Es ist eine echte Ära, die zu Ende geht.
20 Jahre stand Dieter Kalt Senior an der Spitze des Österreichischen Eishockeyverbandes - am Samstagvormittag wird im Hotel Park's Velden ein Nachfolger für den gebürtigen Klagenfurter, der kommende Woche seinen 75. Geburtstag feiert, bestimmt.
Die Wahl wird zu einer Formalität. Denn als Kandidat für den Posten hat sich mit Gernot Mittendorfer nur einer gefunden.
Das Vorstandsmitglied des Liga-Hauptsponsors "Erste Bank" steigt aus seiner Funktion als Vorsitzender des "Austrian Hockey Boards" in diese höhere Aufgabe auf, vorausgesetzt, seine Einsetzung wird durch die Mehrheit der Wahlberechtigten bestätigt.
Die Landesverbände und österreichischen EBEL-Vereine haben mit je fünf Stimmen das größte Mitspracherecht, auch die heimischen Klubs der neuen Alps Hockey League (drei Stimmen) und die Landesverbandsvereine (eine Stimme) werden ihren Teil beitragen dürfen.
Hinter Mittendorfer stellen sich Peter Schramm (hauptverantwortlich für den Bereich Sport), Alexander Gruber (Recht) und Philipp Hofer (Nachwuchs) als Vizepräsidenten zur Wahl. Aber Dieter Kalt wird nicht ohne Anerkennung in die Eishockey-Pension entlassen und erhält wohl den Titel des Ehrenpräsidenten.
Unmittelbar vor der Niederlegung seiner Funktion sprach Dieter Kalt mit LAOLA1 über...
... seine Ära:
Ich war 20 Jahre Verbandskapitän und seit 1996 20 Jahre Präsident. Die dynamische Entwicklung unseres Sports in den letzten 40 Jahren war enorm. Wobei man nicht verschweigen darf, dass auch die administrative Entwicklung eine großartige war. Denn die Anforderungen an ein funktionierendes Büro sind heute unverkennbar höher als in den letzten Jahrzehnten. Die Fans erwarten heutzutage zurecht, dass die Events mit Live-Daten und in Echtzeit mitzuverfolgen sind. Die Erwartungen an die Service-Leistungen im Verband sind groß. Die Anforderungen sind aber nur bei einer entsprechenden Anzahl an Personal zu bewältigen. Neue Sektionen wie Damen-Eishockey, Sledge-Hockey und der Inline-Sport – wo wir überall sehr erfolgreich arbeiten - sind dazugekommen. Da gibt es eine sehr positive Entwicklung. Wir haben in den letzten Jahrzehnten – seit 1967 eigentlich immer im Abstand von zehn Jahren - die Möglichkeit bekommen, eine A-WM in Wien auszurichten. Der finanzielle Erfolg ist immer in die Stiftung geflossen bzw. hat die Stiftung ein Büro in Wien gekauft und dem Verband zur Verfügung gestellt. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur in Österreich ist eine Bewerbung für die Ausrichtung einer A-WM leider nicht mehr möglich. Ich habe 2005 lautstark darauf hingewiesen, dass wir am Ende der Fahnenstange angekommen sind und mit unserer Infrastruktur kein weiteres Großereignis mehr bekommen werden. Jetzt backen wir kleinere Brötchen. U20-WM, U18-WM, Damen-Turniere. Der internationale Verband liebt Österreich als Ausrichter. Wir bekommen jede Veranstaltung, die wir haben wollen. Einzig eine weitere A-WM bleibt angesichts der Infrastruktur-Misere eine Utopie.
… seinen designierten Nachfolger Gernot Mittendorfer:
Er muss und soll den Canossagang machen und zu allen wichtigen Politikern gehen, um auf die Notwendigkeit einer zeitgemäßen Infrastruktur hinzuweisen. Vielleicht hat ja der neue Sportminister diesbezüglich einen besseren Zugang und kann ein paar hundert Millionen Euro für eine neue, moderne, multifunktionale, 15.000 Zuschauer fassende Halle auftreiben. So sehr ich die Wiener Stadthalle schätze, sie ist eine alte Dame, die die Kapazität für eine A-WM nicht mehr hergibt. Das müssen die Politiker einfach einsehen.
… den bittersten Moment seiner Präsidentschaft:
Die schlaflosen Nächte rund um die Weltmeisterschaft 2005. Wenn ich diese Geschichte bei meinen internationalen Treffen heute erwähne, stellt es allen die Haare auf. Damals haben die Verantwortlichen die Klimaanlage nicht regeln können und wir hatten drei Tage lang das Chaos. Das werde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen. Ich bin heute noch verzweifelt, wenn ich sehe, wie die damals die Kühlung nicht in Betrieb bekommen haben. Bei einer A-WM drei Tage lang kein Eis hinzubekommen, ist einfach furchtbar. Das waren sicher die härtesten und ärgerlichsten Stunden und Tage meiner Präsidentschaft.
… die Zusammenarbeit zwischen ÖEHV und Liga:
Wir haben eine gemeinsame Plattform gefunden, damit die Streitereien und Diskussionen zwischen Liga und Verband der Vergangenheit angehören. Ich glaube, es haben alle begriffen, dass einer alleine nichts kann und der eine den anderen braucht, um dem Sport zu helfen. Derzeit läuft die Beziehung absolut konfliktfrei, wobei es mir eine Herzensangelegenheit ist, die Transferkartenspieler zu reduzieren. Die Anzahl dieser Cracks soll sich auf acht Spieler pro Mannschaft reduzieren, damit der österreichische Nachwuchs mehr Chancen bekommt, in der EBEL zu spielen. Aber auch da hat man mit der Gründung der Alps Hockey League (AHL) einen Weg gefunden, um eine Weiterentwicklung zu garantieren. Es geht wohl Schritt für Schritt voran, aber ich würde mir eine noch schnellere Entwicklung wünschen.