Ihre Formsteigerung in den vergangenen Wochen lässt Österreichs Langlauf-Hoffnung Teresa Stadlober auf eine erfolgreiche Tour de Ski hoffen.
Die Salzburgerin hat sich im bisherigen Saisonverlauf nach einer lästigen Mittelfußverletzung in der Vorbereitung bereits mehrfach stark präsentiert. Ein vierter Platz über 10 km Skating in Davos sorgte rechtzeitig vor der Tour für zusätzlichen Auftrieb.
"Ich habe ein gutes Gefühl. Jetzt heißt es, das gute Feeling in die Tour mitzunehmen. Ich weiß, dass ich vorne mitlaufen kann, das habe ich gezeigt", sagt Stadlober vor dem am Samstag in Lenzerheide beginnenden Saisonhöhepunkt.
Trainingsrückstand als Problem
Sie erwarte sich nach reibungslosen Trainingseinheiten in Obertauern und Ramsau Spitzenresultate, im Idealfall solle ein Etappen-Podestplatz herausspringen. Ihr Bruder Luis falle leider wegen einer schweren Schulterverletzung nach einem Radsturz in Graz als Trainingspartner für die restliche Saison aus, bedauert Stadlober.
Sie selbst hatte im Sommer und Herbst aufgrund ihrer Gelenksblessur viel Trainingszeit verloren, vor allem in der klassischen Technik mussten viele Einheiten ausfallen.
Diesen Rückstand wieder gutzumachen, sei unmöglich. "Im Langlauf kann man nichts aufholen, man muss das Beste daraus machen. Das haben wir mit Alternativtraining gut hinbekommen."
Abgesehen von den Verletzungssorgen gab es für sie nach dem Umbau im ÖSV infolge des Seefelder WM-Dopingskandals aber glücklicherweise keine Einschränkungen. Das Budget sei dank der Verbandsunterstützung gesichert, ihr Betreuungspersonal unverändert gut aufgestellt.
Ihr Vater Alois Stadlober, der das Team über einen Verein organisiert, verwies ebenfalls auf den beträchtlichen Trainingsrückstand. "Man kann nur schauen, das abzufedern mit anderem Training, damit man wieder hinkommt. Sie hat bis 1. November 15 Prozent weniger trainiert als im Vorjahr, auch im intensiven Bereich weniger Prozente, dafür mehr Kraft für den Oberkörper. Da muss man schauen, wie sich das auswirkt."
Saisonstart "überraschend gut"
Die erfreulichen Weltcup-Leistungen seien aber ermutigend. "Mit den bisherigen Ergebnissen und der Euphorie passt es gut vor der Tour de Ski", sagt der Ex-Weltklasseläufer, für den der vierte Platz in Davos "fast zu schnell gekommen" ist.
Auch für seine Tochter ist der erfreuliche Saisonverlauf überraschend. "Ich hätte nicht gedacht, dass es schon so gut geht, besonders in Ruka." Ein gewissermaßen positiver Aspekt der Verletzung sei, dass sie nach einigem Hadern mittlerweile nicht mehr so verbissen sei. "Ich bin lockerer geworden, ich habe mir keinen Druck gemacht."
Kommt die 26-Jährige anders als im Vorjahr die gesamte Tour gesund durch, darf sie sich einen Spitzenplatz ausrechnen. Ihr bestes Topergebnis ist Gesamtrang fünf aus der Saison 2017/18.
Mit Lenzerheide, Toblach und Val di Fiemme sind es diesmal nur drei Stationen, das reduziert den Reisestress ein wenig. Außerdem gefällt Stadlober, dass erneut nur zwei Sprints zu laufen sind. Der Rest sind 10-km-Rennen in verschiedenen Formaten und der von vielen gefürchtete, von Stadlober aber durchaus geliebte Berglauf auf die Alpe Cermis, der erstmals als Massenstart ausgetragen wird.
Superstars fehlen
Nicht am Start ist Titelverteidigerin Ingvild Flugstad Östberg. Die Norwegerin war aufgrund einer Gesundheits-Schutzsperre in der laufenden Saison noch gar nicht zu sehen.
Details über die genauen Ursachen für ihr Fehlen wurden bisher vom norwegischen Verband nicht genannt. Laut Medienberichten soll ihr zu geringes Gewicht zur Zwangspause geführt haben.
Wegen einer Schutzsperre aus ähnlichen Gründen war zuletzt auch Schwedens Jungstar Frida Karlsson nicht dabei, sie muss wie Östberg auch bei der Tour passen.
Johaug ist hingegen nach ihrem Fehlen im Vorjahr zugunsten der WM-Vorbereitung wieder mit dabei. Angesichts ihrer bisher dominanten Auftritten wird der Sieg wohl nur über die ab Oktober 2016 wegen Dopings 18 Monate gesperrt gewesene Dreifach-Weltmeisterin von Seefeld führen.
Bei den Herren ist Johannes Hösflot Kläbo Titelverteidiger und Top-Favorit. Seine schärfsten Rivalen kommen einmal mehr aus seinem Norweger-Lager und aus jenem der Russen.