Das Kräftemessen mit vier Eishockey-Großmächten hat für Österreichs U20-Team bei der WM erwartungsgemäß eine klare Erkenntnis gebracht: Die Kluft zur absoluten Weltspitze ist groß.
In Edmonton gab es gegen die USA (0:11), Schweden (0:4), Russland (1:7) und Tschechien (0:7) nur kleine Teilerfolg, mit Torhüter Sebastian Wraneschitz aber auch einen großen Gewinner.
Für Teamchef Roger Bader ist klar: Die Talente brauchen mehr Spielpraxis - in der Liga, aber auch im Nachwuchs gegen Top-Nationen.
"Die Qualität ist viel höher"
Österreich war zum vierten Mal bei einer U20-A-WM, an der nur zehn Mannschaften teilnehmen, dabei. Der erhoffte erste Sieg überhaupt war deutlich außer Reichweite. Dass es für sein Team nichts zu holen gab, ist für Roger Bader keine Überraschung.
"Solche Resultate sind normal, die Qualität ist viel höher. Wir waren chancenlos, hatten aber einige gute Perioden gegen übermächtige Gegner", erklärte der Teamchef.
Weitere Chance für ÖEHV-U20
Dass sein Team in der Vorrunden-Gruppe B ausschließlich auf Top-Nationen traf, tat sein übriges. "Es war ein bisschen unglücklich mit vier Mannschaften der Top 6. Ich glaube, wir sind nicht so weit weg von Deutschland, Schweiz oder Slowakei", meinte Bader mit Blick auf die Gruppe A.
Vielleicht können die rot-weiß-roten Junioren, die mit der Slowakei die jüngste Mannschaft bildeten, nächstes Jahr den Beweis dafür antreten. Da es aufgrund der Corona-Pandemie heuer keinen Absteiger gibt, sind die Österreicher auch 2021 in Edmonton und Red Deer, dann hoffentlich mit Zuschauern, bei der A-WM dabei. Elf Spieler können zurückkehren, ihnen sollte die Erfahrung heuer helfen. Es bedarf aber mehr.
Talente brauchen Spielpraxis
Körperlich stärker werden, Spielpraxis in starken Ligen sammeln und ein Ausbau des Nationalteam-Programms sind für Bader essenziell, um sich der Spitze annähern zu können.
Der Schweizer berichtete, dass ein Talent seines Heimatlandes zwischen der U16 und der U20 rund 50 Spiele gegen die Topnationen absolviert, ein österreichischer Alterskollege kaum eines. "Je mehr man gegen so gute Gegner spielt, desto mehr lernt man, die Spielgeschwindigkeit und die Intensität zu adaptieren", erklärte Bader.
Genauso wichtig ist für ihn, "dass Spieler in einer Liga spielen, wo sie permanent auf hohem Niveau gefordert werden. Das ist der Weg, wo man sich entwickelt. Man kann nicht zaubern".
16 Spieler des 24-Mann-Kaders kommen von heimischen Clubs, sieben sind in dieser Saison in der ICE Hockey League zum Einsatz gekommen, mit Jacob Pfeffer und Clemens Krainz (beide Graz99ers) aber nur zwei halbwegs regelmäßig.
Goalie macht auf sich aufmerksam
Sebastian Wraneschitz stand für die Vienna Capitals sechsmal auf dem Eis und machte nun in Kanada viel Werbung in eigener Sache. Der 18-Jährige stand unter Beschuss wie kein zweiter Torhüter dieser WM (194 Torschüsse in drei Spielen), war aber stets fokussiert und verhinderte mit vielen guten Paraden noch höhere Niederlagen.
"Der wenig bekannte österreichische Torhüter wurde zu einer Sensation nach großartigen Leistungen gegen zwei der Großmächte", schrieben die Experten von "The Hockey News" nach der Schweden-Partie. Da erst 18 Jahre, kann Wraneschitz auch nächstes Jahr wieder dabei sein.
Rossis Abschied vom Nachwuchs
Für Kapitän Marco Rossi war das Turnier der Abschied aus dem Nachwuchs-Eishockey. Der 19-jährige Vorarlberger reist nach St. Paul weiter, um sich bei den Minnesota Wild im Trainingscamp ab 4. Jänner einen Kader-Platz für die am 13. Jänner beginnende NHL zu erkämpfen.
Der Center bekam einen Vorgeschmack, was in Zukunft auf ihn wartet. "Für mich war es sehr speziell, auch ich habe das erste Mal gegen solche Top-Nationen gespielt. Es war viel gute Erfahrung gegen die Topspieler der anderen Mannschaften", erklärte Rossi.