Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt liegen eigentlich Welten.
Doch wir Österreicher stellen stets unter Beweis, dass diese zwei Begriffe nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind. So kommt es einem zumindest vor.
Ein Paradebeispiel ist die ÖEHV-Niederlage gegen Großbritannien. Vor dem Spiel war das Eishockey-Nationalteam gefühlt schon der neue Weltmeister, nach dem Spiel aber plötzlich der Absteiger. Dieser Wechsel von Euphorie zu Ernüchterung mag schwer zu verstehen sein.
Die Enttäuschung ist gar nicht zu leugnen und nur menschlich, wenn ein großes Ziel - in diesem Fall das WM-Viertelfinale - zum Greifen nah ist. Übrigens genauso wie eine gewisse Nervosität, die den Spielern in diesem letzten Gruppenspiel absolut anzumerken war.
Ihnen allerdings zu unterstellen, lieber in den Urlaub zu fahren als am Donnerstag in Ostrava gegen Schweden ein historisches Spiel zu erleben, da fehlen einem wirklich die Worte.
Erfolgreiche Weiterentwicklung
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Es wird vergessen, wie dieser Traum überhaupt erst entstanden ist.
Ganz zu schweigen von der Art und Weise, wie der dritte Klassenerhalt in Folge vorzeitig abgesichert wurde. Vor einem Jahr wurde der A-WM-Verbleib erst am allerletzten Drücker erreicht. Nun bereits vor dem letzten Spieltag.
Das ist ein eindeutiges Zeichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung. Teamchef Roger Bader, sein Staff und die gesamte Mannschaft haben in den vergangenen eineinhalb Wochen hervorragende Arbeit geleistet.
Den Fans, Medien und im Prinzip ganz Österreich mehrfach ein großes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Mit Vollgas-Hockey, Leidenschaft, Emotionen und Herz begeistert. So wurden die Top-Nationen reihenweise ins Wanken gebracht.
Dass nicht jedes der sieben Spiele auf dem exakt gleich hohen Level abgespult werden kann, muss nachvollziehbar sein. Das gelingt nicht einmal den "Großen".
Eine geile WM
Es lässt sich trotzdem gar nicht oft genug betonen, wie geil die letzten zehn Tage als Eishockey-Beobachter und -Liebhaber waren.
Die Emotionen fuhren Achterbahn. Als ich am Dienstag in Prag ankam, hielt Österreich noch bei null Punkten. Die Erwartung war, dass sich daran vorerst auch nichts ändern würde - nur um Stunden später eines Besseren belehrt zu werden.
Wie emotional dieser Abend gegen Kanada war, wurde hier >>> festgehalten. Exakt dieselben Gefühle nur zwei Tage später gegen Finnland erneut erleben zu dürfen, war unfassbar. In diesen wurde nicht nur eine Freudenträne vergossen, sei festgehalten.
Solche Momente - sind sie nicht der Grund, warum wir den Sport allgemein so lieben? Sollten wir sie nicht in Ehren halten, als sie aus Frust aus unseren Köpfen vertreiben zu wollen?
Das Team sollte die vollste Zustimmung erhalten, wenn es sagt, dass ein Spiel diese Erlebnisse nicht zerstören lässt. Das darf es auch nicht. Sonst könnten wir die ausgelöste Euphorie gleich in die nächste Mülltonne werfen und zur Verbrennungsanlage bringen lassen.
Es wird einen Lerneffekt geben
Letztes Jahr wurde an selber Stelle der falsche Realismus im Umfeld des ÖEHV-Teams moniert.
Auch heuer ist man dazu geneigt, an die Vernunft zu appellieren. Freilich wäre eine Viertelfinal-Teilnahme schön gewesen. Ostrava ist zwar sonst absolut keine Reise wert, wäre es dann aber gewesen.
Je länger darüber nachgedacht wird, welche Schlüsse dann aus der gesamten WM gezogen würden - da stellt es einem ja die Haare auf. Vermutlich wären alle herrschenden Probleme runtergespielt worden. Gegenargumente hätten im Affekt abgeschmettert werden können.
Nun kann ein Lerneffekt erwartet werden. Der Mannschaft wurde nochmal vor Augen gehalten, dass kein Gegner auf die leichte Schulter genommen werden darf. Auch nicht ein bereits abgestiegenes Großbritannien.
Der Respekt muss gewahrt, die eigenen Stärken in Szene gesetzt werden. Das geht nur, wenn man mental dafür bereit ist. Diesmal war dies noch nicht der Fall. Doch wer weiß, was passiert, wenn Österreich wieder in diese Situation kommen sollte.
Bitte nicht überheblich werden und sofort an das nächste Jahr denken. Bei der A-WM 2025 steht wieder der Klassenerhalt als vorrangiges Ziel auf der Agenda. Und alles darüber hinaus bleibt eine erfreuliche Zugabe.