Nach dem 2:3 n.OT. gegen die Schweiz und dem 0:7 gegen Russland sowie einem Ruhetag geht die Eishockey-Weltmeisterschaft für das ÖEHV-Nationalteam - jetzt mit Michael Raffl - gegen die Slowakei weiter (Di., ab 16:15 Uhr im LIVE-Ticker).
Der Weltmeister von 2002 befindet sich am absteigenden Ast. Im Vorfeld des Turniers in Dänemark wurde die Möglichkeit, dass die Slowakei einer der Kandidaten auf den letzten Gruppenplatz sein könnte, zumindest nicht komplett ausgeschlossen. Absteigen kann der Gastgeber der WM 2019 nicht.
Ins Turnier gestartet ist man mit einem 2:3 n.OT. gegen Tschechien und einem 0:2 gegen die Schweiz.
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller hat die Slowaken unter die Lupe genommen:
Die Zeit der NHL-Stars ist vorbei
Bei Slovan Bratislava – durch ihren KHL-Status das beste slowakische Klub-Team – löste während der Saison der Lette Eduard Zankovets den Tschechen Milos Riha als Coach ab. Und im Nationalteam musste man sich nach der letzten desaströsen WM ebenfalls auf Trainersuche machen – für Zdeno Ciger, ohnehin immer nur eine Lösung aufgrund seines großen Namens als Spieler, kam mit Craig Ramsay ein 66-jähriger Kanadier, der nach einer langen Assistant-Karriere in der NHL eigentlich schon in der Pension war.
Die Problematik, eigene Coaches heranzubilden, ist nur eines der vielen Probleme im slowakischen Eishockey. Ramsay, mit dem ich in Atlanta noch zusammenarbeiten durfte und der einer der nettesten Menschen im Eishockey-Business ist, hat nun die Aufgabe (und einen Zweijahres-Vertrag), die Slowakei für die Heim-WM fit zu machen.
Doch hat er die Pferde dafür? Die inzwischen abgelöste Verbandsgilde wurde immer dafür verantwortlich gemacht, dass viele NHLer dem Team absagten. Doch der neue General Manager Miroslav Satan – der Ramsey noch aus gemeinsamen Zeiten in Buffalo kannte – konnte hier auch keine Wunder wirken, noch dazu, wo die Zeiten der großen slowakischen NHL-Stars auch dem Ende zugeht. Zdeno Chara (ohnehin noch bis zuletzt mit den Boston Bruins im Einsatz) und der oft verletzte Marian Gaborik werden es nicht mehr lange machen, von jüngeren Kalibern wie Goalie Jaroslav Halak oder Stürmer Richard Panik (zuletzt betrunken festgenommen) kamen auch Absagen.
Oilers-Defender-Routinier Andrej Sekera sagte schließlich zu, dazu kommen noch Part-Time-NHLer wie Tomas Jurco (Chicago) und Defender Christian Jaros (zwei Spiele heuer für Ottawa). Das ist die ganze Übersee-Crew, der Rest kommt vor allem aus der tschechischen und heimischen Extraliga. Dazu gehören etwas Routinier Dominik Granak (Hradec Kralove), ein unauffälliger, aber effektiver Defender, Martin Bakos (Liberec), der durchaus Sniper-Qualitäten aufweist und Michal Kristof (Nitra), ein kleiner, aber spielstarker Center, der nächste Saison in Oulu spielen wird.
Fast Tschechien geschlagen
Zum WM-Auftakt gegen Tschechien präsentierten sich die Slowaken jedenfalls weit ansehnlicher als bei der letzten WM, sehr kurze Shifts sollten das Tempo hochhalten. Ein Sieg wäre nicht unverdient gewesen, beim Ausgleichstreffer zehn Sekunden vor Schluss patzte Goalie Marek Ciliak.
Ich halte weder ihn noch Patrick Rybar, der aber nach einer sehr guten Saison in Hradec Kralove angeblich ein NHL-Angebot besitzt, für internationale Spitzenleute. Sekera gab der Defensive wirklich Qualitätsminuten, sonst ist das Team bei aller neugewonnener Aggressivität aber arm an spielerischer Klasse und Offensivpower – zwei Tore in zwei Spielen beweisen das.
Spieler wie David Buc oder David Bondra sind mir nicht einmal in der Extraliga besonders positiv aufgefallen, es scheint wieder einmal an Difference Makern zu fehlen. Gegen die Schweiz kreierten die Slowaken kaum hochkarätige Torchancen.
Die Slowakei, aufgrund des Veranstalterstatus im nächsten Jahr von allen Abstiegsängsten befreit, ist natürlich gegen Österreich der Favorit, vor allem die körperliche Überlegenheit von Hünen wie Michal Cajkovsky, Marek Daloga, David Bondra oder Pavol Skalicky sticht ins Auge. Doch zum Bangemachen besteht auch wiederrum kein Grund...
