So nah, und am Ende doch so fern.
Österreichs Traum vom WM-Viertelfinale platzte im letzten Gruppenspiel durch eine 2:4-Niederlage gegen Großbritannien. Der Spielbericht >>>
Ausgerechnet gegen den Fix-Absteiger spulte das ÖEHV-Team die wohl schlechteste Leistung des gesamten Turniers ab und wird die Eishockey-Weltmeisterschaft auf dem zehnten Gesamtplatz beenden. Das beste Ergebnis seit 2003 ist letztendlich nur ein schwacher Trost.
"Es ist sehr bitter für uns, dass wir die Chance auf das Viertelfinale nicht genutzt haben", sagte Clemens Unterweger.
Der Knoten, der sich nicht löste
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Der KAC-Verteidiger brachte seine Mannschaft zu Beginn des zweiten Drittels noch in Führung. Der erste Spielabschnitt verlief torlos, aber mit spielerischen Vorteilen für die ÖEHV-Auswahl.
"Bis dahin hatten wir alles unter Kontrolle und haben im zweiten Drittel so gespielt, wie wir uns das vorgenommen haben", meinte der 1:0-Torschütze. Teamchef Roger Bader dachte, dass damit der Knoten gelöst war und man befreit aufspielen werde.
Das Gegenteil war der Fall. Vier Minuten nach dem Führungstor musste eine zweiminütige doppelte Unterzahl überstanden werden, in der Großbritannien der Ausgleich gelang. Das Momentum wechselte damit die Seite.
Für Unterweger der Knackpunkt. "Danach haben wir nicht mehr ins System zurückgefunden", erklärte der Defender. Die Mannschaft verkrampfte, wollte das Spiel "mit der Brechstange" wieder auf seine Seite ziehen, so Kapitän Thomas Raffl.
"Sie waren einfach nervös"
Es entstanden Lücken, "die die Briten ausgenutzt haben". Großbritannien zog auf 4:1 davon, Mario Hubers Powerplay-Tor kurz vor Spielende war nur Makulatur.
Warum das ÖEHV-Team nicht an die vergangenen Spiele anschließen konnte? "Vermutlich war es eine Nervensache", sagte Teamchef Bader. "Die Mannschaft hat genau gewusst, dass sie eine exzellente Chance auf das Viertelfinale hat, die wahrscheinlich nicht jedes Jahr kommt."
Man sei nie richtig ins Rollen gekommen. "Wir haben in der eigenen Zone nicht so gut wie in den anderen Spielen verteidigt. Wir hatten Mühe, zu Abschlüssen zu kommen", analysierte Bader und sprach von einem "verdienten Sieg" der Briten.
Seine Spieler seien entschlossen gewesen, die eigenen Hausaufgaben zu erledigen und Finnland im Kampf um das Viertelfinale unter Druck zu setzen. "Jeder hat daran geglaubt. Wir hätten alle gerne Schweiz gegen Finnland angesehen", betonte Unterweger.
"Uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Es wird auch nächstes Jahr zuerst einmal darum gehen, den Klassenerhalt zu erreichen."
Doch es sollte nicht sein. Bader nahm dies seiner Mannschaft nicht übel: "Sie waren einfach nervös."
Kein "Fleck" in der WM-Bilanz
Einen "Fleck" in der allgemeinen WM-Bilanz stelle diese Niederlage nicht dar.
"Was Österreich bei dieser WM ausgelöst hat, war nicht normal", wusste der Teamchef. "Wir haben eine Euphorie entfacht. Es haben sich viele Leute für Eishockey interessiert, die dies normalerweise nicht tun."
Dass im letzten Spiel der WM Nerven gezeigt wurden, sollte dem Team verziehen werden und "nichts daran ändern", dass Österreich ein unglaubliches Turnier gespielt und für viele Highlights gesorgt hat.
Und etwas Positives versucht Bader auch noch aus dem 2:4 zu ziehen. "Uns wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Es wird auch nächstes Jahr zuerst einmal darum gehen, den Klassenerhalt zu erreichen, bevor wir von anderen Dingen träumen."