news

SAP Garden: "Red Bulls größte Investition aller Zeiten"

Am Freitag wurde die neue, millionenschwere Heimat des EHC Red Bull München eröffnet - mit NHL-Feeling samt Lokalheld und kleinen Pannen.

SAP Garden: Foto: © Joerg Mitter / Red Bull Content Pool

In München war am Freitag nicht nur Wies'n-Zeit, sondern auch Festtagsstimmung für den deutschen NHL-Export J. J. Peterka, der mit den Buffalo Sabres am Eröffnungsabend im SAP Garden zu Gast war. 

Der Andrang war wie erwartet enorm. "10.796 Besucher, ausverkauft", sollte der Hallensprecher überlaut später verkünden.

Angeblich hätte Red Bull zur Eröffnung des SAP Gardens im Olympiapark München die zehnfache Ticketzahl verkaufen können, hieß es. Nicht schlecht bei Karten um 199 Euro zum Beispiel. 

Von der Wies'n zum Hockey. Viele kamen in Lederhosen und Dirndl samt entsprechender Oberkörperbekleidung mit Jerseys von Abeltshauser, Niederberger & Co. Und natürlich von "Jay-Jay" - egal, ob im Münchner oder Buffalo-Outfit. Nur Salzburger Dress fiel keine auf, da war der jüngste deutsche NHL-Star wohl zu kurz (drei Jahre Akademie, 2020/21 zwölf Spiele mit 16 Punkten bei den ICE-HL-Bullen) dabei.

Bis zwei Stunden vor Spielbeginn die Eingänge geöffnet wurden, standen Tausende schon mehr oder weniger im Regen, unter den Bäumen ein wenig Schutz suchend. Und drinnen erlebten wohl die meisten erstmals richtiges NHL-Feeling, was Größe und Ausstattung einer modernen Arena wie in Nordamerika üblich (und hier sensationell) betrifft.

Die Fans in München trotzten dem Regen
Foto: © getty

Den meisten Applaus neben John-Jason Peterka, mittlerweile in der dritten vollen NHL-Saison ein Erste-Linie-Flügel neben Tage Thompson und Alex Tuch, erhielt der Langzeit-Erfolgscoach der Münchner, Don Jackson. Der 68-Jährige ist noch eine Art Berater, kommt immer wieder auch in die Akademie nach Lieferung. In München, das war deutlich zu sehen, jubeln ihm die Fans noch immer zu. Für den aktuellen Coach Toni Söderholm gaaaanz große Fußstapfen, noch dazu angesichts der aktuellen Verletzungsmisere seiner Mannschaft.

Eine Band und keine echte Stimmung

Dass Red Bull keine Kosten und Mühen bei großen Projekten scheut, war allgegenwärtig. Die Nationalhymnen vor dem Spiel wurden von einer Brass-Band jazzig-swinging interpretiert, so etwas hatte woanders schon Tradition (siehe F1-GP von Österreich).

Und dennoch fiel auf: Echte Stimmung kam in der Arena nicht auf, nur einmal, als Peterka den 5:0-Endstand mit einem satten Handgelenksschuss aus kurzer Distanz fixierte. Besucher eines Kärntner-Eishockeyderbys hätten die Stimmung als begräbnisartig oder, wie es Kollege Michael Smejkal von den "Salzburger Nachrichten" gepflegt formulierte, "wie im Opernhaus" genannt.

Es lag wohl auch an den Regisseuren für Musik und Fan-Unterhaltung, am Würfel und an den technischen Problemen. Da merkte man, dass noch nicht viel geprobt werden konnte. Die Anzeige der Torschützen und der auf die Strafbank Geschickten funktionierte fast nie, genauso wenig die Mikros der Headreferees beim Ansagen der Strafen. Da ist noch viel Luft nach oben.

Von Kitzbühel, Bregenzerwald & Co. zur NHL

Ebenso für den EC Red Bull München im sportlichen Bereich, denn der Klassenunterschied zu einer jetzt schon homogenen NHL-Mannschaft war eklatant. Dahlin & Co. waren stets einen Schritt schneller, auch geistig beweglicher, die Pässe kamen zentimetergenau, die Transition gelang schnell. Pech für Einsergoalie Mathias Niederberger, dass der 0:2-Rückstand nach dem ersten Drittel (abgefälschter Schuss von Lafferty und ein "Ei", als ihm der Puck nach Schuss von Jokiharju entglitt) eigentlich vermeidbar war.

Die Buffalo Sabres feierten in München einen klaren 5:0-Sieg
Foto: © getty

Wie schnell es mit einer Karriere gehen kann, erlebt nicht nur Peterka, sondern auch ein wenig Simon Wolf: Der 20-jährige Franke, sechs Jahre in der Salzburger Akademie ausgebildet und heuer mit dem ersten Profivertrag in München ausgestattet, kam im dritten Drittel statt Niederberger zur schnellen Erfahrung mit NHL-Profis als Gegner - ein knappes halbes Jahr, nachdem er gegen Fassa, Kitzbühel, Bregenzerwald usw. in der Alps League fing…

Kosten für SAP Garden explodierten

Die Eröffnung ließen sich auch der Bayrische Innen- und Sportminister Joachim Herrmann und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter nicht entgehen. Das Ehren-Bully von Don Jackson und Stab-Olympiasieger und -Weltrekordler Armond Duplantis war die kurze, offizielle "Eröffnung" des SAP Gardens, dessen Gesamtkosten wie vieles andere ein Red-Bull-internes Geheimnis bleiben. Nur so viel: Die anfangs kolportierten Kosten von 110 Millionen Euro waren in der Pandemie und nach Bauverzögerungen schnell beim Doppelten und sollten nun an die 300 Millionen erreicht haben, behauptet ein Insider, "die größte Investition aller Zeiten von Red Bull". Der Red Bull Ring erscheint dazu (bei angeblich 70 Millionen Kosten) wie ein "Klacks".

Dass die NHL am Auftritt der Sabres vor dem Liga-Start in Prag mit zwei Spielen gegen die New Jersey Devils ihre Hände massiv im Spiel hatte, merkte man überall. Auch das tagelange Fanfest gehörte natürlich zur Vermarktung der "NHL 2024 Global Series Challenge Germany". Die Sabres kamen angesichts des Ligastarts in Prag mit einem Tross von 150 Personen nach München – im privaten 787 Dreamliner, wurde erzählt.

Erleichtert und zufrieden zeigte sich Christian Winkler, Red Bulls Eishockeychef und (mehrmaliger) Retter des Münchner Profihockeys: "Wir haben uns das Grand Opening wunderschön vorgestellt und genauso ist es gekommen. Die Halle voll zu sehen – Gänsehaut pur! Heute geht jeder mit einem Lächeln nach Hause. Wir wollen hier viele Festtage erleben."

Man wird sehen, wie groß der Fanzuspruch im SAP Garden sein wird, wenn nicht Peterka und die Sabres, sondern Iserlohn oder Wolfsburg hier in der DEL gastieren. Die Garden-Partner, die Basketballer von Bayern München, spielen nur die Europaliga-Partien hier.

Aber das ist eine andere Geschichte. Nur Schade, dass Dietrich Mateschitz ein weiteres "Denkmal" nicht mehr erleben durfte.

Wer vor seinem NHL-Debüt in der ICE gespielt hat


Kommentare