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ÖEHV: Ein Abend voller Emotionen und Freudentränen

Das historische Comeback ließ niemanden kalt. Gibt es eigentlich schönere Klänge als den Zillertaler Hochzeitsmarsch? Ein Kommentar:

ÖEHV: Ein Abend voller Emotionen und Freudentränen Foto: © GEPA

Die Stimme ist heiser, der Hals kratzt leicht und bei jedem Video, das in den Sozialen Medien kursiert, kommen diese unglaublichen Emotionen wieder hoch.

Österreichs legendäres 6:7 nach Overtime gegen Kanada hat beim Schreiber dieser Zeilen seine Spuren hinterlassen. Es ist nach wie vor schwierig, die richtigen Worte für dieses Spektakel zu finden.

Deshalb könnte es an dieser Stelle auch zu einem Überfluss an Superlativen kommen. Das sei bitte verziehen. Aber folgende Frage muss gestellt werden: Was für ein geiles Spiel haben wir gestern erleben dürfen?

Ein besseres Testspiel wurde in Windeseile historisch

Zugegeben, die ersten 40 Minuten haben sich wie ein besseres Testspiel vor 14.000 Zuschauern angefühlt.

Auf der einen Seite der Rekordweltmeister, der phasenweise Hösche spielte. Der Versuch mitzuzählen, wie oft sich die Kanadier den Puck präzise zuspielten, dieser förmlich auf dem Schläger klebte, ist nicht nur einmal gescheitert.

Auf der anderen Seite war ein tapferes Österreich, das im Rahmen seiner Möglichkeiten spielte, hier und da gute Phasen als Teil-Erfolg verbuchen konnte. Doch niemand, wirklich niemand konnte vorhersehen, was in diesem Schlussdrittel passieren würde.

Auf der Medientribüne machten sich manche schon Gedanken darüber, was man zu diesem Spiel überhaupt schreiben solle. Eine echte Geschichte drang sich nicht gerade auf.

Stattdessen wurde sich köstlich über die Playlist, die neben dem Radetzky-Marsch und "Anton aus Tirol" diverse weitere österreichische Klassiker beinhaltete, amüsiert. Zwischendurch ertönte genau sechsmal "Live is Life" von Opus. Das Lied ist der kanadische Torsong bei dieser WM.

Wenn es nichts Schöneres als den Zillertaler Hochzeitsmarsch gibt

Doch plötzlich schien die Scheibe steckengeblieben zu sein. Dafür schallte es den Zillertaler Hochzeitsmarsch durch die O2-Arena in Prag. Einmal, zweimal, dreimal, viermal, fünfmal - an diesem Abend gab es keine schöneren Klänge als diese.

Die Halle explodierte, als Marco Rossi die Scheibe zum 6:6 unter die Latte hob.

Vor lauter Freude wurde auch die eine oder andere Träne vergossen. Auf den Fan-Tribünen lagen sich alle in den Armen, schauten mit offenem Mund auf die Anzeigetafel und konnten nicht fassen, was sich hier ereignete.

6:6. Fünf Tore in einem Drittel. Gegen den Rekordweltmeister, Titelverteidiger. Das wird sich auf ewig surreal anhören.

Wer nicht zu den über 14.000 Glücklichen zählte, die dieses historische Spiel vor Ort erlebten, war beim ORF in guten Händen. Kommentator Daniel Warmuth schrie beim Ausgleich wohl jedem Eishockey-Fan aus der Seele, in seinen Worten steckte pure Ekstase.

Sein Goal Call wird ohne Wenn und Aber zu einem Stück österreichischer TV-Geschichte werden.

Auch wenn ein kleiner Wermutstropfen durch den verpassten Zusatzpunkt blieb, kann man nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Das wusste auch Teamchef Roger Bader, der seinen Spielern prompt bis Mittwochabend freigab. Um die Momente auszukosten, dieses Gefühl sacken zu lassen.

Heute genießen, morgen wieder voller Fokus auf den Klassenerhalt

Danach müssen die Sinne wieder geschärft werden. Jeder Punkt gegen eine Großnation wird natürlich gerne mitgenommen, die echten Schlüsselspiele gegen Norwegen und Großbritannien warten erst.

Das werden völlig andere Spiele, in denen der Druck merklich höher sein wird. Das kann zur Folge haben, dass man wie in der Vergangenheit öfters etwas gehemmt wirkt.

Doch wenn sich das Team auf seine Stärken konzentriert, das Spiel wie gegen die Schweiz und Kanada einfach hält, das gewonnene Selbstvertrauen mitnimmt und immer an seine Chance glaubt - dann sollte das Ziel Klassenerhalt unter einem guten Stern stehen.


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