Es wird für das ÖEHV-Nationalteam bei der Eishockey-WM in Bratislava auf das letzte Spiel gegen Italien am Montagabend ankommen.
Das wahrscheinlichste Szenario eines "Endspiels" ist nach der 3:5-Niederlage gegen Norwegen Gewissheit (Spielbericht>>>).
Es waren keine einkalkulierten Punkte, die Österreich auf dem Weg liegen ließ. Aber Zähler, die sich das ÖEHV-Team verdient gehabt hätte: Als spielbestimmende Mannschaft fehlte einfach die Abgebrühtheit einer langjährigen A-Nation, Überlegenheit in Tore umzumünzen und einfache Gegentreffer zu verhindern.
"Ich sah uns nicht auf Augenhöhe. Ich sah uns als bessere Mannschaft", waren die ersten Worte des sonst so zurückhaltenden Teamchefs Roger Bader an die Journalisten.
"Dass wir die Norweger dominiert hätten, wäre zu hart ausgedrückt, aber wir hätten nach zwei Dritteln führen und nicht ein Tor hinten sein sollen."
Eigenfehler als größter Unterschied
Aber der Spielverlauf wollte es anders und zeigte Österreich auf, warum es auf diesem Level auch mit starken Leistungen mitunter noch nicht reicht. Fast allen Gegentoren gingen Eigenfehler voraus.
Beim 0:1 gab ein verlorenes Bully im eigenen Drittel den Ausschlag - überhaupt eine eklatante Schwäche Österreichs an diesem Tag. Beim nicht unhaltbaren 1:2 wurde ein Konter zu zögerlich attackiert und auf Torschütze Johannesen vergessen, dem 2:3 ging ein herber Scheibenverlust im eigenen Torbereich voraus.
Beim 2:4 blieb die Lücke für einen mustergültigen Pass auf Christian Bull offen, der nur mehr einschieben musste - und der 22-Jährige durfte auch seinen Hattrick mit dem Empty Netter vollenden, sieben Sekunden nach dem allerletzten Hoffnungsschimmer, dem 3:4 durch Dominique Heinrich.
Dass der norwegische Verteidiger im 28. Länderspiel justament seine ersten drei Tore für "Norge" verbuchen durfte, passte ins Bild eines gebrauchten Tages.
Selbst Bader haderte
"Wir haben zu viele leichte Gegentore bekommen, es waren keine Wahnsinns-Chancen, die da reingingen", wollte auch Bader nichts beschönigen.
Überhaupt verstanden es die Norweger, österreichische Hoffnungen immer schnell zu ersticken. Das erste Tor schlug nach 121 Sekunden hinter Bernhard Starkbaum ein und ließ einen positiven Start in die Partie gar nicht zu, das letztlich vorentscheidende 2:3 fiel 56 Sekunden nach dem zweiten Ausgleich und hinein in den Jubel der rot-weiß-roten Fans, die phasenweise für Heimspiel-Atmosphäre sorgten.
Der ÖEHV-Teamchef, der sonst nicht dafür bekannt ist, mit dem Schicksal zu hadern, meinte auch: "Ich glaube, dass wir heute wirklich auf Kurs waren zu gewinnen, und der Puck ist einfach nicht für uns gelaufen."
Zwei, die nur kurz jubeln
Aber es wäre nicht Bader, wenn der Fokus nach der Partie nicht auf den positiven Dingen liegen würde: "Alle vier Linien haben Chancen herausgearbeitet, ebenso die Powerplay-Blöcke. In Überzahl haben wir die Strategie geändert und mit mehr Druck gespielt. Das sind die Dinge, die ich herausnehme."
Auch Konstantin Komarek, der die letzten zwei Spiele zusehen musste und mit dem 2:2 für (sehr) kurze Erlösung sorgte, wurde positiv hervorgehoben. Der Stürmer zeigte sich trotz seines Momentes des unbändigen Jubels am Ende genauso zerknirscht, wie die Teamkollegen.
"Das ist sehr, sehr, sehr bitter. Drei Tore in einem Spiel sind eigentlich recht gut, normalerweise musst du ein Eishockey-Spiel damit gewinnen. Wenn wir die Defensiv-Arbeit auch so erledigt hätten, wie besprochen, hätten wir gewonnen."
Auch Peter Schneider brach seinen Tor-Bann mit dem 1:1, aber wusste: "Vielleicht waren wir ein bisschen besser, aber das ist egal, wenn man verliert."
Zumindest konnte der Neo-Schweiz-Legionär Entwarnung hinsichtlich seiner leichten Verletzung geben, die ihn zweimal kurz in die Kabine zwang: "Ich habe mich bei einem Check vor dem Tor etwas verrissen, aber alles gut."
Gegen Tschechien wird geschont
Das "Wochenende der Wahrheit" beginnt also mit einem Nackenschlag, und der nächste vor dem "Endspiel" gegen Italien am Montag wird nicht ausbleiben. Nach einem Ruhe-Samstag geht es am Sonntag noch gegen Tschechien, die nächste Spitzennation - die etwa Schweden 5:2 schlug und darüber hinaus die größte Fan-Base in Bratislava hinter sich weiß.
Bader bat gleich im Vorhinein um Verständnis: "Es wird nicht überraschend sein, dass wir gegen Tschechien nicht den hinterletzten Effort geben und den einen oder anderen Spieler schonen. Wir fokussieren uns auf die Italien-Partie."
Dann gehe es um mentale Aufbau-Arbeit, wobei die Situation nicht unerwartet auf das ÖEHV-Team einprasselt: "Wir haben alle Szenarien vorher durchgespielt. Natürlich hofft man, dass man gegen die Top-Favoriten schon vorher etwas mitnimmt, aber das war nicht möglich, denn die waren viel, viel besser als wir", so Bader.
"Dass Italien ein Endspiel wird, war die wahrscheinlichste Variante, und jetzt ist es eben so. Auch, wenn man es sich anders wünschen würde."