news

NHL-Zukunft bei WM: Top-Prospects im Fokus

Ein Österreicher ist unter den interessantesten Zukunftsaktien bei der WM:

NHL-Zukunft bei WM: Top-Prospects im Fokus Foto: © GEPA

Gleich fünf Kandidaten für die erste Runde des NHL-Drafts sind bei der Eishockey-WM in Finnland dabei, die am Freitag auch mit Österreichs Beteiligung beginnt. Alle Spiele im LIVE-Ticker >>>

So viele wie nie zuvor und eine zusätzliche Chance für die Amateur Scouts, noch einmal einen letzten Blick auf diese Spieler zu richten. Umso erfreulicher: Mit Marco Kasper ist auch ein Österreicher mit von der Partie.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller weiß, was die fünf Kandidaten besonders beobachtenswert macht:

Simon Nemec (Slowakei, Defender, HK Nitra, 2004)

Einer der smartesten Defender - oder Eishockeyspieler allgemein - die ich je gescoutet habe. Fast völlig unfähig, auf dem Eis schlechte Entscheidungen zu fällen. Verspürt so gut wie nie Druck, behält auch in engen Lagen kühlen Kopf, Turnovers sind ihm fremd. Kann Scheibe über's Eis führen, damit Druck ebenso wie mit genauen Pässen entschärfen.

Im Angriffsdrittel sehr mobil, ausgezeichnete laterale Bewegungen. Löst sich auch von blauer Linie entlang der Seitenbande oder zentral in Richtung Hashmarks. Im Powerplay ein guter Puckverteiler. Schuss zuletzt etwas besser (5 Tore in 19 Playoff-Spielen), aber ganz allgemein keine große Waffe.

Fährt großen Checks nicht nach, körperlich derzeit noch durchschnittlich, aber lässt sich in Zweikämpfen nicht unterkriegen und hält voll dagegen. Nimmt kaum Strafen, hält aber immer dagegen und kann bei Bedarf auch etwas böse werden. Spielt seit drei Jahren gegen Senioren, steuert mit 18 Jahren seine zweite A-WM (neben Olympia) an.   

Könnte Spieler werden, der 15 Jahre in der NHL eine Top-4-Rolle mit viel Eiszeit einnimmt und in zweiter PP-Unit agiert.

Juraj Slafkovsky (Slowakei, Flügel, TPS Turku, 2004)

Foto: © getty

Kombiniert sehr großes Offensivpotential mit NHL-Maßen (1,92 m/99 kg). Ohnehin schon großes Profil stieg mit sieben Toren in sieben Spielen bei Olympia natürlich noch einmal an. Scorer mit sehr starkem Schuss, aber auch Playmaking-Fähigkeiten.

Noch mit einigen Auf und Abs, aber hält Beine mehr in Bewegung als früher und kommt damit regelmäßig zu Chancen. Kann Scheibe unter Druck behaupten und wird mit ihr nicht langsamer. Für großen Mann ein flüssiger und relativ beweglicher Eisläufer.

Erfasst Offensivchancen sehr gut, ab und an zu lange an der Scheibe, aber grundsätzlich mit guten Entscheidungen. Defensive ist ausbaufähig, wird natürlich in erster Linie wegen seines Offensivpotentials gedraftet.

Hat Potential zum verlässlichen NHL-Scorer, die Frage ist nur, in welcher Dimension. Im Gegensatz zu den meisten anderen Spieler seiner Altersklasse bereits ausgewachsen. Steuert wie Nemec bereits sein drittes Seniorenturnier an, wird im Gegensatz zur letzten WM bereits eine Schlüsselrolle einnehmen.

Adam Sykora (Slowakei, Flügel, HK Nitra, 2004)

Begann Saison als Borderline-Extraliga-Spieler. Scouts, die Nemec verfolgten, nahmen Notiz von ihm, er hatte aber keine Priorität. Spielte sich im Laufe der Saison in eine immer größere Rolle, von vierter in zweite Linie, erst im PK, dann auch im PP eingesetzt.

Zum Saisonabschluss (Nitra zog ins Finale ein) ein Schlüsselspieler. Spielt mit riesigem Feuer und Gusto, kann Gegner unter die Haut gehen. Dynamischer Eisläufer, vor allem im Forecheck sehr wichtig, unterbindet einige Outlet-Versuche im Ansatz.

Dauernd in Bewegung, trotz durchschnittlicher Physis ein effektiver Spieler im Zweikampf. Erzielt fast alle seine Treffer im Nahkampf um das Tor her. Sehr gute Hand-Eye-Coordination bei Abfälschern, viele Tore aus der Luft und nicht vom Eis. Erhöht stets Energie-Level seines Teams, so gut wie nie mit energielosen Auftritten.

Hat Leader-Qualitäten. Teams müssen seinen Draftstatus aufgrund seines Offensiv-Upsides abschätzen, aber er könnte sich wirklich noch in die erste Runde spielen. Wenn nicht, könnte er einer jener Spieler sein, von denen die Scouts in der Nacht zwischen dem ersten und zweiten Draft-Tag träumen.

David Jiricek (Tschechien, Defender, HC Plzen, 2003)

Foto: © getty

Liefert sich mit Nemec ein Rennen um den besten Defender im Draft, hatte das Pech, sich gleich zu Beginn der abgebrochenen Junioren-WM am Knie zu verletzen. Wurde erst nach Beginn des tschechischen WM-Camps fit, war aber zuletzt bei den Czech Hockey Games in allen drei Spielen im Einsatz.

Körperlich starker Defender mit Gardemaßen (1,91 m/86 kg), der noch um einiges zulegen kann. Bereits zweite Saison im A-Team von Plzen, spätestens seit heuer Schlüsselspieler, der in allen Situationen eingesetzt wird. Sehr physisch, geht in einigen Zweikämpfen alles oder nichts. Bringt sich damit ab und zu aus der Position, kann dem Gegner aber Schmerzen zufügen.

Kann Scheibe unter Druck tragen, aber Defensivzone auch mit gutem ersten Pass klären. Herausragende Stärke und sein größter Vorteil gegenüber Nemec: Sein Slapshot ist ein Howitzer, er kann Goalies (wie zuletzt Bernhard Starkbaum in Ostrava) auch aus großer Distanz einfach überwältigen.

Hat damit Upside für zweistellige Trefferzahlen in der NHL, kann im Powerplay als Pointman oder auch von der linken Seitenbande als Rechtsschütze agieren. Größe, physische Präsenz, Bombenschuss, keine Probleme mit der Beinarbeit – was braucht ein Defender mehr?

Sind einige übereifrige Entscheidungen Resultat seiner Jugend oder eines vielleicht nichts überragenden Hockey Senses? Steuert aber auf jeden Fall einen Top-10-Platz im Draft an.

Marco Kasper (Österreich, Flügel, Rögle BK, 2004)

Foto: © GEPA

Marco Kasper im österreichischen Nachwuchseishockey: Ein hervorragender Playmaker mit sanften Händen, vor allem im Powerplay ein Produzent. Fast immer Center. Mehr Vorbereiter als Abschlussspieler.

Marco Kasper heuer in der SHL bei Rögle: Ein Gate-Crasher, der sich bei jeder Gelegenheit Richtung Crease orientiert, von dort den Großteil seiner Tore erzielt und völlig furchtlos agiert. Eine Art Power-Winger. Mehr Abschlussspieler als Vorbereiter.

Die schwedischen Scouts kenne vor allem Variante 2, auch wenn sie ihn heuer im ÖEHV-Team im November (wo B-Auswahlen von B-Nationen aufeinandertrafen) auch außerhalb Schwedens sehen konnten.

Kasper wird seinen jetzigen Status bei der WM eher nicht verändert sehen, außer er schnallt sich das Team auf den Rücken oder agiert lustlos (beides sehr unwahrscheinlich). Er sollte wieder seine Rolle im Sichtbereich des gegnerischen Goalies ausfüllen, dort für Unruhe sorgen, gleichzeitig aber auch eine Passoption im Offensivspiel sein.

Die Frage ist, wie viel Zeit Österreich vor allem gegen die stärkeren Teams im Angriff verbringen wird. Ist jedoch nicht nur ein Rammbock, sondern hat Stock stets für Pässe bereit und verschafft sich Zeit und Raum im Cycling Game.

Hat körperlich immens zugelegt, aber immer noch nicht ausgewachsen und mit zunehmender Muskelmasse wird auch sein Eislaufen noch einmal dynamischer. Sein unerschrockenes Spiel mit Abschlusspotential um das Tor herum könnte in der NHL gut passen, verbunden mit seiner früheren Playmaker-Rolle wäre sein Upside natürlich noch appetitanregender.

Kommentare