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Die Eisschnelllauf-Queen entdeckt die Liebe zum Puck

Anni Friesinger spielt in ihrer alten Heimat Inzell Eishockey, die Töchter in der neuen in Salzburg – mit den Jungs der Red Bulls.

Die Eisschnelllauf-Queen entdeckt die Liebe zum Puck Foto: © Gerhard Kuntschik

Zu den ständigen Besuchern auf der Tribüne der Salzburger Eisarena gehört eine dreifache Olympiasiegerin, 16-fache Welt- und fünffache Europameisterin.

Anni Friesinger-Postma schaut aber nicht nur ihren Töchtern, sondern auch den Profis von Red Bull zu – wenn sie nicht gerade mit Josefine (12) und Elisabeth (9) bei einem Klubspiel oder einem Nachwuchs-Länderspiel unterwegs ist.

Und nicht nur das: Die deutsche Eisschnelllauf-Königin aus Inzell, die seit Langem in der Salzburger Innenstadt (in der Schulzeit) und im friesischen Deersum (in den Ferien) lebt, wurde auch Eishockeycrack: "Wir haben in Inzell jetzt eine komplette Frauenmannschaft mit Spielerinnen zwischen 12 und Ende vierzig. Es gibt zwei Mal am Wochenende Training, weil wir bisher ungenutzte Eiszeiten übernommen haben. Und hin und wieder ein Freundschaftsspiel."

Anni, die als Center stürmt, ergänzt: "Vielleicht spielen wir bald in einer Liga mit."

Wie Anni Friesinger zur Eishockey-Mutti wurde

Das tun die beiden Töchter schon. Elisabeth ist in der vierten Klasse Volksschule und hat die Aufnahmeprüfung in die Sportlerklasse des Christian-Doppler-Gymnasiums bereits geschafft, wo ihre ältere Schwester derzeit die dritte Klasse (siebente Schulstufe) besucht. "Mit gutem Erfolg", wie die beiden Mädchen treuherzig – und ohne Einspruch der Mama – versichern.

Natürlich ist die gesamte Familie – Anni und Ids Postma heirateten 2009 standesamtlich im Salzburger Schloss Mirabell und kirchlich in den Niederlanden - oft auf Eisschnelllaufkufen unterwegs. In den Weihnachtsferien in der Heimat des Vaters, auf einem Teich oder einem Kanal, wenn es die Witterung zulässt. Und auch bei der "Völkerwanderung" auf dem Kärntner Weißensee, wo Winter für Winter Tausende Niederländer, Deutsche und Österreicher ihre Runden ziehen, waren alle vier dabei.

"Ids hätte die Mädels gern auf einer 400-m-Bahn gesehen, aber von zuhause sind wir in fünf Minuten mit dem Bus in der Eisarena", erklärt Anni.

"In der zweiten Klasse Volksschule waren wir einmal in der Eisarena zuschauen, dann versuchte ich es einmal mit einem Training. Seither spiele ich Eishockey", erzählt Josefine ziemlich selbstbewusst.  Und irgendwann kam auch Elisabeth mit, womit Anni endgültig zur Eishockey-Mutti mit allen Betreuerpflichten wurde.

Josefine ist mittlerweile im österreichischen Nationalteam ihrer Altersklasse angekommen, spielt aber bei den Red Bulls zusammen mit den Burschen, wie auch acht Schulkollegen aus ihrem Jahrgang. Elisabeth - im Klub in der U11-Bundesligamannschaft – spielt wie ihre Schwester auf der linken Verteidigerposition. 

Friesinger gefällt es in Salzburg: "Alles ist überschaubar"

Anni Friesinger gefällt das Umfeld in Salzburg: "Alles ist überschaubar. In der Eishalle trifft man viele Bekannte. Und wenn wir doch einmal Skifahren gehen, gibt es viele Möglichkeiten in der Nähe Salzburgs."

Vorbilder haben die Girls natürlich auch: "Hilary Knight", sagt Josefine rasch, "die achtfache Weltmeisterin aus den USA." Und bei den Red Bulls? Da schwärmt sie für Kapitän Thomas Raffl. Und den im vorigen Sommer nach Wien gewechselten Dominique Heinrich, während Elisabeth besonders Goalie Atte Tolvanen mag. "Ich würde gern Eishockey-Profi werden", sagt Josefine, "aber erst nach der Matura", und die Mama nickt wissend.

Eine Boutique und ein Podcast

Während sich Papa Ids (50) um seinen großen Bauernhof mit Rinderzucht in Deersum kümmert, führt Anni (47) mit zwei Angestellten ihre Boutique im Salzburger Zentrum, wo es mittlerweile nicht nur Babysachen, sondern auch Kleidung für Größere gibt. "Small Heroes" nennt sich jetzt der "Family Concept Store", der auch online verkauft.

Bei Olympia in Pyeongchang und Peking war Friesinger auch für Eurosport als TV-Kommentatorin im Einsatz. Und in diesen Tagen starten Friesinger und der Rosenheimer Ex-Profigoalie Patrick Ehelechner (Mannheim, Hannover, Nürnberg, Augsburg, Rosenheim) – der auch für Eurosport kommentierte – ihren gemeinsamen Podcast "Der Eissalon" – wo es um vielseitige Themen, jedoch meistens "eisige",  gehen wird.

Kontakt mit früheren Gegnerinnen hält Friesinger, die neben Niederländisch auch Englisch und Polnisch spricht, aufrecht, so gut und oft es geht: Vor allem mit den Niederländerinnen Barbara de Loor und Conny de Jong. Und selbst in der Salzburger Akademie trifft Anni alte Bekannte, zum Beispiel den früheren österreichischen Sprinter Roland Brunner, der bei Red Bull als Trainer arbeitet: "Wie viele andere ehemalige Eisschnellläufer, die Eishockey-Trainer wurden."

Drei bis vier Mal in der Woche sind die Töchter beim Training, am Wochenende kann es auch zwei Spiele geben. Beide sind zwar deutsche Staatsbürgerinnen, treten aber als "Eishockey-Österreicherinnen" an.

"Red Bull baut jetzt im Fußball eine Frauenmannschaft auf. Vielleicht kommt eine solche in Salzburg oder München auch im Eishockey", hofft Anni.

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