51 Scorerpunkten in nur 29 Spielen durfte er hinauf zur U20. Und auch gegen die bis zu drei bis vier Jahre älteren Gegenspieler zeigte der Vorarlberger auf. Die Krönung der Saison folgte bei der U18-C-WM, als der Vorarlberger Jungspund die zwei bis drei Jahre älteren Spielern fast nach Belieben umkurvte und schließlich mit acht Punkten und sechs Toren drittbester Scorer sowie bester Torschütze des Turniers wurde.
"Da hat er sich selbst noch einmal übertroffen. Die Entwicklung ist derzeit schon beachtlich", merkt auch Vater Rossi an, der aber gleichzeitig mahnt: "Man muss immer am Boden bleiben. Bis zum Erwachsenen-Eishockey ist es noch ein langer Weg."
So geht es mit Marco Rossi weiter
Zur NHL sind es beispielsweise mindestens drei Jahre. Zwar ist Rossi 2001 geboren, allerdings kurz nach dem Stichtag für den Draft, der Mitte September liegt. Somit darf Rossi 2019 nicht am Draft teilnehmen, 2020 wäre er einer der ältesten auszuwählenden Cracks. "Da haben wir als Eltern gute Arbeit geleistet", scherzt Michael Rossi. "Sein Geburtsdatum ist etwa eine Woche nach dem Stichtag für den NHL-Draft. Das gibt ihm einfach noch ein Jahr mehr Zeit, sich zu entwickeln." Aber: "Wie gesagt ist das noch weit weg und sehr lange hin."
In der kommenden Saison bleibt Marco Rossi jedenfalls in Zürich. "Die Lions haben viel dazu beigetragen, dass er sich so entwickelt. Marco fühlt sich sehr wohl", begründet sein Vater. Zu Beginn wird das Juwel in der U20 auflaufen, nach wie vor als einer der jüngsten Spieler. "Wenn er so weitermacht, könnte er bald einmal in der NLB (zweithöchste Spielklasse der Schweiz/Anm.) zum Zug kommen", blickt Rossi senior voraus.
Ein Wechsel ins Ausland käme jetzt noch zu früh. "Nach dem kommenden Jahr wird man sehen, wie es weitergeht", so Michael Rossi. An Angeboten würde es jedenfalls nicht mangeln: "Es gab schon konkrete Anfragen aus Schweden, da lagen fertige Verträge auf dem Tisch. Das wird auch weiter so sein, das Interesse aus dem Norden ist sehr groß." Um solche Dinge kümmert sich bereits jetzt ein großes Team um die Agenten Patrick Pilloni, Peter Kasper und Serge Payer.
Auch aus Kanada besteht Interesse. 2018 könnte Rossi im "CHL Import Draft", bei dem sich die Teams der drei größten kanadischen Jugend-Ligen QMJHL, OHL und WHL internationale Talente sichern, ausgewählt werden.
Vergleiche mit Nico Hischier
Mit einem solchen Wechsel zur kommenden Saison würde Rossi den gleichen Karriereweg wählen, den auch ein junger Mann genommen hat, mit dem der Vorarlberger gerne verglichen wird: Nico Hischier.
Der 18-jährige Schweizer - zweieinhalb Jahre älter als Rossi - spielte im Nachwuchs von Bern, ehe er 2016 im "CHL Import Draft" an der sechsten Stelle von den Halifax Mooseheads (QMJHL) genommen wurde. In seiner ersten Spielzeit in Kanada geigte er schließlich mit 86 Scorerpunkten in 57 Spielen groß auf. Experten und Insider sind sich sicher, dass der Stürmer im diesjährigen Draft als einer der drei ersten Spieler gewählt wird.
Warum das Hoffnung auf eine rosige Zukunft von Marco Rossi macht? Der ÖEHV-Youngster hält im Schweizer Nachwuchs sogar bei besseren Stats als Hischier zu seiner Zeit. "Man muss vorsichtig sein mit den Statistiken. Hischier hat in der CHL eine sehr gute Entwicklung gemacht", warnt sein Vater zu verfrühter Euphorie. "Marco wird das hoffentlich auch machen, sie sind sich in gewisser Weise ähnlich. Aber dass man jetzt davon träumt, dass Marco wie Hischier an Nummer zwei oder drei im NHL-Draft gezogen wird, wäre vermessen. Davon sind wir drei Jahre entfernt, in drei Jahren kann sehr viel passieren. Negativ wie positiv."
"Man muss vorsichtig sein mit den Statistiken. Hischier hat in der CHL eine sehr gute Entwicklung gemacht. Marco wird das hoffentlich auch machen, sie sind sich in gewisser Weise ähnlich. Aber dass man jetzt davon träumt, dass Marco wie Hischier an Nummer zwei oder drei im NHL-Draft gezogen wird, wäre vermessen. Davon sind wir drei Jahre entfernt, in drei Jahren kann sehr viel passieren. Negativ wie positiv."
Aktuell deutet aber alles darauf hin, dass sich Österreich nach Thomas Vanek und Michael Grabner wieder auf einen Spieler freuen darf, der Chancen hat, in der ersten Runde des Drafts gezogen zu werden.
Training mit Super-Rookie Auston Matthews
Im ÖEHV schwärmen sämtliche Verantwortliche vom 15-jährigen Vorarlberger, auch international wurde man bereits auf ihn aufmerksam. Neben dem Interesse diverser Klubs listet beispielsweise die Online-Plattform "Eliteprospects" Rossi bereits jetzt als einen von 27 Spielern als heiße Aktie für den NHL-Draft 2020. Diverse Scouting-Reports attestieren dem Youngster außergewöhnlich gute Skills.
Auch LAOLA1-Scout Bernd Freimüller kennt den Teenager gut. Ihm ist es nun aber noch zu früh, um Zukunftsprognosen abzugeben. Dennoch bezeichnet auch er Rossi als "eines der größten Talente seines Jahrganges".
Gewisse Kontakte für eine große Karriere sind übrigens bereits geknüpft. Zum Beispiel weilt der gebürtige Hohenemser aktuell in den USA, wo er in Phoenix mit Skating-Guru Boris Dorozhenko trainiert. Dieser Mann begleitete einst schon den letztjährigen Nummer-1-Draftpick Auston Matthews, der in der vergangenen Saison in seiner ersten Saison in der NHL mit 40 Toren für Furore sorgte, auf dem Weg nach oben.
"Matthews hat ein Jahr in Zürich gespielt, da entstand die Verbindung. Marco hat die Unterstützung von Auston bekommen, dort können sich Talente eisläuferisch weiterentwickeln", sagt Vater Michael.
Bereits jetzt ist das Interesse am erst 15-Jährigen groß. In den nächsten Monaten und Jahren wird es wohl nicht geringer werden. Besteht die Gefahr, dass Rossi sich dadurch ablenken lässt? "Das denke ich nicht", winkt sein Vater ab. "Marco ist ein sehr ruhiger Typ. Er ist bodenständig und zielorientiert, das wird jeder der ihn kennt, bestätigen. Das ist mir auch sehr wichtig, er soll sich in Ruhe weiterentwickeln."
Talent gepaart mit der richtigen Einstellung. Klingt ganz danach, als würden wir noch viel von Marco Rossi hören.