Und wieder stehen bei einem österreichischen Spiel während der Eishockey-WM in Finnland und Lettland die Worte "Effizienz" und "Chancenverwertung" im Mittelpunkt.
Das ÖEHV-Nationalteam musste sich 24 Stunden nach der 2:6-Blamage gegen Dänemark den USA im vierten Gruppenspiel mit 1:4 geschlagen geben und bleibt in der Gruppe A weiter mit einem Zähler auf Platz sieben. Die Tabelle >>>
Möglichkeiten auf mehr als dieses eine, zugleich wunderschöne Tor im Powerplay von Thomas Raffl waren vorhanden. Doch Österreich lässt vor dem gegnerischen Gehäuse einfach jene Kaltschnäuzigkeit vermissen, die sie letztes Jahr noch ausgezeichnet hat.
Nur 4,65 Prozent der 86 abgegebenen Torschüsse fanden bisher ihren Weg ins Tor, erst vier Mal wurde der "Zillertaler Hochzeitsmarsch" in Tampere angestimmt. Auch gegen die weiter makellosen US-Amerikaner fehlten in vielen Situationen die berühmten Zentimeter auf einen Torerfolg.
"Natürlich ist es etwas zum aus der Haut fahren. Uns hat das Pech auch in den letzten Spielen verfolgt", seufzt Lukas Haudum im "ORF"-Interview. Dass man gute Chancen kreiere, sieht der KAC-Crack als "gutes Zeichen. Deswegen haben wir am Ende hoffentlich das Glück des Tüchtigen", sagt er.
Drittes Powerplay-Tor im vierten Spiel
Auch gegen die USA war das nicht der Fall, aber im Vergleich zum Spiel gegen die Dänen wirkte das ÖEHV-Team wieder viel befreiter, setzte die einfache und geradlinige Spielweise von Teamchef Roger Bader nahezu konsequent um.
Das US-Team dagegen spielte offensichtlich mit angezogener Handbremse, wurde es brenzlig, wurde diese gelöst. Wie vor dem 0:1 von Rocco Grimaldi, als der Puck gut über mehrere Stationen lief, Österreich stets einen Schritt zu spät war und der 1,68-Meter-Mann einnetzte.
Die Bader-Truppe brauchte ein paar Minuten, um diesen Schock zu verdauen. Denn bis dahin hielt man gut mit, fand man bereits einige Tormöglichkeiten vor. Im Powerplay war es schließlich Kapitän Raffl, der eine Zauber-Kombination über Dominique Heinrich, Marco Rossi und Peter Schneider nur noch ins leere Tor vollenden musste.
"Das Powerplay läuft ziemlich gut. Wenn wir eine Chance haben, müssen wir sie sofort nutzen", verdeutlicht Schneider. Drei der vier ÖEHV-Tore bei dieser WM wurden in Überzahl erzielt, jeweils traf Raffl nach Vorlage von Schneider.
USA nützte Fehler eiskalt aus
Doch die Freude währte nach einer Aneinanderreihung von kleinen Fehlern nicht lange und Carter Mazur brachte die USA eine Minute vor der zweiten Drittelpause wieder in Front. "Das 1:2 war ein Wechselfehler, das haben sie eiskalt ausgenutzt", ärgert sich Haudum.
Der Nackenschlag erfolgte mit dem 1:3 durch Lane Hutson. "Die Scheibe ist durchgekommen, wir sind beide draufgegangen und er hat die Scheibe leider das Äutzerl schneller erwischt", beschreibt Torhüter Bernhard Starkbaum, der sonst eine tadellose Performance ablieferte, die bittere Szene. Das Empty-Net-Tor zum 1:4-Endstand war Ergebniskosmetik.
Wäre mehr möglich gewesen? "Wenn man sich die Kader anschaut, hätte ich Nein gesagt. Wenn man sich das Spiel anschaut, dann wahrscheinlich schon", meint Schneider, der hinzufügt: "Da braucht es aber einen Sternstunden-Tag von uns und einen schlechten Tag von denen."
Mit der Leistung könne man über weite Teile zufrieden sein, sagt auch Haudum. "Wir haben großteils super Eishockey gezeigt, so wie es auf dem Level gehört und teilweise echt gute Phasen gehabt. Wir sind in der D-Zone auch stabil gewesen, dann haben halt die Kleinigkeiten entschieden."
Bader trauert vergebenen Chancen nach
Roger Bader war trotz der vierten Niederlage im vierten WM-Spiel stolz auf sein Team. "Wahrscheinlich war die Leistung sogar besser als letztes Jahr, als wir einen Punkt geholt haben", befindet der Schweizer.
Um die Mannschaft nach dem bitteren Dänemark-Spiel wieder aufzubauen, wurden den Spielern noch am Mittwochmorgen viele Szenen gezeigt, "die eindeutig gut waren. Damit sie das Selbstvertrauen nicht verlieren", erklärt Bader.
Am Nachmittag sei dann das Powerplay exzellent gewesen, "das Boxplay war ebenfalls unglaublich stark. Schade war nach dem Ausgleich das schnelle Gegentor, dann gleich zu Beginn das dritte Gegentor. Wir haben viele Chancen liegengelassen, nicht nur den Penalty sondern auch danach exzellente Chancen", trauerte auch der Teamchef den vergebenen Möglichkeiten nach.
Er merkt allerdings auch an: "Auf diesem Niveau muss alles schneller gehen, das sind wir nicht gewohnt. Man sieht bei den Top-Nationen, die schließen immer direkt."
Darum spielt man gegen Top-Nationen simples Eishockey
Dass die USA am Ende verdient gewonnen hat, wollte niemand verhehlen. Dass man sowohl gegen Schweden als auch das US-Team einfacher und geradliniger spielt, allerdings auch nicht. Womit das zusammenhängt?
"Gegen die besseren Mannschaften hat man nicht das Gefühl, ständig produzieren zu müssen. Wir wissen, dass wir passiv spielen müssen, sonst schwimmen wir hinten", erklärt Haudum.
Gegen die vermeintlich leichteren Gegner mache man zu viel auf, sei teilweise zu lange an der Scheibe, halte das Spiel nicht so einfach wie gegen die guten Nationen. "Das macht den Unterschied aus", betont der Angreifer.
Reinbacher am Donnerstag erstmals wieder am Eis
Nun steht für Österreich wieder ein spielfreier Tag an, ehe am Freitag das Nachbarschaftsduell mit Deutschland (19:20 Uhr im LIVE-Ticker >>> und auf ORF Sport +) wartet.
Die Rückkehr von Abwehr-Talent David Reinbacher wird sehnsüchtig erwartet, ob es allerdings schon für Deutschland reicht, traut sich Bader nicht zu prognostizieren.
Der 18-Jährige werde am Donnerstag das erste Mal seit der Verletzung mit einer extra angefertigen Schiene aufs Eis gehen. "Dann werden wir entscheiden, ob ein Einsatz gegen Deutschland möglich ist", so der Teamchef.