Die gegen Schweden erlittene Knieverletzung (Bänderzerrung) stoppte David Reinbacher vorerst bei der WM. Noch gibt es Hoffnung, dass er noch einmal für Österreich auflaufen kann und NHL-Scouts ihm noch einmal auf die Kufen schauen können.
Doch auch ohne weitere Beobachtungen sind die Reports der Talentesucher natürlich schon geschrieben, auch wenn weitere Vergleiche mit Prospects wie Adam Fantilli oder Leo Carlsson immer willkommen wären.
So lange wie dieser von LAOLA1-Experte Bernd Freimüller fallen NHL Reports normalerweise nicht aus, dafür schreiben die Scouts ja mehrere während der Saison.
Die nummerischen Bewertungen (Von 1 für "Ungenügend" bis 9 für "Außergewöhnlich") sind schon auf Reinbachers Upside in der NHL umgelegt, während die verbalen Bewertungen den Jetzt-Zustand abbilden, allerdings natürlich auch mit mehr als nur einem Auge auf die Zukunft.
Skating
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Auch ohne den oft einordnenden oder abmildernden Zusatz "für seine Größe": Reinbacher ist bereits jetzt ein exzellenter Skater und wird natürlich in den nächsten Jahren noch an Beinkraft zulegen. Das Eislaufen fällt ihm leicht, auch am Ende seiner Shifts ist kein Qualitätsabfall spürbar. Kommt schnell vom Fleck weg und aus engen Lagen, kann aus dem eigenen Drittel explodieren und so die Scheibe nach vorne tragen.
Exzellenter Übergang von Vorwärts- auf Rückwärtseislaufen, mit schnellen, kleinen Schritten setzt er sich vor allem nach hinten ab und bietet so Passoptionen für seine Mitspieler.
Kann im Powerplay die ganze blaue Linie bespielen - stößt sich kraftvoll und schnell von den Seitenbanden zur Mitte und zurück. Als Rechtschütze, der derzeit auch auf seiner On Side spielt, aber eher auf der rechten Seite bis zur Mitte des Eises zuhause ist, übernimmt er öfters die linke Seite bei Faceoffs in der Offensivzone. Noch offen, wie wohl er sich auf seine Off Side fühlen würde.
Antritt, Beweglichkeit und Schnelligkeit erlauben es ihm, große Teile des Eises zu bespielen und schnell wieder in die richtige Position zu kommen. Kann bei Puckverlusten im Angriffsdrittel Breakaways oder Überzahlangriffe einholen oder zumindest verlangsamen. Spiele eine enge "Gap", eher zu aggressiv als zu weit vom Mann - seine Beinarbeit erlaubt es ihm auch hier, jederzeit Korrekturen durchzuführen.
Spiel mit der Scheibe
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Kann Plays schnell umdrehen, in dem er die Scheibe schnell verarbeitet, diese unter Druck aus engen Lagen trägt oder das Spiel mit Pässen nach vorne treibt. Kann sowohl Steilpässe auf ausbrechende Stürmer als auch Querpässe zum Auseinanderziehen des Gegners spielen. Zuspiele sind scharf, genau, eher auf das Blatt als in freie Räume.
Verschafft sich offene Räume mit Head Dekes und kleinen Finten - hat Gelassenheit und Ruhe im Powerplay, Schusslinien abzuwarten und bessere Winkel für sich und seine Mitspieler zu finden. Aktiviert häufig von der blauen Linie bis zum Faceoff-Circle, ab und zu darüber hinaus. Aktiv in seiner Beinarbeit, aber kein dauernd rotierender Spieler wie Cale Makar.
Im Powerplay erlaubt es ihm seine Fußarbeit, die ganze blaue Linie zu bespielen, kann dabei beide Halfwalls gleichermaßen bedienen. Sein Schuss kommt zielgenau, kann leicht abgefälscht werden, ist aber derzeit nicht unbedingt seine größte Stärke. Punkte kommen vor allem über Puckmoving, Vorlagen zur Seitenbande oder wenn er Lücken am oberen Ende oder zwischen den Mittelkreisen erkennt und in diese stößt. Sein Offensivpotential auf NHL-Niveau könnte zwischen den beiden weiteren 04-geborenen David Jiricek (Bombenschuss) und Simon Nemec (kluger Puckmover) liegen.
Hockey Sense
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Verarbeitet das Spiel bereits wie ein 35-jähriger Routinier - es wäre unmöglich, ihn ohne Vorarb-Informationen am Eis als 18-jährigen auszumachen. Hat absolut keine Panik in seinem Spiel, ist ein "Head-Up-Guy", der von keinen Spielentwicklungen überrascht wird. Sollten ihm oder seinen Mitspielern Fehler unterlaufen, tendiert er nicht zum wilden Herumlaufen oder Nachjagen des Pucks, sondern driftet dann zur Mitte des Eises und macht keine zusätzlichen Löcher auf.
Kann Risiko mit Scheibe nehmen, ohne sich zu verbrennen - exzellent darin, unter Druck von Forecheckern ein- oder gar zweimal abzudrehen und dem Gegner seine Rückennummer zu zeigen. Scheibenabdeckung unter Druck und Puck Management liegt weit über dem Durchschnitt. Weder ein Riverboat Gambler mit der Scheibe noch ein konservativer Defender - führt Scheibe oder folgt offensiven Rushes, wenn sich die Gelegenheit anbietet.
Kampfkraft/Einsatz/Physisches Spiel
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Wird wohl kein "Punishing D" werden, aber ein sehr effektiver Zwei-Weg-Defender. Verteidigt vor allem mit Beinarbeit und einem langen, sehr schnellen Stock, den er schlangenhaft züngeln lässt. Kann Oberkörper des Gegners mit einer Hand und Kraft blockieren, gleichzeitig mit anderer Hand nach Puck gehen. Sprengt damit Scheiben in den Zweikämpfen und an der Bande frei, kann diese dann aus engen Lagen und in den kleinen Räumen zwischen Gegner und Bande schnell weiterleiten. Ab und zu etwas aus der Balance, wenn er zu aktiv im Poke Checking agiert. Viele "Stick Lifts", kann so Gegner eher eliminieren als mit übergroßem Körpereinsatz.
Sucht keine Open-Ice-Hits, aber ist sehr effektiv im Schließen der Wege - kann Gegner entlang der Bande ersticken, indem er die Skating Lanes schließt. Bein- und Stockarbeit erledigen den defensiven Job, entkommt so auch Zweikämpfen mit noch physisch stärkeren Spielern. Reduziert und eliminiert kleine Abstände zum Gegner mit Beinarbeit oder aktivem Stock.
Wird derzeit mit 1,89 Metern (6.2 feet) und 85 Kilos (187 pounds) gelistet, hat aber gerade einen weiteren Wachstumsschub durchgemacht. Hat Potential für 6.3/200-Defender, was seine Standfestigkeit dann noch erhöhen wird, sollte aber an Mobilität nicht verlieren.
Führungsqualitäten
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Bereits jetzt sowohl im Klubeishockey als auch beim Nationalteam ein Führungsspieler, für Österreich der kompletteste Defender. Kann bereits jetzt viel Eiszeit nehmen, scheut vor dieser nicht zurück und wird von den Anforderungen nie überwältigt. Bei Österreich derzeit nicht im PK eingesetzt, sonst aber in allen Situationen und erste Wahl im Powerplay.
Abseits des Eises eine ausgezeichnete Mixtur zwischen Bescheidenheit und Vertrauen in seine Qualitäten. Erinnerte mich in einem Gespräch an den langjährigen NHLer Ladislav Smid im selben Alter. Kommt aus Eishockeybackground (Vater/älterer Bruder ebenfalls Spieler) - ist völlig klar in seinem Auftreten und Spiel, neben und auf dem Eis viel reifer als ein typischer 18-jähriger.
Sollte auch auf NHL-Niveau nach und nach in Führungsrolle wachsen, vor allem aber durch Beiträge auf dem Eis. Vielleicht kein lautstarker Anführer, sondern ein "Leader by example." Ging lediglich bei U18-WM mit Team unter, seitdem aber unglaubliche Aufwärtsentwicklung, die sich weiter fortsetzen wird.
NHL-Potential
8 - 8.6 Impaktspieler - einige außergewöhnliche Qualitäten erlauben es ihm, Spiele für sein Team zu entscheiden. Spielt in allen Spielsituationen und bringt dort positive Ergebnisse für seine Mannschaft ein.
Ohne größere Verletzungen oder Rückschläge und bei normaler Entwicklung hat Reinbacher das Potential für einen Top-2-Defender eines NHL-Teams, der im PP je nach Tiefe im ersten oder zweiten Paar gesetzt ist.
Hat keine großen Lücken in seinem Spiel und man kann bei allen Kästchen einen Haken machen: Größe, Eislaufen, Spielintelligenz, Spiel mit der Scheibe und Führungsqualitäten. Erinnert an ähnliche Spielertypen, die vor allem Schweden über die Jahre produzierte.
Rechtsschütze und später 04er - wären die in der letzten Saison gedrafteten "normalen" 04er Jiricek und Nemec heuer mit dabei, wäre das seine Nachbarschaft, wobei Jiricek mehr körperliche Wucht und Schusskraft einbringt, Nemec wäre hier vielleicht eher ein guter Vergleich.