Gegen Norwegen rechnete sich Österreich bei der Eishockey-WM in Finnland gute Chancen auf Zählbares aus, liegen die Skandinavier in der Weltrangliste doch nicht allzu viele Plätze vor dem ÖEHV-Team, das bislang stets mit starken Leistungen und sogar zwei Sensationen aufzeigte.
Geworden ist es schließlich eine 3:5-Niederlage. "Das ist bitter. Wir haben uns das Spiel natürlich anders vorgestellt", erklärte Thomas Raffl nach der Partie. Der 35-jährige Kapitän kehrte nach seiner Pause beim überraschenden 2:1-Erfolg im Penaltyschießen gegen Tschechien wieder in das Line-Up zurück.
Jedoch hatte Head Coach Roger Bader schon am Dienstag vor einem starken Gegner, der seit 15 Jahren fester Bestandteil der Top-Division ist, gewarnt. Seine Einschätzung sollte sich bewahrheiten.
Neue Situation für Österreich
Anders als gegen die schwedische, die US-amerikanische und die tschechische Mannschaft ließ die norwegische den Österreichern vor allem zu Spielbeginn erheblich mehr Platz auf dem Eis. Überhaupt gestaltete sich die Partie taktisch anders, da die Norweger nicht drückend überlegen, das ÖEHV-Team kein kompletter Außenseiter war.
Man schlüpfte in eine neue Rolle, die die Aufgabe aber nicht leichter machte.
"Wir haben Mühe gehabt, in das Spiel einzusteigen. Wir haben zu kompliziert gespielt am Anfang, das hat dazu geführt, dass wir Scheibenverluste hatten, die uns dann Kraft in der Defensive gekostet haben", analysierte Roger Bader nach dem Ende.
Thomas Raffl sah die ersten Minuten jedoch positiver. In der 7. Minute fand ein Blueliner von Dominique Heinrich den Weg ins Netz. Österreich ging - zum zweiten Mal bei dieser WM - in Führung.
"Ich glaube, wir sind mit dem Powerplay-Tor gut reingestartet. Gleich im nächsten Powerplay haben wir dann leider einen kleinen Fehler gemacht und ein Unterzahl-Tor bekommen", verwies der Salzburg-Crack auf den Shorthander, den man sich 45 Sekunden später durch Mats Rosseli Olsen einfing.
Spielerische Fehler auf ÖEHV-Seite
Nach dem 2:1 für Norwegen durch Andreas Martinsen in der 21. Minute im Powerplay glich Lukas Haudum noch im zweiten Abschnitt aus (27./PP).
Durch einen zweifach abgefälschten Schuss von Martin Roymark, bei dem Goalie David Kickert aufgrund seines verlorenen Schlägers nur einen von einem Mitspieler zur Verfügung hatte, trat man den zweiten Pausengang mit einem knappen Rückstand an.
Über das gesamte Spiel verteilt unterliefen den ÖEHV-Cracks immer wieder Fehler, teilweise katastrophale Fehlpässe. So sahen weder die Defensive noch David Kickert beim vorentscheidenden 4:2 durch Mats Rosseli Olsen, der aus spitzem Winkel ins kurze Eck traf, gut aus.
"Am Ende haben wir einfach den ein oder anderen Fehler, der bestraft worden ist, gemacht. Man darf nicht vergessen, Norwegen ist auch eine gute Nation", so Thomas Raffl.
"Mentale Müdigkeit" am Ende
Trotzdem war Teamchef Roger Bader mit dem letzten Abschnitt nicht unglücklich: "Ich bin mit dem Schluss zufrieden, das letzte Drittel war stark. Da wären wir auch noch beinahe zum Ausgleich gekommen bevor dann die Norweger ein Empty-Net-Tor geschossen haben."
Das 4:4 wäre theoretisch noch möglich gewesen, weil ÖEHV-WM-Topscorer Peter Schneider (zwei Tore, zwei Assists) den Rückstand in der 57. Minute mit einem Powerplay-Treffer verkürzt hatte. Damit fielen nicht nur alle österreichischen Tore in Überzahl, es waren überhaupt die ersten, die bei der WM in einer solchen Situation zustande gekommen waren.
Allerdings habe man etwa die Hälfte des Spiels benötigt, um überhaupt "so richtig in die Gänge zu kommen. Leider hat es zum Schluss nicht mehr gereicht, aber es war auch sicher eine mentale Müdigkeit da. Im vierten Spiel in fünf Tagen - das ist verständlich", nahm Roger Bader seine Mannschaft in Schutz.
Pause vor der Lettland-Partie
Auch sein Kapitän ging auf die stressigen Umstände ein: "Wir haben jetzt vier Spiele in fünf Tagen gehabt. Wir müssen die Köpfe hochhalten, jetzt ist morgen einmal der freie Tag. Da heißt es, zu regenerieren. Und dann steht die nächste Chance mit Lettland vor der Tür."
Da das Spiel gegen die Letten am Freitag (ab 19:20 Uhr im LIVE-Ticker) erst am Abend beginnt, wird das Team am Donnerstag einen komplett spielfreien Tag haben. "Das heißt, wir haben kein Training und auch keine Meetings respektive gehen wir nur auf das Eis mit den Spielern, die gegen Norwegen nicht gespielt haben. Alle anderen haben frei", präzisierte Roger Bader.
"Wir haben bei dieser WM schon oft gezeigt, dass wir sehr gutes Eishockey spielen können und gegen die Letten werden wir nichts anderes brauchen, wir brauchen einfach unsere beste Leistung, ein starkes Team-Game und dann kann das am Ende klappen", war Thomas Raffl optimistisch.