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Die WM-Helden von Minsk in der Einzelkritik

LAOLA1-Experte Freimüller war in Minsk und beurteilt 21 ÖEHV-Youngsters.

Die WM-Helden von Minsk in der Einzelkritik Foto: © GEPA

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Coach Marco Pewal und sein Stab konnten während der Weltmeisterschaft durchgehend auf alle Spieler zurückgreifen – niemand verletzte sich, der gute Turnierverlauf forderte auch keinerlei Umstellungen.

Bernd Freimüller saß für LAOLA1 in Minsk auf der Tribüne und legte einen "Scoutingreport" über die 21 eingesetzten WM-Helden - nur Backup-Goalie Luca Egger spielte nie - an, aufgeteilt nach ihren Blöcken:

Alexander Schmidt (Goalie, 2000, Villacher SV)

Alexander Schmidt (Goalie, 2000, Villacher SV)

Gegen Gastgeber Weißrussland noch etwas hyper, danach von Spiel zu Spiel stärker, sowohl in Druckphasen als auch nach längerer Inaktivität hellwach. Winkel wurden immer besser (für einen kleinen Goalie unerlässlich), gab kaum Rebounds her, sehr gute Fanghand. Fruchtlose Leihe nach Zell sollte Geschichte sein, könnte beim VSV Brandon Maxwell für einige Spieler entlasten.

Thimo Nickl (Defender, 2001, Drummondville)

Zu Beginn etwas nervös, dann aber gewohnt stabil. Verträgt viel Eiszeit, ohne müde zu werden. Meist ruhig unter Druck, macht sichere Pässe, ab und zu auch mit Rushes. Meist aber konservativ, schießt nicht oft, aber dann genau. Gegen Dänemark sehr physisch, muss aber körperlich noch zulegen. Gutes Spielverständnis. Einige Stockfehler an der blauen Linie trübten den Eindruck etwas.

Julian Payr (Defender, 2000, Ambri-Piotta)

Auch er gegen Weißrussland etwas holprig, dann aber der benötige Rückhalt. Kann ab und an etwas linkisch wirken, seine Reichweite und sein Stock, gepaart mit guter Beinarbeit, sprechen für ihn. Schusskräftiger und williger als die anderen Defender. Ruhiger Teamleader und -kapitän. Hatte im Juniorenbereich ein paar Auf und Abs, auch einige Absagen, aber ein großer Defender mit Reichweite und Puckskills, die Österreich leider so gut wie nie produziert. Sehr guter Abschluss seiner Junioren-Karriere.

Paul Huber (Left Wing, 2000, Red Bull Salzburg)

Spielte sich im November in die Toplinie und bewies in Minsk die Anwartschaft auf diesen Platz. Großer Körper, kennt seine Rolle um das Tor herum, war stets bereits für Abfälscher (sehr schön gegen Norwegen) und Rebounds. Gute Puckabschirmung. Beinarbeit muss für Seniorenbereich aber noch besser werden. Ab und zu noch ein "sanfter Riese".

Benjamin Baumgartner (Center, 2000, HC Davos)

Die überragende Erscheinung der WM in allen fünf Spielen. Verlagerte das Spiel stets ins gegnerische Drittel, unzählige Rushes und Zone Entries vor allem im Powerplay. Im eigenen Drittel faceoffstark und mit sicheren Pässen und Outlets. Überragendes Puckmanagement in allen Zonen. Schüttelte in der Offensivzone Gegner mit schnellen Drehs und Finten ab, dann entweder mit tollen Pässen oder Schüssen. Leichtfüßig und schnell, nicht groß, aber in Zweikämpfen zäh, holte unzählige Strafen heraus. Für mich die überragendste Performance eines Spielers in den letzten Jahren bei einer B-WM und das inkludiert heutige (Alexandre Texier) und zukünftige (Moritz Seider) NHLer.

Senna Peeters (Right Wing, 2002, Halifax)

Senna Peeters (Right Wing, 2002, Halifax)
Neo-Teamspieler Peeters muss körperlich zulegen
Foto: © GEPA

Der gebürtige Belgier wurde knapp vor WM-Beginn eingebürgert, spielte zwei Jahre in der Red Bull Academy. Sehr gute Hände (Traumpass für Huber gegen Weißrussland hätte sich Tor verdient) und ein Abschluss-Spieler (drei Tore, darunter ein Deke auf engem Raum und ein schwieriger Abfälscher). Reagiert schnell um das Tor herum. Defensiv ok, aber natürlich Luft nach oben. Vordringlich: Muss körperlich stärker und spritziger werden, braucht kraftvollere erste Schritte. Wird Scorerkarriere haben – Frage in welcher Liga?

Luis Lindner (Defender, 2001, Boston Jr. Bruins)

In Salzburg umgelernter Stürmer, bei U18-WM vor zwei Jahren noch am Flügel. Leichtfüßig, kann Scheibe tragen, genaue Schüsse. Moderner Defender. Angestrebte College-Karriere wäre für ihn perfekt – könnte vier Jahre lang an Physis und Defensivspiel arbeiten. Rundete die Top-4-Defender gut ab.

David Maier (Defender, 2000, Peterborough)

Zu Beginn sogar etwas stärker als Payr und Nickl, das verschob sich etwas im Turnier-Verlauf. Trug im zweiten Block im Powerplay die Scheibe meist ins gegnerische Drittel, gegen Dänemark auch Torschütze nach angezeigter Strafe. Guter Passgeber und -träger, im Powerplay diesmal an blauer Linie statt linker Halfwall. Muss an seiner Defensive und am Körperspiel feilen, ab und zu mit Ungenauigkeiten und Problemen an der Bande. Nationalspieler-Potential.

Maximilian Rebernig (Left Wing, 2000, Red Bull Salzburg)

Bringt Größe ins Lineup, obwohl er nicht immer groß spielt. Meist mit guter Puckbehauptung im Verkehr, kann Raum für Nebenleute schaffen. Konstanz und Beweglichkeit müssen noch besser werden. Weniger dominant ums Tor herum als Vereinskollege Huber. Sein sicherer Abschluss zum 3:1 gegen Slowenien bescherte Österreich den Aufstieg.

Tim Harnisch (Center, 2001, Red Bull Salzburg)

Tim Harnisch (Center, 2001, Red Bull Salzburg)
Tim Harnisch: Gute Beine und gute Hände
Foto: © GEPA

Außerhalb des Top-Blocks der offensiv stärkste Spieler. Spielte selbst einige Chancen heraus, Lieblingsmove vom rechten Flügel zur Mitte ziehend. Gute Beine und Hände, muss aber Linemates besser einbinden, oft ein Solo-Performer. Auch in AlpsHL stark, könnte bald sein EBEL-Debüt geben. Im Seniorenbereich eher ein Flügel aufgrund von Defensiv-Schwächen. Einer der wenigen Spieler in Österreich mit Scoring-Potential für die EBEL.

Benjamin Lanzinger (Right Wing, 2000, Zell am See)

Auch in seinem letzten Junioren-Turnier nicht der ersehnte Scorer, arbeite aber brav und zeigte sich defensiv verbessert. In Zell mit guten Offensiv-Ansätzen. Größtes Problem ist Kombination von mangelnder Größe und zu schwacher Beinarbeit. Erinnert mich an Stefan Gaffal – auch er ein kleiner Junioren-Scorer mit körperlichen Problemen. Könnte sich wie er über Umwege in der EBEL festsetzen – muss beweisen, dass er seine defensive Arbeit machen kann, während er extern an seiner Beinarbeit arbeitet. Die Offensive - hat sehr guten Wristshot - könnte dann wieder später folgen.

Jacob Pfeffer (Defender, 2001, Örebro)

Defensiv-Verteidiger, seine Offensive hat sich in Schweden leider nicht entwickelt. Grundsätzlich solide, ab und zu unter Druck mit unklaren Clearings. Leider für seine Rolle nicht der Größte. Könnte bald wieder in Österreich zu sehen sein.

Martin Urbanek (Defender, 2002, Villacher SV)

Mitunter körperlich überfordert, Coaches mussten ihn gegen Ende der Spiele auch schützen. Aber schon mit Ansätzen im Puck Carrying und guten Pässen. Wird bei allen nächsten Junioren-Weltmeisterschaften (als nächste die U18 im April) dabei sein und größere Rolle spielen – muss aber an seiner Physis und Beinarbeit arbeiten. Potential im Powerplay.

Lucas Thaler (Left Wing, 2002, Mora)

Bereits seine zweite U20-WM, allerdings nicht so gut wie in Füssen. An guten Tagen spritzig und aggressiv, an weniger guten Tagen taucht er ein wenig ab. Sollte bei U18 wieder Schlüssel-Spieler und Scorer sein. Grundsätzlich immer guter Motor. Ein Top-2002-Jahrgang in Österreich.

Paul Schmid (Center, 2000, Skien)

Gebürtiger Linzer, seit drei Saisonen in Norwegen tätig. Gute Arbeitsmoral und mit guter Beinarbeit auch in Unterlegenheit ein wichtiger Faktor. Offensive ist noch unbestimmt, aber wohl eher limitiert. Könnte in EBEL Rolle als Tiefen-Center und PK-Spieler einnehmen.  

Leon Wallner (Right Wing, 2002, Södertälje)

Grundsätzlich meist Center, in Minsk nur kurz bei einem Spiel. In seiner Altersklasse ein Offensiv-Bringer und Scorer, hier noch limitiert und ab und zu mit körperlichen Problemen. Gibt aber Puck nicht leicht verloren und könnte mittelgroßer Spieler mit Offensiv-Potential werden. Gebürtiger Wiener, der nach der Salzburg-Akademie nach Schweden ging. Ein Top-Spieler des Jahrgangs 2002.

Timo Pallierer (Defender, 2001, Vienna Capitals)

Timo Pallierer (Defender, 2001, Vienna Capitals)
Pallierer hat in den Zweikämpfen große Probleme
Foto: © GEPA

Wie Lindner erst ein in den letzten Jahren umfunktionierter Stürmer. Gute Beinarbeit, aber in Zweikämpfen mit großen Problemen. Muss erst Defensiv-Spiel verbessern, bevor er zum Puckträger wird. Noch ab und zu gegen Ende der Spiele gebencht, sollte nächstes Jahr aber größere Rolle haben.

Jakob Wetzelsberger (Defender, 2000, Innsbruck)

Sprang nach EBEL-Spielen in Innsbruck im letzten Moment auf den WM-Zug auf, war zuvor nie am Radar des ÖEHV. Der großgewachsene Defensiv-Verteidiger im D'Artagnan-Look hielt sein Spiel meist einfach und fuhr damit meist auch sehr gut. Erwies sich als solider Tiefen-Verteidiger.

Benedikt Wohlfahrt (Left Wing, 2000, Villacher SV)

Benedikt Wohlfahrt (Left Wing, 2000, Villacher SV)
Wohlfahrt: Schnell, aggressiv und gut im Forecheck
Foto: © GEPA

Bei 19-jährigen Villacher weißt du, was du bekommst: Schnell, aggressiv und er ist gut im Forecheck. Stets aufsässig. Aber kaum Offensive bzw. Abschluss und wie bei vielen Österreicher würde sein Spielertyp - wäre er um zehn Zentimeter größer und etwa 15 Kilogramm schwerer - weit effektiver wirken.

Patrik Antal (Center, 2000, Vienna Capitals)

Eine Seltenheit in österreichischen Nachwuchs-Nationalteams: Ein Tiefen-Spieler mit Offensiv-Potential. Teils, weil es diese Spieler eher selten gibt, teils weil Coaches oft einen biederen Arbeiter an den anderen reihen. Sehr guter Hockey Sense und gute Hände. Kann sich mit Dekes und Antritten Raum schaffen, den er als kleiner Spieler auch braucht. Leider kaum mit Einsätzen im Powerplay. Guter Passgeber, hätte sich mit besserem Abschluss noch belohnen können. Wird er mit seinen Körpermaßen in Wien die Akzeptanz für die EBEL bekommen?

Valentin Ploner (Right Wing, 2000, KAC)

Grundsätzlich eher Center, musste Antal aber in der Mitte weichen. Arbeiter mit guter Größe und Reichweite, aber sehr limitierter Offensive. Die nähere Zukunft wird für ihn in Klagenfurt eher in der AlpsHL liegen.

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