Schnelles Langlaufen und flotte Sprüche - beides ist von Mika Vermeulen auch in der anstehenden WM-Saison zu erwarten.
Der Steirer verhehlt nach seinem ersten Weltcup-Podestplatz und weiteren Spitzenrängen im vergangenen Winter nicht, wo die Reise hingehen soll. "Ich will den nächsten Schritt in Form des ersten Sieges setzen. Wenn das bei der WM in Trondheim ist, freut es mich umso mehr", sagt Vermeulen.
Vermeulen will aber nicht alles auf die WM in seiner norwegischen Wahlheimat fokussieren. "Es gibt viele Möglichkeiten, ein Rennen zu gewinnen. Wo, ist mir wurscht", meint der Ramsauer und bekräftigt seine großen Ambitionen.
"Ich will zu den Allerbesten gehören. Dazu gehört man nur, wenn man Rennen gewinnt." Außerdem träumt der 25-Jährige schon von Olympia-Edelmetall im übernächsten Winter. "Da ist ein Event mit ein paar farbigen Ringen, von dem ich gern mit mehr Gepäck heimfahren würde."
"Viermal das Gefühl, dass ich mich anspeibe"
Dafür nimmt Vermeulen einiges in Kauf. "Langlaufen ist kein Spiel, sondern Ausdauersport am höchsten Niveau. Ab dem ersten Moment ist es vorbei mit lustig, es geht es um leiden, das brennt in Lunge und Haxen. Ich habe pro Rennen vermutlich viermal das Gefühl, dass ich mich gleich anspeibe. Dafür muss man bereit sein."
Auch mentale Arbeit helfe beim Erreichen seiner hohen Ziele. "Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man visualisiert, es spürt und sich traut, es zu formulieren. Eine Voraussetzung, seine Ziele zu erreichen, ist, an seine Ziele zu glauben."
Ein anderer Erfolgsbaustein ist das Material. "Seit voriger Saison sind wir im Servicebereich komplett neu aufgestellt. Das war ein Gamechanger", sagt Vermeulen und verwies auf das ÖSV-Wachslerteam, das hervorragend arbeite.
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Seine Trainingsarbeit hat er zuletzt verstärkt solo absolviert. "Im Moment ist es eigentlich so, dass ich meinen Weg alleine gehe. Ich bin mein ganzes Leben schon ein Einzelgänger gewesen."
Als einsamen Wolf sieht er sich aber nicht. "Ein einzelner Wolf, aber nicht einsam." Schließlich treffe er im Training in Lillehammer regelmäßig beispielsweise mit seinen Nachbarn Haavard Taugböl und Martin Nyenget zusammen.
Letzterer gehört jenem elitären Norweger-Quartett an, das im Distanzweltcup 2023/24 besser als Vermeulen war.
Ein anderer Stellenwert
Dass er als Gast in der Hochburg des nordischen Sports ein erfolgreicher Langläufer geworden ist, macht Vermeulen stolz. "Hier in Norwegen Langläufer zu sein, ist etwas Schönes. In Österreich mit unserer Geschichte wird das Langlaufen als etwas Halbschwindliges angesehen. In Norwegen wird der Langläufer geschätzt. Das steigert das Selbstwertgefühl schon."
Seine Wahlheimat unterscheide sich einerseits gar nicht, auf der anderen Seite komplett von Österreich.
"In Bezug auf Infrastruktur und Möglichkeiten haben wir in der Ramsau alles, wahrscheinlich teilweise besser als in manchen Orten in Norwegen. In Bezug auf die Sportkultur ist Norwegen ganz anders. In Norwegen haben wir eine Bewegungskultur, Österreich hat eine Fernsehkultur."
Dass in Teilen des rot-weiß-roten Langlaufteams in der Vergangenheit - dank diverser Skandale aktenkundig - eine Dopingkultur herrschte, ärgert ihn nach wie vor. Seine Haltung ist eindeutig.
"Man tut es einfach nicht. Doping war vielleicht einmal ein Kavaliersdelikt, aber das ist es seit Jahren nicht mehr. Betrug und Leute zu bescheißen, ist gesellschaftlich nicht anerkannt. Ich glaube, das ist im Bewusstsein des Sports mehr oder weniger angekommen."
"Glaube, dass Betrüger, Doper früher oder später auffliegen"
Außerdem hofft er auf das Funktionieren der Kontrollmechanismen. "Ich glaube, dass Kriminelle, Betrüger, Doper früher oder später auffliegen. Es gibt sicherlich immer schwarze Schafe. Im Moment aber bin ich der Meinung, dass im Langlauf nicht großflächig gedopt wird."
Im Umgang mit dem leidigen Thema habe er viel von Teresa Stadlober gelernt. "Die hat immer gesagt: Du kannst dich nur auf dich selber fokussieren. Es geht darum, dass du morgens ohne schlechtes Gewissen in den Spiegel schauen kannst. Was andere tun, kannst du nicht beeinflussen."