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Raffl: "Jedes Spiel drei Tore geht sich nicht aus"

NHL-Legionär ist für seinen WM-Einsatz gegen die Slowakei bereit.

Raffl: Foto: © GEPA

Österreichs Eishockey-Nationalteam erhält im Kampf um den Klassenerhalt bei der A-WM in Dänemark Verstärkung.

NHL-Stürmer Michael Raffl (Philadelphia Flyers) ist seit Sonntagabend in Kopenhagen und hat am Montag das Training absolviert. Der 29-jährige Stürmer ist bereit für die Partie gegen die Slowakei.

Wegen der Bürokratie nach der Geburt seiner Tochter Elina vor drei Monaten kam der Villacher mit Verspätung aus den USA nach Kopenhagen, will nun aber mithelfen, den Klassenerhalt zu schaffen.

In einem Gespräch mit Österreichs Medienvertretern (Bild) äußert sich der Kärntner über seine Saison in Philadelphia und die Erwartungen bei der WM in Kopenhagen.

Frage: Wie fällt dein Saison-Resümee in Philadelphia aus?

Michael Raffl: Eigentlich hatte ich ein ganz gutes Jahr, mit einem sehr langsamen Start. Am Anfang war es die vierte Linie, da bekommt man nicht so viel Eiszeit. Es ist schwer, Punkte zu machen, wenn du nicht im Powerplay und in den ersten drei Linien spielst. Aber ich habe nicht aufgehört zu arbeiten, das hat sich schlussendlich ausgezahlt. Ich habe mir eine größere Rolle erarbeitet. Man braucht eine Rolle in einer Mannschaft. Wenn du weißt, du wirst gebraucht, gibt dir das Spaß am Eishockey.

Frage: Wie war das Feedback des Trainers nach Saisonschluss?

Raffl: Dass sie froh sind, dass sie einen Spieler haben, den sie überall einsetzen können. Ich habe vierte Linie gespielt und erste Linie - außer Backup-Torhüter war ich heuer alles. Sie wollen halt, dass ich meine Produktion steigere, was verständlich ist. Man versucht, sich von Jahr zu Jahr zu steigern.

Ich habe vierte Linie gespielt und erste Linie - außer Backup-Torhüter war ich heuer alles. Sie wollen halt, dass ich meine Produktion steigere, was verständlich ist. Man versucht, sich von Jahr zu Jahr zu steigern.

über seine Saison

Frage: Wie bewertest du das Playoff-Aus gegen Pittsburgh?

Raffl: Man muss fairerweise sagen, sie waren besser und sind verdient weitergekommen. Sie wissen wirklich, wie man in so einer Playoff-Serie gewinnt. Am Ende des Tages waren wir nicht gut genug.

Frage: Wie war deine Vorbereitung auf die WM?

Raffl: Ich fühle mich sehr gut. Ich habe jetzt seit drei Wochen Saison-Aus, ausgerastet sollte ich sein. Leider hatte ich nicht so viele Möglichkeiten, auf das Eis zu kommen. Und wenn ich aufs Eis gegangen bin, hatten nicht viele Lust, mitzugehen. Da war ich oft alleine am Eis, da kannst du keine Pässe spielen, es wird schnell langweilig. Perfekt war es nicht. Ein bisschen wird es dauern, bis ich im Rhythmus bin. Aber so routiniert sollte ich mittlerweile sein, dass ich, auch wenn ich nicht bei 100 Prozent bin, einen Weg finde, der Mannschaft zu helfen.

Frage: Was hast du von der WM bisher mitbekommen?

Raffl: Die erste Partie gegen die Schweiz habe ich mir angeschaut, während der zweiten bin ich im Flieger gesessen, da habe ich nur das Ergebnis gesehen. Man kann mit beiden zufrieden sein. Gegen Schweiz einen Punkt, das kann extrem wichtig werden, wir hätten auch gewinnen können. Starke (Anm. der Red.: Goalie Bernhard Starkbaum) hat unglaublich gespielt, das brauchst du auf diesem Niveau. Wenn der Tormann super spielt, hast du immer eine Chance. Gegen Russland 0:7 zu verlieren ist okay, muss man fairerweise sagen. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.

Frage: Wie gehst du damit um, dass die Erwartungshaltung mit einem NHL-Spieler nun höher ist?

Raffl: Man verspürt immer einen Druck, den macht man sich immer selbst. Ich weiß, was man von mir erwartet, aber man muss realistisch bleiben. Jedes Spiel drei Tore von mir wird sich nicht ausgehen. Aber ich werde mein Bestes geben, der Mannschaft zu helfen, wo ich kann. Hart arbeiten, defensiv stabil sein und vielleicht das eine oder andere Tor schießen hoffentlich.

Frage: Weißt du schon, welchen Plan der Trainer mit dir hat?

Raffl: Er würde mich gerne als Center spielen lassen. Das habe ich über ein Jahr nicht gespielt und macht die Aufgabe nicht leichter, aber wo immer man gebraucht wird. Es sollte aber passen, ich habe im Nationalteam zuletzt eigentlich immer Center gespielt.

Frage: Du startest gegen die Slowakei, kann man die ähnlich wie die Schweiz einschätzen?

Raffl: Ziemlich ähnlich. Ich denke, dass man mitspielen kann. Wir haben die Slowakei in Helsinki geschlagen. Natürlich braucht man ein bisschen Glück und einen richtig guten Tag, aber chancenlos sind wir sicher nicht.

Frage: Wie siehst du die Chance auf den Klassenerhalt?

Raffl: Die Schlüsselspiele musst du gewinnen, da musst du bereit sein. Keine leichten Gegentore hergeben, defensiv extrem stabil sein. Vielleicht haben die anderen mehr die Scheibe oder mehr Schüsse, aber wenn wir die Chance haben, müssen wir sie nützen.

Man verspürt immer einen Druck, den macht man sich immer selbst. Ich weiß, was man von mir erwartet, aber man muss realistisch bleiben. Jedes Spiel drei Tore von mir wird sich nicht ausgehen.

über die Erwartungshaltung

Frage: Du hast sofort für die WM zugesagt - hat dabei auch eine Rolle gespielt, dass der Teamchef in Amerika war?

Raffl: Es stimmt schon positiv, dass der Head Coach interessiert ist. Ich kenne die Burschen schon so lange, das ist quasi meine Familie. Ich habe schon vor der Saison gesagt, wenn ich fit bin und alles passt, würde ich schon sehr gerne kommen. Es ist schon bitter, wenn man verliert oder absteigt, aber man muss mit Spaß dabei sein. Es gibt nichts Besseres, als eine A-WM zu spielen.

Frage: Siehst du dich als Vorbild für junge Nationalteam-Spieler?

Raffl: Es hat mich schon sehr stolz gemacht, wo ich jetzt bin. Ich war in der zweiten schwedischen Liga, als das Angebot aus der NHL gekommen ist, habe ich mir gedacht, ich probiere es ein Jahr. Wenn es nicht klappt, möchte ich alles probiert haben. Dass es so aufgegangen ist, ist doppelt schön.

Frage: Dein Vertrag in Philadelphia läuft nach dieser Saison aus. Machst du dir Gedanken, ob du transferiert wirst?

Raffl: Das kann man nicht beeinflussen. Je weniger man darüber nachdenkt, desto leichter machst du dir das Leben. Wenn du getradet wirst, wirst du getradet, ich habe keine Angst davor. Es gab keine Andeutungen, dass sie unzufrieden waren oder mich weghaben wollen. Man weiß aber nicht, welche Pläne sie haben. Philly hat viele Talente, die richtig gut sein sollen. Mal schauen, in welche Richtung die Flyers gehen wollen. Ich plane jedenfalls nächstes Jahr in Philly.

Frage: Was sagst du aktuell zur Liga und zu den Vegas Golden Knights?

Raffl: Dass es sehr viele gute Spieler gibt, die oft unterm Radar fliegen. Wie ich ihre ersten Spiele gesehen und gegen sie gespielt habe, war es erschreckend, wie gut die sind. Die sind wirklich Titelanwärter, wenn nicht sogar Favorit. Sie spielen unglaubliches Hockey.

VIDEO - Die Highlights des Spiels gegen Russland:

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