Mit dem finalisierten Klassenerhalt bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Finnland hat das ÖEHV-Team die Fans in der Heimat begeistert.
Weniger beim entscheidenden 5:3-Erfolg über Großbritannien, der in dieser Deutlichkeit keines Falls verdient war, sondern vielmehr mit den beherzten Auftritten gegen die restlichen Gruppengegner.
Nach einer glücklosen 1:3-Auftaktpleite gegen Schweden holte die Bader-Truppe nach einer 2:3-Overtime-Niederlage gegen die USA den ersten Punkt des Turniers. Gegen Tschechien folgte zwei Tage später mit 2:1 nach Shootout der erste Sieg in der Verbandsgeschichte.
Tags darauf verlor das müde ÖEHV-Team mit 3:5 gegen Norwegen, ehe nach einer 3:4-Shootout-Niederlage gegen Lettland ein weiterer Punktgewinn folgte. Gegen Weltmeister und Olympiasieger Finnland hielt man beim 0:3 wacker dagegen.
"Team hat sich irrsinnig gut entwickelt"
Für Teamchef Roger Bader sind diese Ergebnisse die Konsequenz einer stetigen Entwicklung, die das Nationalteam in der Vorbereitung begonnen hatte.
"Das Team hat sich irrsinnig gut entwickelt. Wir haben einige Wochen mit der Mannschaft gearbeitet. Sie hat Woche für Woche Fortschritte gemacht", freut sich Bader.
"Wie die Mannschaft mit Selbstvertrauen spielt, auch gegen überlegene Gegner, das haben wir in die Weltmeisterschaft mitgezogen. Ich kann mich an Weltmeisterschaften erinnern, wo man gegen Schweden 7:0 verliert und nicht den Hauch einer Chance hatte. Jetzt hat die Mannschaft immer daran geglaubt. Das war ein Prozess über einige Wochen, wo die Spieler als Einzelne und als Gruppe enorme Fortschritte gemacht haben", resümiert der Teamchef.
Mehrere Erfolgsfaktoren
Die lange Vorbereitung auf das Turnier hätte dem Team in die Karten gespielt, hält Bader fest. "Zum einen hatten wir in der Vorbereitung Zeit, eine Mannschaft zu entwickeln. Es hat uns sicher auch geholfen, dass Salzburg in einer kurzen Zeit Meister wurde und dann die Spieler früh bei uns einsteigen konnten. So hatten wir die Mannschaft schon ab Camp drei beieinander, es hat nur mehr Marco Kasper gefehlt. Das hat sicher geholfen", sagt der Teamchef, der allerdings auch die Mentalität innerhalb seines Teams herausstreicht.
"Das zweite ist die Auswahl der Spieler, die nicht einfach nur gute Eishockeyspieler sind und auch physisch in der Lage sind, auf diesem Niveau zu spielen. Es sind auch sehr gute Typen, gute Charaktere. Wir hatten einen irrsinnig guten Teamspirit", so Bader.
Der Schweizer absolvierte am Montag sein 100. Spiel als Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft. Ein Meilenstein, der im Nachhinein nun besonders erscheint.
"Wenn man 100 Länderspiele absolvieren kann, sei es als Spieler oder als Coach, ist das sicher sehr speziell. Weil es jetzt ein siegreiches Spiel war, freue ich mich über diese Zahl", sagt Bader.
Kontinuierliche Entwicklung unter Bader
Vater des Erfolgs ist der Schweizer, dem Philip Lukas, Markus Peintner und Reinhard Divis zur Seite stehen sowie bei der WM die Schweizer Eishockeylegende Arno del Curto, der als Motivator und Einzelcoach wichtige Inputs lieferte.
Bader hat das Nationalteam im Herbst 2016 übernommen und von Rang 20 in der Weltrangliste an oder in die Top 12 bei der WM geführt. Er hat die Mannschaft verjüngt, bei der Kader-Zusammenstellung Wert auf die Physis gelegt und die Spieler in einer insgesamt sechswöchigen Vorbereitung auf einen aktiven Spielstil getrimmt.
"Ich glaube schon, dass man erkennt, dass es eine Mannschaft von mir ist", sagte der Schweizer in der Stunde des Triumphs. "Wir spielen im Nationalteam sicher ein anderes Eishockey (Anm.: als die ICE-Klubs). Wir wollen den Gegner permanent unter Druck setzen. Wir propagieren dieses geradlinige Umschalten gegenüber dem eher kontrollierenden Eishockey in der Liga. Ich bin überzeugt, dass es diesen Stil braucht, um international Erfolg zu haben", sagte Bader.
Dabei ist auch Platz für Spieler, denen in der Liga nicht sehr vertraut wird. Wie Raphael Wolf 2019 oder heuer Philipp Wimmer (20) und David Maier (22).
Bader: "Mit Leib und Seele österreichischer Teamchef"
Baders Vertrag läuft aus, sowohl der Verband als auch der 57-Jährige haben Interesse durchblicken lassen, die Zusammenarbeit weiter zu führen. Gespräche soll es noch diese Woche in Tampere geben. Einen Aufstieg, zweimal Klassenerhalt und als Negativerlebnis das unglückliche Scheitern vor drei Jahren gegen Italien hat Bader bei vier WM-Turnieren zu Buche stehen.
"Man weiß, dass ich mit Leib und Seele österreichischer Teamchef bin", sagte Bader nach dem Erfolg. Denn er sieht die Mannschaft längst nicht am Plafond angekommen.
"Es gibt noch viel zu entwickeln, da bin ich schon motiviert", erklärte er. Ziel ist, das rot-weiß-rote Nationalteam in der A-Gruppe zu etablieren. Die nächste Chance dazu gibt es nächstes Jahr in Tampere/Riga, der gemeinsamen und einzigen Bewerbung für die Austragung der WM 2023.
Junge Cracks rücken nach
Dabei ist Jugend kein Nachteil. "Die Mannschaft ist jung, wird vielleicht noch jünger, bevor sie älter wird", sagte Bader. Er meint damit die verletzungsbedingten Ausfälle der Stürmer Benjamin Baumgartner (22) im zweiten Spiel, Dominic Zwerger (25) oder Marco Rossi (20) sowie Verteidiger Thimo Nickl (20).
Mit Marco Kasper (18) hat in Tampere der jüngste Spieler dieser WM sein Talent eindrucksvoll bewiesen. Ein großes Problem tut sich allerdings auf der Torhüterposition auf, weil nach Bernhard Starkbaum (36) und David Kickert (28) nicht sehr viel nachkommt.
Dass Österreich ein starkes Turnier spielte, zeigt sich nicht nur mit sieben Punkten und Rang sechs in der Tabelle der Gruppe B, sondern auch bei diversen Statistiken.
Peter Schneider lag vor dem Schlusstag der Gruppenphase mit neun Punkten (drei Tore, sechs Assists) auf Rang drei der Scorerwertung, Dominique Heinrich war mit drei Toren und vier Assists zweitbester Verteidiger. Im Penalty-Killing war Österreich die Nummer vier, hinter den drei Topteams Finnland, Schweiz und Schweden.