Die Eishockey-WM in Finnland und Lettland läuft für Österreich wie eine hängengebliebene Schallplatte ab.
Auch gegen Deutschland hatte das ÖEHV-Team durchaus Chancen, Punkte zu entführen. Das DEB-Team war nur 24 Stunden nach dem ersten Gruppensieg über Dänemark (6:4) angeschlagen, wirkte etwas müde und war weit von einem übermächtigen Gegner entfernt.
Doch wieder brachte sich die Mannschaft von Roger Bader mit kapitalen Patzern in der Defensive um Zählbares. Am Ende steht mit einem 2:4 die fünfte Niederlage im fünften Spiel (Spielbericht >>>), womit es am Montag gegen Ungarn (19:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>) das Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt geben wird. Die Tabelle der Gruppe A >>>
Eigenfehler führen zur nächsten Pleite
Anfangs wirkte Österreich noch eingeschüchtert, mit dem ersten schweren Schnitzer von David Maier schoss Nico Sturm die Deutschen auch prompt in Führung.
"Da gibt es nichts schönzureden, das war einfach mein Fehler. Ich probiere zu sehr die Scheibe zu gewinnen, er macht einen guten Move. Das ist meine Schuld, es war einfach schlecht verteidigt von mir", betreibt der KAC-Verteidiger im "ORF"-Interview Selbstkritik.
Ein gutes Powerplay wenige Minuten später gab dem rot-weiß-rot Rückenwind, Haudum und Rossi ließen Großchancen liegen, ehe der nach einer gegen die USA erlittenen Prellung wieder spielfitte Bernd Wolf (11.) mit einem Schlagschuss den Ausgleich besorgte.
Doch das Glück ist den Österreichern weiter nicht hold. Benjamin Nissner fälschte die Scheibe unglücklich ins eigene Tor ab, Deutschland führte wieder mit 2:1. "Ich habe einfach versucht, den Gegner zu stören, aber ich habe nur die Scheibe erwischt und sie ist genau durch die Beine von David (Kickert, Anm.)", beschreibt Nissner die Szene aus seiner Warte.
"Zu hastig" und "verwirrend" in der defensiven Zone
Auch im Mittelabschnitt spielte die Bader-Truppe auf Augenhöhe mit, doch wieder führte inkonsequente Abwehrarbeit zu einem Gegentor. Wojtek Stachowiak konnte seelenruhig durch das österreichische Drittel spazieren und Kickert den Puck durch die Beine spielen.
Nach dem Anschlusstreffer von Haudum im dritten Abschnitt besorgte Sturm mit einem Empty Netter den 2:4-Endstand. "Wir haben brav gespielt, vielleicht noch etwas zu wenig geschossen haben. Es war ein enges Spiel, wo eigene Fehler entschieden haben", meint Maier.
Deutschland sei "mit etwas Glück und besserem Verteidigen" schlagbar gewesen, ist sich der Verteidiger sicher. Auch Thimo Nickl schmerzt die Niederlage. "Wir waren offensiv relativ stark zu gewissen Zeiten, dadurch haben wir aber auf die Defensive vergessen. Dann haben wir leider blöde Fehler gemacht", sagt der Schweden-Legionär.
Die wiederholten Patzer in der eigenen Verteidigung erklärt sich der Rechtsschütze folgendermaßen: "Das ist mit dem Wechselspiel, das wir oft spielen, auch manchmal verwirrend. Das müssen wir besser machen, fokussierter bleiben und dann sollte so etwas nicht passieren."
Manchmal sei man in der defensiven Zone auch einfach "zu hastig und einen Schritt zu aggressiv", findet Nissner. "Wir sollten vielleicht mehr die Positionen halten, energiesparender spielen. Dann würden sich auch mehr Möglichkeiten in der Offensive ergeben", so der Salzburg-Crack.
Warum Bader "mit fast allem zufrieden" war
Während sich das Team bereits in Selbstkritik übt und jene Dinge herausstreicht, die es zu vermeiden gilt, ist Teamchef Roger Bader nach "unserem bisher besten Spiel bei dieser WM" mit "fast allem zufrieden" gewesen.
"Wir haben im Powerplay gut gespielt, viele Torchancen herausgespielt in der Art und Weise, wie wir es auch wollten. Manche gingen neben das Tor, manche wurden geblockt, aber Möglichkeiten hatten wir viele. Das sieht man auch bei der Expected-Goal-Statistik, die für uns spricht", begründet der Schweizer seine Sichtweise.
Die Defensivleistung sei ebenfalls "gut" gewesen. "Das zweite Gegentor ist etwas unglücklich, beim dritten Tor ist der Gegenspieler alleine vor das Tor gekommen. Das kann man vielleicht auch abwehren", lautet die Analyse des 58-Jährigen. Dass man Deutschland die Treffer auf dem Silbertablett serviert hätte, verneint er.
Für Bader kommt es auch nicht überraschend, "dass Mannschaften mit besserer Qualität in der Chancenverwertung besser als wir sind." Wichtig sei nur, dass seine Mannschaft wieder "einen Schritt nach vorne gemacht hat. Leider sind wir nicht mit Punkten belohnt worden", hadert Bader.
Der am Samstagnachmittag im Duell mit Gastgeber und Titelverteidiger Finnland (15:20 Uhr im LIVE-Ticker und im ORF1) die nächste Steigerung sehen will. Und am Montag gegen Ungarn "wollen wir so auftreten, wie wir heute aufgetreten sind", so der Teamchef.
"Dann hoffen wir auch, dass wir das Quäntchen Glück, das wir bisher noch nicht hatten, auch haben werden", hofft Bader abschließend.