Ja, gegen Tschechien ging es im sechsten und vorletzten Spiel der Eishockey-WM in Bratislava für das ÖEHV-Nationalteam nur um die Höhe der programmierten Niederlage. Der Auftritt beim 0:8 am Sonntag tat aber allen Beteiligten auf österreichischer Seite trotz der geringen Erwartungshaltung trotzdem weh.
Mit einem ausgedünnten Kader - Michael Raffl, Konstantin Komarek und Peter Schneider wurden geschont, Dominique Heinrich verletzte sich kurz vor dem Spiel und David Kickert ist ohnehin seit Freitag out - und der Mission, Körner für den Klassenerhalts-Showdown gegen Italien (Mo., ab 20:15 Uhr im LIVE-Ticker) zu sparen, konnte der sechsfache Weltmeister aus dem nördlichen Nachbarland fast tun und lassen, was er wollte.
Nach braver Leistung in den ersten Momenten wurde das ÖEHV-Team mit 39:16 Schüssen ausgestochen, einige Undiszipliniertheiten im zweiten Drittel gaben den NHL-erfahrenen Tschechen auch Gelegenheit, zur Mitte der Partie zweimal in Fünf-gegen-Drei-Überzahl anzuschreiben. Jener Moment, in dem der Score deutlich wurde.
So ging auch der Plan, 28 Stunden vorher Kräfte für das wichtigste Spiel des Turniers zu schonen, nicht ganz auf: "Es war 'zach' heute, wir haben mit drei Centern und vier Flügelpaaren spielen müssen. Das ist auf die Substanz gegangen", gab Alexander Rauchenwald im "ORF"-Interview nach der Partie zu.
Das sollte so nicht passieren
Trotz der Ansage, die Investitionen im angemessenen Rahmen zu halten, war nach dem Ende keiner der Spieler in Rot-Weiß-Rot mit dem Gezeigten zufrieden. "Eigentlich sollte Motivation kein Problem sein. Ein WM-Spiel gegen Tschechien vor 9.000 Fans ist auch so etwas Spezielles. Aber das sollte uns eigentlich nicht passieren, ich hoffe, wir lernen daraus - dafür haben wir jetzt 24 Stunden", ärgerte sich auch Raphael Herburger.
"Wir haben 20 (heute eingesetzte, Anm.) Spieler, die alle motiviert sein sollten, und das war heute einfach zu wenig. So willst du in ein Spiel wie gegen Italien auch nicht reingehen. Trotzdem: Wir müssen das jetzt nehmen, wie es ist, herumjammern bringt nichts. Sagen wir es klipp und klar: Das war einfach schlecht. Aber wir wissen, dass wir es besser können."
Nach dem 1:9 gegen Schweden stand Österreich ein zweites Mal bei dieser A-WM auf völlig verlorenem Posten. Während keine der bisherigen Niederlagen völlig unerwartet kam, passten zumindest gegen die anderen Gegner - eben mit Ausnahme von Schweden - die Vorstellungen im Rahmen der Möglichkeiten einigermaßen.
"Wir haben auch mit geschonten Spielern genug Potenzial im Team, damit wir da draußen zumindest Charakter zeigen und gegen starke Tschechen mitspielen können. Wir haben uns vorgenommen, gut reinzustarten, aber es war von Anfang an der Hund drinnen. Im Endeffekt war das heute einfach nichts."
"Es ist schon hart für den Kopf, wenn man jedes Mal mehr oder weniger chancenlos ist. Im zweiten Drittel war die Partie gelaufen, danach waren wir nicht mehr 100 Prozent fokussiert", gab Thomas Hundertpfund zu, und auch Manuel Ganahl stimmte ein: "Es war sicher im Hinterkopf, nicht auf Gedeih und Verderb alles rauszuklopfen. Ob wir heute 0:3 oder 0:8 verlieren, war wurscht. Trotzdem, wie wir über weite Strecken aufgetreten sind, war zu wenig."
Kapitän Thomas Raffl war sich sicher, dass auch mit der ungünstigen Ausgangsposition als "ablenkendes Spiel" vor dem eigentlichen Highlight mehr drin gewesen wäre: "Wir haben auch mit geschonten Spielern genug Potenzial im Team, damit wir da draußen zumindest Charakter zeigen und gegen starke Tschechen mitspielen können. Wir haben uns vorgenommen, gut reinzustarten, aber es war von Anfang an der Hund drinnen. Im Endeffekt war das heute einfach nichts."
Der Salzburg-Stürmer war um jenen Ansatz bemüht, der für die ganze Mannschaften gelten muss: "Ausrüstung ausziehen, Spiel vergessen, regenerieren. Das ist ein Spiel, dass man einfach abhaken muss. Morgen den Pflichtsieg holen und dann ist alles gut."
Auch erwartete Niederlagen nagen
Teamchef Roger Bader bemühte in der Schlussphase nach dem letzten Gegentreffer auch sein Time-out, um seine Spieler noch einmal zu fokussieren. "Ich habe den Spielern gesagt, wenn die Tschechen ein Tor super herausspielen, akzeptieren wir das, aber wenn wir solche Tore hergeben - das werden wir abstellen."
Für den Schweizer war es die erwartete Partie gegen einen übermächtigen Gegner außer Reichweite, gab aber ebenso zu: "Wenn man sechsmal verliert, nagt das schon am Selbstvertrauen. Aber Italien geht es genau gleich."
Herzog nach Debüt schwer geknickt
An den wenigsten Gegentoren hatte Lukas Herzog schuld, trotzdem war der Keeper, der seine WM-Premiere abliefern durfte, so selbstkritisch wie kaum ein zweiter: "Das Ergebnis sagt alles. Ich muss mir eingestehen, dass ich auf dem Level noch sehr viel trainieren muss, um mitzuhalten. Bei 0:8 ist es schwer für mich, etwas Positives mitzunehmen."
"Am besten, wir schieben von den vier besten Spielen die drei besten Drittel zusammen. Wenn wir dann so spielen, schaut es sehr gut aus."
Mit einem möglichen zweiten Einsatz gegen Italien wollte der 26-jährige Debütant nicht spekulieren. Es könnte auch sein, dass David Kickert für das letzte Spiel gerade noch fit werden könnte: "Jetzt gibt es noch kein grünes Licht, aber ich bin guter Dinge, das es bis morgen klappen wird. Unsere Physios machen die letzten Tage richtig gute Arbeit, wir gehen das auch aggressiv an", berichtete der Schlussmann, der vor dem Norwegen-Spiel mit einer Beinverletzung ausfiel.
Bader kündigte aber an: "Wir werden gut überlegen, wen wir ins Tor schicken. Kickert spielt nur, wenn wir 100 Prozent überzeugt sind, dass es medizinisch geht. Obwohl wir bisher nicht den besten Bernhard Starkbaum gesehen haben, bin ich überzeugt, dass er aufgrund seiner Erfahrung in der Lage ist, ein großes Spiel zu zeigen - wenn es so sein sollte, dass er spielt."
Erste kleine Kampfansagen für Italien
Auch abseits der Torhüter muss das ÖEHV-Team am Montagabend beweisen, dass es den Klassenerhalt in der A-WM verdient hat. Man habe zwar im bisherigen Turnierverlauf auch ohne Punkte eine Spur besser performt als Italien, das erst zu einem einzigen Tor-Erfolg gekommen ist, im Alles-oder-Nichts-Spiel zähle das aber wenig.
"Wir wissen, dass die Italiener nicht schlecht sind. Sie haben einen guten Goalie und spielen defensiv wahrscheinlich keinen Tick schlechter als wir. Wenn wir denen Chancen geben, werden sie die auch nutzen. Für mich gibt es morgen keinen Favoriten, es ist eine Fifty-Fifty-Angelegenheit", so Herburger.
"Wenn wir diesen Sieg holen, ist es doch noch eine erfolgreiche WM, unser Ziel ist der Klassenerhalt und den können wir morgen schaffen", ermutigte Hundertpfund.
Rauchenwald sah auch die wenigen guten Punkte, die das Spiel gegen Tschechien mit sich brachten: "Wir nehmen das hohe Tempo mit und haben auch im Vier-gegen-Fünf gut gespielt."
Und Ganahl forderte: "Am besten, wir schieben von den vier besten Spielen die drei besten Drittel zusammen. Wenn wir dann so spielen, schaut es sehr gut aus. Aber Italien hat nichts zu verlieren und die gleiche Ausgangssituation."
Die Zeiten der Prügel sollen und müssen am Montag jedenfalls vorbei sein. Mit dem Duell gegen Italien entscheidet sich, wie diese WM in den Büchern des ÖEHV stehen bleiben wird.