news

A-WM: Frankreichs Team unter der Lupe

Das erste Entscheidungsspiel für Österreich geht gegen einen starken Gegner:

A-WM: Frankreichs Team unter der Lupe Foto: © GEPA

presented by

Österreichs Schicksal bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark entscheidet sich innerhalb von 24 Stunden: Mit Frankreich (Freitag, 16:15 Uhr im LIVE-Ticker) und Weißrussland (Samstag, 16:15 Uhr im LIVE-Ticker) trifft das ÖEHV-Nationalteam auf die beiden Gruppengegner, die schon vor dem Turnier in Reichweite schienen und auch jetzt gemeinsam mit Österreich die Ränge sechs bis acht einnehmen.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller hat sich die Equipe aus jenem Land angesehen, welches zuletzt - vor zehn Jahren - als bis dato letzter Aufsteiger den Klassenerhalt schaffen konnte:

Prominente Ausfälle zu kompensieren

Frankreich ist der erste Gegner in diesen Schicksalsspielen und, wenn man das 6:2 gegen Weißrussland gesehen hat, auch der weit stärkere. Doch das Team von Langzeit-Teamchef Dave Henderson, der heuer nach 14 Jahren aus dem Amt scheidet, ist nicht mehr das der letzten Jahre. Frankreich, der letzte Aufsteiger, der sich in der A-Gruppe halten konnte, vermisst nämlich heuer drei langjährige Stützen.

Goalie Cristobal Huet ging nach der Heim-WM in Paris im Alter von 41 in die wohlverdiente (Team-)Pension, auch wenn er heuer noch einige Spiele bei Lausanne bestritt. Antoine Roussel muss nach einer durchwachsenen Saison bei den Dallas Stars um einen weiteren NHL-Vertrag bangen – der Provokateur, der bei der WM aber stets auch offensive Beiträge leistete, ist ein Unrestricted Free Agent und lässt daher das Turnier sausen. Stürmer Pierre-Edouard Bellemare hat mit dem Sensationsteam der Vegas Golden Knights in den NHL-Playoffs derzeit Besseres zu tun.

Das sind nicht die einzigen großen Namen die fehlen: Center Laurent Meunier ging mit Huet gemeinsam in Pension, Defender Nicolas Besch erlitt in der Vorbereitung eine Gehirnerschütterung und Flügel Charles Bertrand – erzielte heuer in der finnischen Liiga 32(!) Tore - fühlte sich im Nationalteam stets zurückgesetzt und sagte daher ab.

Interessante Spieler genug vorhanden

Solche Ausfälle wären vor Jahren noch letal gewesen, aber Frankreich hat sich über die Jahre doch etwas Futter angefressen und bringt auch interessante Spieler heraus. Bestes Beispiel dafür: Center Alexandre Texier wurde im letzten Sommer aus Grenoble heraus von den Columbus Blue Jackets gedrafted (2. Runde) und überzeugte heuer auch bei seinem nächsten Karriereschritt bei KalPa Kuopio.

Die Key-Player im Spiel gegen Weißrussland waren – wenig überraschend – Stephane da Costa und Damien Fleury. Da Costa filetierte die Weißrussen fast im Alleingang, der spielstarke Center steht für mich ganz oben auf der Liste jener europäischen Spieler, die nie etwas mit der NHL zu tun hatten. Und Fleury ist ein Sniper, der im Powerplay zwischen den Halfboards und der blauen Linie agiert und auf One-Timer oder Abpraller spekuliert.

Ergänzt werden die beiden von schnellen Anthony Rech, der heuer bei Schwenningen in der DEL eine gute Saison ablieferte. Diese Linie wird mit Sicherheit eine Menge Eiszeit bekommen. Dahinter agiert mit Yohann Auvitu ein solider und eisläuferischer starker Mann. Nach zwei NHL-Anläufen bei den New Jersey Devils und Edmonton Oilers (insgesamt 58 Spiele) steht er aber vor einer Europa-Rückkehr.

EBEL-Bezug ist da

Im Tor erwarte ich Florian Hardy, der im Duell der Ex-Dornbirn-Goalies besser als Ronan Quemener agierte. Ebenfalls wohlbekannt: Fehervar-Defender Antonin Manavian, dem zwei Angebote von EBEL-Vereinen vorliegen. Powerflügel Sacha Treille ist schon seit Jahren ein Urgestein und spielte heuer im tschechischen Pardubice, wo auch der kleine, aber giftige Jordann Perret agierte. Teddy da Costa, Stephans jüngerer Bruder, spielt nach einem kurzen Gastspiel in Znojmo heuer in der polnischen Liga in Krakau.

Frankreich ist sicher nicht unschlagbar, verfügt aber über eine hohe taktische Disziplin und Laufbereitschaft. Klar ist, dass die Truppe von Roger Bader nicht wie in jedem bisherigen Spiel ein oder zwei Tore durch Fastbreaks kassieren darf, sonst wäre dieses Schlüsselspiel schnell versenkt.

Auch eine Schlüsselfrage: Sind Frankreichs Stars da Costa und Fleury denen der Österreicher überlegen?

Es könnte ein Geduldsspiel werden

Beide Goalies – Hardy und Bernhard Starkbaum – haben in diesem Spiel jedenfalls wenig Spielraum für Fehler. Ich erwarte auch ein Duell verschiedener Coaching-Philosophien: ÖEHV-Coach Roger Bader verteilte bisher seine Eiszeit ziemlich gleichmäßig über den ganzen Kader. Gegen die Slowakei etwa schwankte die Bandbreite zwischen elf (Peter, Altmann) und siebzehn Minuten (Schumnig, Raffl, Heinrich).

Frankreichs Top-Block mit Manavian, Auvitu, Fleury, da Costa und Rech bekam gegen die Weißrussen zwischen 20 und 26 Minuten Eiszeit und das wäre noch mehr geworden, wäre das Spiel in der Endphase nicht schon entschieden gewesen.

Geduld wird in Kopenhagen jedenfalls angesagt sein: Beim 0:2 in Prag vor drei Jahren fiel der Siegestreffer der Franzosen auch erst nach 46 Minuten, ein ziemlich angeschlagener Stephane da Costa legte damals im Powerplay für Fleury auf. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses Duo nicht auch diesmal wieder zuschlägt...

VIDEO - Die Highlights von Frankreich gegen Weißrussland:

Kommentare