Tschechische Republik Tschechische Republik CZE
Österreich Österreich AUT
Endstand
4:0
1:0, 2:0, 1:0
news

ÖEHV-Team: "Wir müssen uns nicht genieren"

Die Gegentreffer fielen zu ungünstigen Zeitpunkten. Für die Leistung musste man sich aber nicht genieren. Der Rechenschieber kann bald ausgepackt werden.

ÖEHV-Team: Foto: © GEPA

Auch wenn jeder davon geträumt hat: In Prag können nicht jeden Tag neue Wunder geschehen.

Etwas mehr als 24 Stunden nach dem überwältigenden Last-Minute-Sieg über Olympiasieger Finnland unterlag Österreich am Freitagabend dem WM-Gastgeber mit 0:4. Der Spielbericht >>>

Das letztendlich deutliche Ergebnis lässt es auf den ersten Blick zwar nicht vermuten, doch den zu Beginn sichtlich nervösen Tschechen wurde über weite Strecken ein harter Kampf geboten, der auch in die Richtung der ÖEHV-Truppe hätte ausschlagen können.

"Wir haben ein gutes Spiel gemacht", lautete Clemens Unterwegers Fazit. "Sie waren effizienter, haben die Tore geschossen."

Eine Abwehrschlacht und die Hoffnung auf das 0:0

(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)

Die Anfangsphase verlief ähnlich zu den Partien gegen Kanada und Finnland.

"Im ersten Drittel sind wir überfahren worden", sagte Teamchef Roger Bader. "Wir haben das auch erwartet, wussten, dass sie die Scheibe mit irrsinnig viel Geschwindigkeit hinter unsere Verteidiger bringen werden".

Der einzige Unterschied: Die Null konnte lange gehalten werden. 28 Sekunden vor der Drittelpause, zu diesem Zeitpunkt war Österreich bereits im Spiel angekommen, bekam Tschechien einen Penalty-Shot zugesprochen.

Ondrej Kase konnte von Unterweger nur mehr regelwidrig am Abschluss stoppen, der tschechische Stürmer war nach einem beeindruckenden Antritt alleine vor David Madlener aufgetaucht.

"Er ist mir einen Schritt entwischt, vor mir reingezogen. Ich habe dann die Notbremse getätigt, kann man so geben", meinte der Übeltäter und fügte hinzu: "Den Penalty hat er eiskalt verwertet."

Dem Gastgeber und seinen Fans fiel etwas Last von den Schultern, aus heimischer Sicht wurde das 0:1 zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kassiert. "Wir haben eine Abwehrschlacht im ersten Drittel geboten, hofften das 0:0 in die Pause zu nehmen", so Bader.

Der Doppelschlag zog Österreich den Stecker

Das Team sah sich neuerlich einem Rückstand entgegen, doch mit Rückschlägen weiß die Mannschaft bei dieser WM umzugehen.

Während die Tschechen abgeklärt, aber keineswegs befreit wirkten, sich immer wieder auf Scharmützel einließen, nahm Österreich das Heft im zweiten Drittel klar in die Hand. "Wir sind mit Moral aus der Kabine raus, die ersten zehn Minuten waren richtig gut", freute sich der Schweizer.

Nur ein Treffer wollte nicht gelingen, obwohl es einige Chancen gab. Ein frühes Powerplay brachte Schwung, daraufhin wurde Marco Rossi im Konter von NHL-Keeper Petr Mrazek gestoppt. Dazu ließ Paul Huber vor dem freien Tor einen Hochkaräter aus. Das 1:1 wäre "durchaus verdient gewesen", glaubte der Teamchef. "Vielleicht wäre es dann noch spannend geworden."

Stattdessen sorgte Tschechien mit zwei Powerplay-Toren binnen 64 Sekunden für eine Vorentscheidung. "Natürlich hat das etwas den Stecker gezogen. Dieser Doppelschlag war unglücklich", gab Bader zu.

"Wir müssen uns nicht genieren"

Die mit 17.413 Fans ausverkaufte O2-Arena verwandelte sich zunehmend in ein Tollhaus, beim 4:0 von David Tomasek nur 91 Sekunden nach Beginn des Schlussabschnitts brachen endgültig alle Dämme.

In weiterer Folge hätte sich die Mannschaft "immer noch gut verkauft und gut verteidigt", meinte Bader und betonte: "Wir müssen uns für die heutige Leistung nicht genieren."

Manuel Ganahl haderte beim ORF mit dem "Momentum", das diesmal nicht auf Österreichs Seite gewesen sei. Nichtsdestotrotz konnten die Spieler mit ihrer gebotenen Leistung wieder zufrieden sein.

"Sie sind mit allem gekommen, was sie gehabt haben, sind über die vollen 60 Minuten am Gas geblieben. Es war für uns eine richtige Challenge, aber wir haben wieder sehr viel richtig gemacht", konstatierte der baldige Graz99ers-Angreifer.

Das Team nimmt "einige positive Dinge" mit

Unterweger stimmte zu: "Wir können einige positive Dinge aus diesem Spiel mitnehmen." Die da wären? "Wir haben gesehen, dass wir auch mit Tschechien spielen können, wenn wir geradliniges und einfaches Eishockey spielen. Das zeichnet uns aus."

In der Defensiv-Zone präsentierte man sich bei numerischer Ausgeglichenheit solide, konnte sich auch unter Druck ohne große Probleme befreien. Darüber hinaus hätte man bewiesen, "wenn wir aggressiv und körperbetont spielen, können wir mit jeder Mannschaft mitspielen."

Der Teamchef fasste die Frage, was nun anders als gegen Kanada und Finnland gewesen sei, treffend zusammen: "Wir haben keine Tore geschossen, sonst war nicht so viel anders."

Allmählich beginnen die Rechenspiele

Am Samstag wartet auf das ÖEHV-Team nach zwei kräfteraubenden Begegnungen ein spielfreier Tag, ehe sich am Sonntag gegen Norwegen (16:20 Uhr im LIVE-Ticker >>>) die erste Möglichkeit bietet, den Klassenerhalt zu fixieren.

"Wir werden die Mannschaft sicher so einstellen, dass sie sich auf das Spiel konzentriert und wir dieses gewinnen wollen. Was die Folge daraus ist - solche Gedanken lenken nur ab."

Roger Bader lässt sich auf keine Rechenspiele ein

Vorausgesetzt, dass Großbritannien auch nach dem Samstagabend-Spiel gegen Tschechien punktelos bleibt, würde der Auswahl von Roger Bader ein Sieg nach Overtime oder Penaltyschießen reichen, um vorzeitig das Ticket für die A-WM 2025 zu buchen.

Selbst bei einer Niederlage muss es nicht zwingend auf ein Entscheidungsspiel hinauslaufen, wenn Norwegen am Montag gegen die Briten Schützenhilfe leisten würde.

Viele Wenns und Abers, die Bader nicht im Geringsten tangieren. "Wir werden die Mannschaft sicher so einstellen, dass sie sich auf das Spiel konzentriert und wir dieses gewinnen wollen. Was die Folge daraus ist - solche Gedanken lenken nur ab."

Mit der längst überstrapazierten Floskel "Wir schauen von Spiel zu Spiel" ist das Nationalteam bislang gut gefahren - warum also etwas daran ändern?


Ranking: Österreichs beste Eishockey-Cracks aller Zeiten

Kommentare